Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Germanistik, 4. Semester
in Beziehung mit Simmons seit ca. einem halben Jahr
kennt Riva durch Hochschulsport
DNA-Spuren (Hautpartikel) unter Fingernägeln des Opfers, eigener Aussage zufolge durch Kopfmassage dorthin gelangt
Schamhaar auf Opfer hinterlassen
Kratzspuren am ganzen Körper, diese seien durch Geschlechtsverkehr mit Simmons entstanden
Simmons verweigerte Aussage hierzu, aber DNA-Probe (Hautpartikel von Riva) bei ihm sichergestellt
Am Morgen nach der Tat orientierungslos in Günthersburgpark aufgefunden und zur Behandlung ins Bürgerhospital gebracht
John Simmons, 27
US-Bürger
Studenten-WG, Ben-Gurion-Ring 48
im ATLANTIS-Austauschprogramm für 2 Semester
in fester Beziehung mit Johnson seit einem halben Jahr
abgebrochene Laufbahn bei US Army, Unterlagen über Werdegang nicht zugänglich
hohes Gewaltpotenzial; vgl. Akte der Untersuchungshaft
verlangt nach US-Anwalt, schweigt sich ansonsten aus
extrem hoher Drogenpegel festgestellt und regelmäßiger Konsum wahrscheinlich; Betäubungsmittelkonsum zur Abschwächung posttraumatischen Stresssyndroms schließt Arzt nicht aus
Nachweis von Sperma an Hüfte des Opfers
Gregor Taubert, 23, aus München
Studentenwohnheim Bockenheimer Warte
FH Frankfurt, Pflege, 3. Semester
lose Beziehung zum Opfer, womöglich nicht erwiderte Zuneigung
Sperma auf Laken und an Oberschenkel des Opfers
gibt den regelmäßigen Konsum leichter Drogen zu (Screening bestätigt das), leugnet aber den nachgewiesenen exzessiven Konsum
Aussage: Man habe ihm »was in die Getränke gemischt« – gekokst habe er zum ersten Mal, das habe ihm »dann wohl die Lichter ausgeblasen«
keine Aussage zur mutmaßlichen Penetration des Opfers, darüber hinaus keine Bereitschaft, das Wer-mit-Wem des Abends aufzuklären. Angeblich keinerlei Erinnerung
»Sind schon ein paar abgebrühte Früchtchen, wie?«, vernahm Julia Durant die Stimme ihres Kollegen. Minutenlang hatte sie die vier Papierbahnen betrachtet. Aussagen, die zueinander passten oder sich ergänzten, waren farblich markiert. Das war eine gängige Methode, um unbestätigte Behauptungen gezielt herauszufiltern und diese dann im Verhör erneut zu hinterfragen. Bestenfalls ergaben sich dadurch Widersprüche, Ungereimtheiten und damit Ansatzpunkte, einen Tatverdächtigen in die Mangel zu nehmen. Nichts lieber hätte Julia in diesem Moment getan, das musste sie sich eingestehen, denn obgleich sie es Berger gegenüber nicht hatte zeigen wollen, ging dieser Fall ihr gewaltig an die Nieren.
»Weiß Gott, ich habe damals bei der Sitte eine Menge erlebt«, hatte sie am vergangenen Abend zu Alina Cornelius gesagt, »aber das war eine andere Zeit. Die Vorstellung dieser jungen, wehrlosen Frau …«
Alina hatte genau verstanden, was Julia meinte, und erwidert: »Du brauchst diese Gefühle auch nicht zu unterdrücken. Das kann niemand von dir verlangen.«
Berger würde das wahrscheinlich etwas anders sehen. Doch es war ja auch nicht so, dass Julia Durant gleich mit gezückter Waffe auf Simmons oder Taubert losgehen wollte. Es sollte nur niemand ungeschoren davonkommen, weder die Täter noch die Mitwisser. Das Problem dabei war, dass es auf der Tapete nicht einen einzigen Widerspruch gab.
Auf allen vier Papierrollen hafteten gelbe Klebezettel mit Notizen, die besagten, dass der Drogen- und Alkoholpegel unnatürlich hoch gewesen sei. Zu hoch, wie Andrea Sievers angemerkt hatte. Denn wenn die Gruppe tatsächlich schon um 21 Uhr mit einem derart exzessiven Konsum begonnen hatte, dass sich niemand mehr an die Geschehnisse nach Mitternacht erinnern konnte, hätte beispielsweise der bei Taubert gemessene Pegel zur Zeit der Blutprobe lange nicht mehr so hoch sein können. Die Spitzenkonsumzeit, so hatte Sievers in einer Aktennotiz vermerkt, müsse demnach deutlich später gelegen haben. Außerdem war der Gerichtsmedizinerin aufgefallen, dass das nur in Spuren am Tatort sichergestellte Kokain einen ungewöhnlich hohen Reinheitsgrad aufwies. Eine Meldung ans Rauschgiftdezernat zur weiteren Überprüfung sei erfolgt.
»Hey, ich rede mit dir!«
Julia fuhr herum und blickte in Hellmers freundliche Augen. Wie lange er schon hinter ihr gestanden hatte, vermochte sie nicht zu sagen, doch sie erinnerte sich, dass er sie ja angesprochen hatte.
»Entschuldigung, was hast du gesagt?« Fragend kniff sie die Augen zusammen.
Hellmer deutete hinter sie, in Richtung der Tapete. »Ich sagte, das sind ein paar abgebrühte Früchtchen. Im Zweifelsfall einfach an nichts
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