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Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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Anschrift und vor allem den vollständigen Namen Ihres dritten Angestellten.«
    »Kein Problem«, erwiderte Kaulbach. »Er kommt aus Unterliederbach und heißt Alexander Bertram.«
    Bertram.
    Kullmer durchlief ein kurzer Schauer. Seine Befragung in der noblen Villa, das hieb- und stichfeste Alibi, all dies lief in rascher Bilderfolge noch einmal vor seinem geistigen Auge ab. Sie hatten den jungen Studenten damals schnell als Tatverdächtigen ausgeschlossen, aber nun lagen die Dinge möglicherweise anders. Bertrams Verbindung zu einem weiteren Mordopfer war die erste erfolgversprechende Spur in diesem Fall.
    Er machte auf dem Absatz kehrt, stürmte aus dem Büro und vernahm im Hinauseilen nur noch die verdutzte Stimme Kaulbachs: »Moment! Ich habe hier noch die genaue Anschrift …«
    Doch Kullmer wusste längst, wohin er zu fahren hatte.

Mittwoch, 11.18 Uhr
    M it Stirnrunzeln lauschte Julia Durant Kullmers Ausführungen. In knappen Sätzen und mit erregtem Zittern in der Stimme hatte er von seinem Besuch im alten Shell-Hochhaus berichtet, triumphierend den Namen Alexander Bertram erwähnt und stand nun bereits in den Startlöchern für einen Hausbesuch.
    »Gemach, gemach.« Julia kratzte sich mit dem Finger die Stirn. »Ich krieg das noch nicht zusammen. Die Visitenkarte der Computerfirma befand sich in Carlo Stieglers Unterlagen, korrekt? Wir wissen aber noch nicht präzise, ob er Kontakt zu Alexander Bertram hatte.«
    »Zumindest hatte er keinen Kontakt zu den anderen Mitarbeitern«, erwiderte Kullmer. »Bleiben also nicht viele Möglichkeiten.«
    »Dem stimme ich ja zu, es wäre wirklich ein großer Zufall, wenn die beiden in keiner Verbindung zueinander stehen. Aber wenn ich das dem Staatsanwalt präsentieren möchte, muss das auf sicheren Füßen stehen. Hattest du nicht noch einen Termin in diesem Porno-Laden?«
    »Erotik-Videothek«, korrigierte Kullmer mit einem kurzen Lachen, das Julia Durant jedoch nicht erwiderte. Sie wusste nur allzu gut, dass die Porno-Industrie ein unerbittliches Geschäft war, im stetigen Boom einerseits, aber auch in harter Konkurrenz. Mochte es noch ein legaler Beruf sein, Pornodarstellerin zu werden, so war es kein Geheimnis, dass viele osteuropäische Frauen ihre Hoffnungen darauf setzten, durch dieses Hintertürchen die gewöhnliche Prostitution zu umgehen. Doch die Erniedrigung blieb, spätestens dann, wenn man sich von zwei oder drei Männern gleichzeitig besteigen ließ. Es gibt eben doch einige Vorzüge der Mordkommission gegenüber der Sitte, resümierte Julia Durant. Dann wandte sie sich wieder an Kullmer.
    »Wie auch immer, für mich bleibt es ein Porno-Laden.«
    »Der erst in einer Dreiviertelstunde aufmacht«, ergänzte Kullmer. »Ich hätte also durchaus Luft, um noch einen Schlenker zur Villa Bertram zu machen.«
    »Spricht im Prinzip nichts dagegen, nur möchte ich, dass du jemanden mitnimmst«, antwortete Julia. »Kurz vor deinem Anruf hatten sich Frank und Sabine gemeldet, die sind jetzt fertig an der Uni, könnten also auch schnell rüberfahren. Ich gebe ihnen Bescheid, dann könnt ihr euch vor Ort treffen.«
    »Ja, ist okay für mich«, stimmte Kullmer zu.
    »Und Peter?«
    »Ja?«
    »Keine Alleingänge, bitte, ich verlass mich darauf!«

    Eine Viertelstunde später verließ Kullmer die A66 an der Ausfahrt »Kelkheim, Jahrhunderthalle«, unterquerte die Autobahn in Richtung Liederbach und folgte der Ortsumgehung, die ihn am Freibad vorbei südlich um das sogenannte Vogelviertel herumführte. Grasmückenweg, Drosselweg, Nachtigallenweg – und überall elegante Häuser, protzige Villen, ein schön gelegener Tennisplatz, kaum Verkehr und jede Menge schattiger Bäume. Kullmer musste an die alte Arbeitersiedlung am Riederwald denken, wo Frau Stiegler lebte, ein echter Kontrast, aber dort war es irgendwie lebendiger gewesen. Er parkte seinen Wagen unter einer Platane, diese Bäume standen auch hier in Reih und Glied, waren jedoch deutlich jünger als jene im Riederwald. Ohne Hast lief er eine mit Efeu überrankte Mauer entlang, fast schulterhoch, die das dahinterliegende Anwesen schützend umgab. Das Metalltor war massiv, ohne Klinke oder Knauf, zu bedienen nur mit einem Infrarotsensor vom Wagen aus oder über eine videounterstützte Gegensprechanlage vom Inneren des Hauses. Offenbar wusste man im Vogelviertel, sein Eigentum und seine Privatsphäre zu schützen. Peter Kullmer erinnerte sich, wie stolz Wolfgang Bertram, ein angesehener ehemaliger Bundeswehrgeneral,

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