Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
ja da«, wich Julia aus. »Und ich hoffe, es lohnt sich auch.«
»Da können Sie aber mal Gift drauf nehmen«, lächelte Schreck und hob mit einem verschwörerischen Gesichtsausdruck die buschigen Augenbrauen. »Folgen Sie mir unauffällig«, winkte er den beiden zu und betrat die Kriminaltechnik. Julia erinnerte sich, dass Schrecks Arbeitsplatz sich irgendwo im hinteren Bereich befand, und sie beobachtete beim Durchqueren des Raumes ihre Kollegin, die den Blick ehrfürchtig über die teuren Gerätschaften wandern ließ.
Auf einer breiten Schreibtischplatte lag ein aufgeschraubter PC, verschiedene Kabel, die aus einem grauen Kabelkanal auf der Rückseite des Tisches quollen, führten in das Gehäuse hinein. Rechts davon lag ein Notebook, Julia vermutete, dass es sich um Bertrams Gerät handelte, es lag auf dem Kopf, und die Bodenplatte war entfernt. Hinter dieser Technikbaustelle ragte ein überdimensionaler Flachbildschirm hervor, dessen Bildschirmschoner den Schriftzug »Ich komme wieder« in wechselnden Farben über den schwarzen Hintergrund wandern ließ. Ein Filmzitat von Arnold Schwarzenegger, wie Julia sich erinnerte. Es gab immer wieder etwas Neues zu entdecken an Herrn Schreck, ein sympathischer Kollege, trainiert, dunkelbraunes Haar, markantes Gesicht und bestimmt zehn Jahre jünger als sie. Doch viel mehr interessierte sich die Kommissarin für die Fenster hinter dem Bildschirmschoner. Das ist mein Schicksal, gestand sie sich zerknirscht ein, an erster Stelle steht bei mir nun mal der Job, da kann ich nichts dran drehen.
»Ganz schönes Chaos«, kommentierte Kaufmann und deutete auf die aufgeschraubten Gehäuse.
»Leider war es damit auch noch nicht getan«, entgegnete Schreck. »Sehen Sie, die meisten denken, wenn Sie einen BIOS-Schutz einrichten, sei damit alles sicher. Doch das ist natürlich Quatsch …«
»BIOS-Schutz?«, fragte Julia dazwischen, genervt, dass sie offenbar die Einzige war, die mit diesem Begriff nichts anzufangen wusste. Sabine hatte nicht eine Miene verzogen.
»Verzeihung«, entschuldigte Schreck sich schnell, »bitte sehen Sie mir das nach. Das ist so, als ob Sie mir etwas über Verhörmethoden erzählen, da würde ich bestimmt nur Bahnhof verstehen. Aber sehen Sie, ich habe jeden Tag mit diesem Kram zu tun.«
»Schon gut.«
»Ich erklär’s Ihnen schnell, ist gar kein Hexenwerk. Jeder Computer verfügt über ein BIOS, ein integriertes Programm, durch das beim Einschalten des Computers das Betriebssystem gestartet wird. Man kann dort ein Passwort anlegen, ohne dessen Kenntnis ein Fremder den PC gar nicht erst hochfahren kann.«
Passwort – System – hochfahren. Im Geist versuchte Julia Durant, das eben Vernommene in einen für sie schlüssigen Zusammenhang zu setzen.
»Okay, weiter«, nickte sie dann.
»Einerseits eine gute Strategie«, erklärte Schreck, »denn im Gegensatz zu den Windows-Benutzerkonten gibt es hier kaum ein Hintertürchen. Das Problem hierbei ist: Das BIOS übt keinerlei Schutz auf die Hardware aus, will sagen, wenn ich die Festplatte einfach ausbaue, nützt das beste Passwort nichts mehr.«
»Hmmm, verstehe«, nickte Julia, »deshalb haben Sie hier eine solche Großbaustelle.«
»Genau. Der Laptop von Janine Skorzy zum Beispiel war einfach, der hatte so einen Schutz nicht. Dieser Bertram hingegen, da merkte man schon, dass der wusste, was er tat.«
»Informatikstudent eben«, kommentierte Kaufmann knapp.
»Das erklärt einiges«, nickte Schreck.
»Kommen wir nun einmal bitte zu den Inhalten«, drängte Julia. Ihr behagte es überhaupt nicht, hier unten zwischen all der Hightech zu sitzen, während draußen dieses kranke Schwein vielleicht schon das nächste Opfer anvisierte. Offenbar war Bertram ja ein reisefreudiger Mensch, diese Natalia aus München war das beste Beispiel dafür.
»Gut, fangen wir mit dem Notebook an. Das ist komplett sauber, er hat dort weder persönliche Daten noch Mediendateien gespeichert. Ein paar Projekte im Verzeichnis dieser Firma, iTeX24, ein entsprechender Internetzugang, das war es auch schon. Wenn überhaupt, dann ist das einzig Bemerkenswerte, dass er relativ viele Netzwerkprofile gespeichert hat. Man könnte fast meinen, dass er öfter mal auf schwarzer Welle gesurft ist.«
»Schwarzer was? «
»Das ist umgangssprachlich. Gemeint ist damit, wenn sich jemand in ein fremdes Drahtlosnetzwerk einloggt. Das kann passieren, wenn in einem Ballungsraum, zum Beispiel ein dichtes Wohnviertel oder ein Hochhaus,
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