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Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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versprich mir, dass du dich von solch bösen Menschen fernhältst.«
    »Klar, Mama«, nickte er, »das fällt mir nicht mal schwer.«
    »Und dann die Drogen. Sag mal, gibt es die bei dir auf dem Campus auch?«
    Alexander zuckte mit den Schultern und kniff die Lippen zusammen. »Weiß nicht. Also, ich glaube schon, dass da gekifft wird oder so. Aber das sind ja meist so abgerissene Typen, die unter sich bleiben und in einer ganz anderen Welt leben.«
    »Na, dann ist es ja gut.« Frau Bertram schien beruhigt.
    »Du, ich muss jetzt aber los. Im CinemaxX wird es wieder voll werden.«
    »Wo? Ich dachte, du gehst hier ins Kinopolis.«
    Langsam begann das Geglucke zu nerven. Natürlich war es logisch anzunehmen, dass man hier, von Unterliederbach aus, in den riesigen Kinopalast des Main-Taunus-Zentrums direkt vor der Haustür gehen würde. Doch Alexander hatte verschiedene Gründe, warum er stattdessen quer durch die Stadt nach Offenbach fahren wollte.
    »Ins MTZ kann ich jeden Tag«, argumentierte er ruhig. »Außerdem lohnt sich das nur, wenn man den großen Saal nimmt.«
    »Hm, wenn du meinst.« Hannelore Bertram wirkte noch nicht überzeugt.
    »Also, was ist, Mama, kann ich den Z1 nehmen? Für das Parkhaus ist der Jeep echt ne Nummer zu groß.«
    »Ja, ist gut. Der Schlüssel hängt im Kästchen.«
    »Schau mal«, sagte Alexander im Aufstehen und richtete sich in voller Größe vor seiner Mutter auf. »Was soll mir denn schon passieren? Ich rauche nicht, trinke nicht einmal viel, schon gar nicht, wenn ich fahre, und ich nehme keine Drogen. Ich weiß mich zu verteidigen und gehe ja schließlich nicht auf die Kaiserstraße oder sonst wohin, sondern einfach nur ins Kino. Hinterher vielleicht noch zum Mexikaner, je nachdem. Keine Disco, keine Clubs. Kein Wochenende mit Dutzenden betrunkenen Jugendlichen in aufgemotzten Autos. Einfach nur mein Kino-Montag.«
    »Geh nur, mein Junge.«
    Das Lächeln seiner Mutter wirkte ein wenig gezwungen, doch die Stimme klang versöhnt. Alexander bemühte sich, seiner ängstlichen Mutter keinen Anlass zur Sorge zu geben. Daher vertraute sie auf seine Vernunft und seine Reife, und er wusste, welche Lügen er ihr auftischen musste, damit das so blieb.
    Um 19.17 Uhr parkte Alexander Bertram den roten BMW Z1 im Parkhaus des CinemaxX. Obwohl der Roadster ein vergleichsweise kleines Fahrzeug war und sich mit geöffnetem Verdeck auch beim Manövrieren gut überschauen ließ, musste Alexander dreimal rangieren, bis er rückwärts in der engen Parkbucht stand. Mit geübten Handgriffen und einem nervösen Blick auf die Uhr verschloss er den Wagen, schlüpfte in eine dünne, beigefarbene Sommerjacke und verließ das Parkdeck mit eiligen Schritten. Der Vorraum des Kinos war relativ belebt, doch glücklicherweise gab es nicht die an Wochenenden übliche Warteschlange aus Dutzenden lauten, schwitzenden und unentschlossenen Menschen, die oftmals nicht in der Lage waren, sich auf dem Weg bis zum Kartenschalter zu entscheiden, welchen Film sie denn nun sehen mochten. Wozu gibt es Internet, Filmplakate und Kinoflyer, fragte sich Alexander dann jedes Mal verzweifelt, wenn ein gestresster Angestellter versuchte, auch bei der hundertsten stupiden Frage noch die Etikette zu bewahren.
    »Romanze mit Brad Pitt?«
    »Ach nein, lieber nen Thriller.«
    »Wie groß ist denn die Leinwand?«
    »Hätte ja Lust auf den neuen Bruce Willis.«
    »Hab ich doch schon aus dem Netz gesaugt.«
    »Gibt es hier auch eine Lasershow?«
    »Bloß keine Komödie. Heute lieber mal was mit Action!«
    An diesen Abenden wünschte Alexander sich manchmal im Geheimen, irgendwann einmal mit der Kalaschnikow in die Menge zu feuern, so lange, bis jeder, aber auch wirklich jeder Einzelne das gottverdammte Maul hielt. »Na, genug Action?«  – »Immer wieder gerne!«
    Doch heute lief alles ganz zivilisiert, und Alexander hielt bereits nach wenigen Minuten eine Karte für die neue Batman-Verfilmung in den Händen, mit Heath Ledger in der Rolle des Bösewichts. Er verließ das Kino durch den Hauptausgang und eilte die Berliner Straße entlang, vorbei an einigen drei- bis fünfstöckigen Altbauten, deren farbenfroh renovierte Fassaden den Anschein von Eleganz vermitteln sollten. Der Zeiger der DB-Uhr sprang gerade auf 19.40 Uhr, als Alexander Bertram die Treppe hinabstieg und in Richtung S-Bahn verschwand. Mit einer Minute Verspätung verließ die S9 ihre unterirdische Haltestelle in Richtung Ostbahnhof, wo sie um 19.48 Uhr zurück an die

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