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Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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Chefin?«
    »Du hast mir gerade noch gefehlt«, stöhnte Julia und fuhr sich dramatisch seufzend über die Stirn.
    »Bin schon wieder weg«, sagte Hellmer und wollte bereits auf dem Absatz kehrtmachen, als Julia ihn zurückrief.
    »Stopp, du kannst dich ans Telefon hängen und die Fahndung nach dem BMW anleiern. Und tritt den Kollegen mal auf die Füße, wir fahnden seit dreißig Stunden nach Bertram, das kann doch nicht sein, dass wir keinerlei Anhaltspunkte haben.«
    »Geht klar«, nickte Frank.
    »Außerdem müssen wir abklären, ob unter dem Namen George Sinclair jemand in Frankfurt abgestiegen ist, zuerst Hotels, vermutlich westliches Stadtgebiet, danach das Gebiet vergrößern und die ganzen Motels und Pensionen abklappern. Mann«, sie fuhr sich durchs Haar, »welch ein Aufwand. Hoffentlich führt das alles weiter. Besprechung um 17 Uhr, klingt das realistisch?«
    »Besser 18 Uhr«, schlug Seidel vor. »Wir sind doch eh alle da.«
    »Apropos«, Julia runzelte die Stirn, »wo ist denn überhaupt Sabine?«

Freitag, 15.00 Uhr
    K irchenglocken.
    Alexander Bertram hatte den Klang nicht vergessen, er fühlte sich auf eine seltsame Art und Weise berührt. War es Geborgenheit? Das schwere, traurige Schlagen, wenn der riesige Klöppel zum ersten Mal auf den tonnenschweren Gussstahl traf, dann wieder und wieder. Schon als Kind hatte es ihn in Ehrfurcht versetzt, wenn schließlich aus Einzelschlägen eine Sinfonie entstand, die stets anders und doch vertraut klang. Aber wie konnte es sein, dass er in diesem Augenblick den Stundenschlag seiner Heimatkirche vernahm?
    Ein flüchtiges Bild entstand in Bertrams Kopf, ganz tief aus dem Unterbewusstsein formierte es sich, drängte heraus und fügte sich nach und nach zu einer Szene zusammen. Eine Erinnerung, lange her, bestimmt schon zwanzig Jahre. Ein kleiner Junge, schmächtig, mit dünnen, nackten Oberarmen und Beinen, nur mit einem Unterhemd und einer Unterhose bekleidet, kauerte im Halbdunkel eines Treppenhauses. Alexander erkannte die Stufen, die hölzerne Wandverkleidung, das Gefühl, mit feuchter Hose auf dem kalten Stein zu sitzen. Draußen schimpfte eine Männerstimme, ab und zu unterbrochen von einer verzweifelten Frauenstimme. Mama hält zu mir, dachte der Junge, kaum acht Jahre alt, und starrte in die bedrohliche Dunkelheit, die sich am unteren Ende der Treppe ausbreitete und langsam, immer wenn er nicht hinsah, ein Stückchen weiter zu ihm nach oben kroch.
    »Mit deinem militärischen Drill erreichst du gar nichts«, wimmerte es, und prompt polterte es zurück: »Mit deinem Wischiwaschi-Stil ja offenbar auch nicht!« Es war Samstag, ein ganz normales Wochenende. Der Junge hatte, wie so oft ausgerechnet dann, wenn Vater zu Hause war, ins Bett uriniert. Als Konsequenz verbrachte er zwei Stunden auf der Kellertreppe, so lange, bis die Waschmaschine das von ihm selbst abgezogene Laken und den Schlafanzug gereinigt hatte. Danach durfte er sich waschen und anziehen, um halb eins gab es Mittagessen, dann hatte alles sauber und ordentlich zu sein. In der Ferne vernahm der Junge den ersten Glockenschlag der Kirchturmuhr. Zwölf Uhr, für heute war es beinahe ausgestanden. Wer weiß, was morgen kommen würde.
    Und wieder schlug die Glocke. Bertram zwang seine Gedanken, aus der Trance zurückzukehren, hielt sich dazu an, wieder die Kontrolle über seine Sinne zu bekommen. Seine Hände, die Werkzeuge der Perfektion, seine Augen, der Blick für ästhetische Reinheit. Verzweifelt rief er seine fünf Sinne zur Ordnung.
    Was rieche ich, fragte er sich als Erstes und sog die kühle Luft zwischen seine Nasenflügel. Kühle, feuchte Luft, doch es war noch etwas anderes dabei. Rauch, Alkohol, vielleicht ein Partykeller.
    Der Geschmack war ähnlich, die Zunge trocken, möglicherweise war da eine metallische Nuance. Doch ich habe mich nicht betrunken.
    Und höre ich wirklich diesen Glockenschlag?
    Nun das Fühlen. Kopf und Glieder schmerzen, pochend, ich liege auf dem Rücken, es ist weich. Wahrscheinlich ein Bett, vielleicht träume ich ja nur. Doch als Alexander sich die Augen reiben wollte, spürte er, dass er die Hände nicht bewegen konnte. Die Handgelenke schon, korrigierte er, die Finger auch, aber plötzlich stellte er panisch fest, dass er weder die Position seiner Arme noch die seiner Beine zu verändern vermochte.
    Gefangen!
    Er verkrampfte sich und riss die Augen auf. Seine Lider waren verklebt, und die Pupillen brannten, dann gab das gedämpfte Licht seine Umgebung

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