Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
mittlerweile gleich zwei davon«, sagte er.
»Ach so, Sabine, stimmt. Aber von der erzählst du kaum etwas.«
»Die gibt ja auch nichts von sich preis, wie sehr ich es auch versuche.«
»Dann lass es doch einfach«, rügte Nadine. »Vielleicht solltest du dich wirklich einfach mal auf Julia konzentrieren. Nach allem, was ihr miteinander durchgemacht habt, hat sie es doch wahrlich verdient, oder?«
»Ja, da hast du wohl recht«, sagte er nach einem Augenblick und lächelte.
Dienstag
Dienstag, 10.03 Uhr
O kay, legen wir los!« Julia Durant ließ ihren Blick über die Anwesenden wandern, über Sabine Kaufmann, die in der Hand einige Papiere hielt, Doris Seidel und Peter Kullmer, der immer wieder zum noch nicht vorhandenen Babybauch seiner Partnerin schielte, und schließlich Frank Hellmer, der als Letztes Bergers Büro betreten hatte und sich schweigend, aber mit einem entschuldigenden Blick an den anderen vorbeigezwängt hatte und nun neben dem Ficus saß.
»Bevor gleich die Rechtsmedizin anruft, hier die Info an alle, dass sich die Computerforensik mit der Stimmaufzeichnung des Notrufs befasst hat. Es gibt zwei Möglichkeiten: entweder Sprachsynthese oder eine derart gut verfälschte Realstimme, dass keine Identifizierung möglich ist. Weder Geschlecht noch Alter, eine klassische Sackgasse also.«
Kaum hatte sie den letzten Halbsatz abgeschlossen, läutete das Telefon. Julia Durant erkannte auf dem Display, dass es sich um den erwarteten Anruf aus der Gerichtsmedizin handelte, und drückte auf den Knopf der Freisprecheinrichtung.
»Guten Morgen, hier Durant. Wir sind schon alle versammelt.«
»Guten Morgen.« Es war die charmante Stimme von Andrea Sievers. »Na, dann lege ich gleich los. Die Todesursache ist eindeutig, das war ja schon anzunehmen, nämlich Verbluten durch den Schnitt in die Halsschlagader. Zusätzlich allerdings hat das Opfer eine fast schon letale Dosis an Alkohol und Betäubungsmitteln im Körper gehabt.«
»Hmmm, da lagen ja auch einige Flaschen, Pillen und Tütchen am Tatort herum«, antwortete Julia. »Nur waren da keine Fingerabdrücke des Opfers drauf. Der Bericht der Spurensicherung ist schon da.«
»Um genau zu sein«, ergänzte Hellmer, »hatten sie überhaupt keine Fingerabdrücke. Abgewischt vermutlich.«
»Kann gut sein«, fuhr Andrea fort. »Was auch immer da unten in der Gemüsekirche für eine Party gefeiert wurde, das Opfer hat definitiv nicht freiwillig daran teilgenommen.«
»Bedeutet im Klartext?«
»Zum einen hat der arme Kerl Spuren von Fesseln an Hand- und Fußgelenken. Kabelbinder wahrscheinlich. Außerdem hat er seit Freitag nichts mehr gegessen, sein Magen und Verdauungstrakt waren gähnend leer, na ja, bezogen auf feste Nahrung jedenfalls. Unmittelbar vor dem Ableben, nicht später als drei, vier Stunden davor jedenfalls, wurde ihm etwa ein Liter hochprozentiger Alkohol eingeflößt. Verletzungen am Gaumen und Hämatome unterhalb der Wangenknochen bestätigen dies. Der Täter hat ihm Zeigefinger und Daumen so fest in die Backe gedrückt, bis der Mund sich öffnete, dann den Flaschenhals hinein, und das Opfer hatte nur noch die Wahl zwischen Schlucken und Ersticken.«
»Schrecklich«, entfuhr es Doris Seidel.
»Allerdings. Ich hätte gerne eine Promillemessung gemacht, aber bei Toten ist das nicht so einfach. Entweder muss man Blut aus der Leiste nehmen, da bekam ich aber nur zwei Komma eins. Spricht also einiges dafür, dass die Alkoholmenge zum Teil noch gar nicht in den Blutkreislauf gelangt ist. Genauer wüsste ich es, wenn der Täter ihm die Augen drinnen gelassen hätte.«
»Wieso das denn?«, wunderte sich Kullmer. »Wären die dann glasig oder was?«
»Quatsch«, rügte Seidel ihn, »lies mal ab und zu ein paar Fachartikel!«
»Mache ich doch«, rechtfertigte sich Kullmer und grinste dann. »Und zwar über Kleinkinder, U-Untersuchungen, Impfen …«
»Leute, bitte!«, unterbrach Julia Durant die beiden gereizt. »Okay, Andrea, was wolltest du sagen?«
»Mit Blutalkohol bei Leichen ist das so eine Sache«, erklärte diese, »das wisst ihr ja wohl alle, na ja, zumindest fast alle.«
Kullmer verzog beleidigt das Gesicht.
»Jedenfalls«, fuhr die Rechtsmedizinerin fort, »kann man einen solchen Pegel am stabilsten über die Flüssigkeit im Auge bestimmen, da hier im Gegensatz zum Blutkreislauf die postmortalen Vitalfunktionen kaum eine Wirkung haben. Das bedeutet also, wenn hier derselbe niedrige Promillewert vorläge, so wäre das Opfer erst
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