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Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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der Kommode Dildos, Glasperlen und Gummiringe herumflogen, die schon von Dutzenden Freiern benutzt und hinterher bestenfalls mal in die Spülmaschine gewandert waren, wurde ihm speiübel. Kleine, schmutzige Hure.
    »Hör zu«, sagte er, entnahm seinem Portemonnaie zwei Scheine und legte das Geld auf ein schmales Regal neben der Garderobe. »Wenn du gut bist, bekommst du von mir das Doppelte. Wenn nicht, nehme ich einen davon wieder mit.«
    »Hm, wie du meinst.« Marita schien nicht die Hellste zu sein, denn erst nach diesem kaum begeistert klingenden Satz setzte sie plötzlich ein ehrlich wirkendes Lächeln auf und ergänzte mit kehliger Stimme: »Na, dann wollen wir mal sehen, wie wir dich so richtig verwöhnen, ja?« Sie streckte Alexander die Hand entgegen und schlug die Augen verführerisch auf. »Komm mit«, hauchte sie. Sie gingen bis zum Ende des schmalen Flurs und bogen dann nach links in das geräumige Schlafzimmer ab. Der Raum war schlicht eingerichtet, weiße Wände, behangen mit Stoffschals und einem Gemälde, das einen riesigen Kussmund zeigte. Der bordeauxrote Teppichboden war abgewetzt und hatte in der Nähe des Betts einige Brandlöcher. Ein runder Bartisch mit verchromtem Standfuß hielt zwei umgedrehte Gläser, eine Flasche Jim Beam und eine Karaffe Wasser bereit, und auf der rechten Seite des Betts stand eine breite Kommode, deren Oberfläche nach weißem Klavierlack aussah. Auf ihr standen eine weinrote Kerze und ein schwerer Marmoraschenbecher, daneben lagen ein Feuerzeug und eine Packung Marlboro. Es roch nach Mandelöl und billigem Parfüm, außerdem hatte vor kurzem jemand geraucht. Alles in allem ein besseres Bordellzimmer in privatem Umfeld, welches dem Freier vorgaukelte, nicht bei einer Hure, sondern bei einer Freundin zu sein. Dennoch war alles ausgelegt auf Durchgangsverkehr, und an einem Wochenende würde man hier seinem Nachfolger wohl die Klinke in die Hand geben. Alexander hatte nichts anderes erwartet.
    »Wollen wir duschen?«, fragte Marita, öffnete ihren Kimono und ließ ihn auf das Bett fallen. »Du kannst mich einseifen, oder ich dich.« Sie trat auf Alexander zu und griff an seinen Hosenbund. Ihre Finger glitten hinter die Gürtelschnalle, dann zog sie ihn in ihre Richtung.
    »Komm schon«, sagte sie mit lüsternem Blick, doch Alexander wehrte ab. »Warte, nicht so schnell! Ich habe noch etwas mit dir zu besprechen. Setzen wir uns.«
    »Okay, du bist der Boss«, seufzte Marita und ließ sich aufs Bett fallen. Alexander blieb vor ihr stehen und fuhr ihr prüfend durchs Haar. Sie sah eindeutig osteuropäisch aus, doch er hätte nicht zu sagen vermocht, woran genau er diese Beobachtung festmachte. Lag es nun an der Augenpartie oder der Kieferstellung – irgendwie war es das Gesamtbild.
    »Sag, hast du dich schon mal dabei filmen lassen?«, fragte er mit einem freundlichen Blick und neigte sanft den Kopf zur Seite. Marita schien die Frage zu irritieren, denn sie zuckte leicht zusammen und glotzte zurück wie ein Auto.
    »Wie, filmen?«, platzte es aus ihr heraus. Offenbar war sie etwas schwer von Begriff.
    »Na, uns beide zum Beispiel, hier, auf dem Bett, mit einer Videokamera«, erklärte Alexander und zwang sich zur Geduld.
    »Ich hab so was doch gar nicht.«
    »Ich aber. Ist ein ganz kleines Gerät, draußen in der Jacke. Soll ich es dir mal zeigen?«
    Marita zuckte mit den Schultern und klang unschlüssig, als sie entgegnete: »Weiß nicht.«
    »Na, ich geh sie einfach mal holen, okay?«
    Alexander verließ das Schlafzimmer, eilte zu seiner Jacke und entnahm der Innentasche ein Neoprenetui, kaum viel größer als zwei aufeinanderliegende Zigarettenpackungen. Er kehrte ins Schlafzimmer zurück, zog unterwegs den Reißverschluss der Schutzhülle auf und entnahm ihr einen schwarz glänzenden Mini-Camcorder.
    »Schau, ist das Neueste vom Neuen«, verkündete er stolz. »Und du wärst sogar die Erste, bei der ich sie benutze. Ist also für uns beide was Neues.«
    Zumindest teilweise stimmte das.
    »Hmmm, ich weiß nicht …«
    »Hör mal, das hat nichts mit dem zweiten Schein zu tun«, lockte Alexander, »den kannst du auch behalten, wenn du es nicht willst. Aber vielleicht habe ich ja noch einen dritten dabei. Na, wie klingt das?«
    Marita rutschte auf dem Laken hin und her und schien zu überlegen. Dreihundert Euro für eine Stunde normalen Sex mit einem ansehnlichen Typen, dessen einziger Sonderwunsch darin bestand, sich dabei filmen zu lassen. Alexander war sich sicher, dass

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