Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
schleichen?«
»Nimm’s doch nicht persönlich«, versuchte Kullmer ihn zu beschwichtigen. »So war das nicht gemeint. Ich wollte damit nur sagen, dass es hinter den edlen Fassaden oft große und kleine Geheimnisse gibt und wir vielleicht deshalb nicht gleich kontaktiert wurden.«
»Mag ja sein«, knurrte Hellmer missmutig, »aber so weit waren wir doch längst.«
»Wie auch immer, wir gehen diesem Hinweis nach«, hakte Julia Durant ein. »Immerhin wäre das schon die zweite Spur, die nach München führt.«
Als Peter zu seinem Schreibtisch zurückkehrte, wartete bereits Doris Seidel auf ihn, einen Computerausdruck in der Hand.
»Das ist aber eine nette Überraschung«, lächelte er sie verliebt an, wie er es in den vergangenen Wochen wieder öfter tat. Zumindest war das Julia Durants persönlicher Eindruck. Seit der Bekanntgabe der Schwangerschaft schienen die beiden wieder unzertrennlich zu sein. Doch das war okay, denn Profis genug, um ihre Beziehung nicht die Arbeit belasten zu lassen, waren sie allemal.
»Ich bin nicht allein zu deiner persönlichen Freude da«, gab Seidel ihrem Partner zurück. »Hier«, sie wedelte mit dem Papier, »schau dir das an! Das hättest du mit einem einzigen simplen Anruf bereits auf dem Rückweg ins Präsidium haben können.«
Neugierig überflog Kullmer die wenigen Zeilen, es war eine Übersicht verschiedener Münchener Adressen, jeweils mit einigen Namen und mindestens einer Telefonnummer. Eine Zeile war mit grünem Textmarker hervorgehoben.
»Eine Autovermietung?«, las er ungläubig.
»Genau, und zwar direkt am Münchener Flughafen«, ergänzte Doris nickend. »Die Halterabfrage war eindeutig, ein Anruf in der Hauptzentrale, und sie wussten genau, um welchen Fahrzeugtyp und welche Station es sich handelte.«
»Respekt«, nickte Kullmer beeindruckt.
»Na ja, die meisten Autovermietungen benutzen bei ihren Fahrzeugen ganz typische Kennzeichenkombinationen, meist stehen diese in Verbindung mit dem Standort ihres Hauptfirmensitzes. Außerdem, so heißt es, gibt es dann noch die Regel, dass nach der Ortskennung immer zwei Buchstaben und vier Zahlen verwendet werden, angeblich sind das die ästhetischsten Kennzeichen, aber das sind Feinheiten, die nicht hierhergehören.«
»Stimmt, mich interessiert auch momentan viel mehr, wer den Wagen in den letzten Tagen gefahren hat«, erwiderte Hellmer mit hochgezogenen Augenbrauen.
»Das, mein Lieber«, zwinkerte Doris, »darfst du unter der markierten Telefonnummer gerne selbst herausfinden.«
Eine freundliche Frauenstimme piepste routiniert den Namen und Standort der Autovermietung ins Telefon.
»Guten Tag, Kullmer, Kripo Frankfurt. Es geht um eine Auskunft bezüglich eines Ihrer Fahrzeuge.«
»Wie war bitte der Name?«
Schon klang die Stimme nicht mehr ganz so freundlich. Das gezielte Kundenkontakt-Training, welches die Dame mit Sicherheit absolviert hatte, war gegenüber Behörden wohl nicht nötig. Wahrscheinlich ist sie sogar froh darüber, einmal nicht gekünstelt freundlich sein zu müssen, dachte Kullmer und wiederholte geduldig seinen Namen.
»Peter Kullmer, Kriminalpolizei Frankfurt am Main. Wir wenden uns an Sie, weil wir einen Ihrer Wagen überprüfen, ein BMW 1er Coupé, grau.«
»Und woher weiß ich, dass Sie wirklich von der Polizei sind?« Mittlerweile klang die Stimme richtiggehend unfreundlich und überhaupt nicht mehr piepsig. Zugegeben, die zahlreichen Aufklärungskampagnen zur Telefon- und Internetkriminalität schienen ihr Ziel erreicht zu haben. Die Menschen ließen sich allein durch das Nennen gewichtiger Behördennamen nicht mehr blindlings zur Herausgabe ihrer persönlichen Daten locken, zumindest die meisten, aber ein derartiges Misstrauen war ihm noch nie entgegengeschlagen.
»Entschuldigen Sie, Sie können mich gerne hier im Präsidium zurückrufen, oder ich schicke Ihnen ein Fax, sagen Sie mir einfach, wie ich mich legitimieren kann.«
Schweigen. Schließlich antwortete die junge Dame: »Ich rufe Ihre Zentrale an und lasse mich durchstellen. Geben Sie mir die Durchwahl, bitte!«
Drei Minuten später, die Zeit erschien ihm wie eine Ewigkeit, läutete sein Apparat, und er riss ungeduldig den Hörer ans Ohr. Es meldete sich eine fremde Männerstimme, tief und mit deutlichem Dialekt.
»Hier ist Joseph Lindner, grüß Gott, ich bin der Leiter dieser Station.«
Erneut stellte Kullmer sich vor und schilderte sein Anliegen. Lindner blieb freundlich und kooperativ.
»Herr Kullmer, das ist kein
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