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Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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den Tisch.
    »Vorsicht, sehr heiß«, warnte er und setzte sich seiner Kollegin gegenüber.
    »Danke.« Julia nahm einen Becher auf, nippte vorsichtig daran und verzog das Gesicht.
    »So schlimm?«, lachte Hellmer.
    »Na ja, ich bin eben verwöhnt«, entgegnete Julia und gab sich pikiert. Dabei hatte sie den eleganten Vollautomaten, den Susanne Tomlin in ihrer Stadtwohnung hinterlassen hatte, noch nicht ein einziges Mal benutzt. Im Gegenteil: Aus reiner Gewohnheit hatte Julia erst vor wenigen Tagen einen Vorrat an Kaffeepads für ihre Maschine gekauft.
    »Hast du dich ausreichend informiert?«
    Julia nickte und trank einen weiteren Schluck. »Ich bin zu Fuß gekommen heute, weißt du?« Ihr Auto stand ja noch bei Alina, doch so detailliert musste Hellmer das nicht wissen. »Jedenfalls«, fuhr sie schnell fort, »habe ich am Kiosk die Zeitungen gesehen. In den ganzen Sensationsblättern ist Jennifers Konterfei auf Seite eins, und es fallen Begriffe wie Orgie, schwarze Messe oder Ritualmord. Geht alles in eine seltsame Richtung.«
    »Habe es nur im Radio gehört«, sagte Hellmer zerknirscht, »aber die Meldung ist nun mal raus, und es war ja zu erwarten, dass die Presse sich da wie wild draufstürzt und losspekuliert.«
    »Aber verdammt noch mal«, sagte Julia und schlug auf die Tischplatte, »warum schreibt denn nicht einer mal, dass es sich hier in erster Linie um einen ganz brutalen Überfall handelt? Dass eine junge Frau dabei stundenlang gelitten hat und sich nicht wehren konnte? Gegen skrupellose Typen, die sie für ihre Freunde gehalten hat!« Ihre Stimme bebte, und Hellmer griff nach ihren Händen, doch sie entzog sie ihm.
    »Hey, ich sehe das ganz genauso wie du«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Deshalb werden wir auch alles dafür tun, dass sie nicht ungeschoren davonkommen und der Winkeladvokat, den sie aus den USA einfliegen lassen, uns keinen Strich durch die Rechnung macht.«
    Kleinlaut gab Julia Durant ihr Okay. »Ja, unbedingt.«
    Hellmer erhob sich und ging mit schnellen Schritten zur Tafel, an der eine A3-Seite hing, die den Grundriss der Wohnung zeigte. Er löste die magnetischen Clips, kehrte mit der Zeichnung zurück an den Tisch und breitete sie dort aus. Kleine, mit Bleistift eingefügte Kreuze markierten die Fundorte aller Spuren, die von der KTU sichergestellt und untersucht worden waren. Skizzenhaft waren Möbelstücke eingezeichnet, so auch Jennifers Bett mit einer Umrisszeichnung ihres Körpers. Rote Punkte markierten die zahlreichen DNA-Spuren.
    »Was also genau ist in der Nacht auf Samstag in der Birsteiner Straße passiert?« Hellmer stellte die Frage im selben Tonfall in den Raum, wie Berger es bei einer ihrer großen Besprechungen getan hätte. Nun war Brainstorming angesagt. Julia fuhr mit dem Finger über die Karte und grübelte. Bis auf wenige Ausnahmen befanden sich alle Markierungen in Jennifers Zimmer, je näher am Bett, umso dichter wurden sie. Man hatte außerdem von jeder anwesenden Person Spuren sichergestellt, Bertram ausgenommen. Die Spuren, größtenteils frische DNA, deuteten allesamt darauf hin, dass sie erst an besagtem Abend hinterlassen worden waren. Damit war also jeder der Beteiligten um die Tatzeit herum in der Nähe des Opfers gewesen. Langsam formte sich eine Theorie im Kopf der Kommissarin.
    »Ich sag dir jetzt mal, was ich glaube«, begann sie langsam. »Die beiden Mädels haben ihre brave Mitbewohnerin abgefüllt, bis diese nicht mehr wusste, wo hinten und vorne ist. Simmons bekam Lust auf einen Dreier, und nach ein bisschen Koks ging es dann in Jennifers Bett zur Sache. Irgendwann muss Taubert mitbekommen haben, was da abgeht – Bertrams Aussage zufolge war er doch scharf auf Jennifer. Er hat sich dann also an ihr vergangen, sei es nun alleine oder im Beisein von den anderen.«
    »Aber was ist mit Adriana Riva?«, warf Hellmer ein.
    »Hmmm, die passt noch nicht so ganz ins Bild. Macht auf unschuldig, ist aber eine ganz Durchtriebene, glaube ich. Sie hat nicht nur den ganzen Alkohol eingekauft, sondern soll angeblich auch die Drogen organisiert haben. Sagt Bertram.«
    Hellmer wirkte noch nicht überzeugt.
    »Ja, aber das sagt nur er. Niemand anderes. Für den Alkohol gibt es Beweise, zugegeben, das hat uns die Kassiererin eines nahe gelegenen Getränkemarkts bestätigt. Aber alles andere ist schwammig. Außerdem haben wir ja auch noch ihren Ausfluss auf dem Laken …«
    »… der aber Professor Bock zufolge auch älter sein könnte«, unterbrach Julia ihn.

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