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Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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ein Band, da ein Anrufbeantworter, man könnte fast meinen, außer uns arbeitet keiner mehr am frühen Vormittag.«
    »Was ist mit dem Handy?«
    »Genauso dürftig. Die Nummer ist prepaid, also schwierig, da mal eben so einen umfangreichen Einzelverbindungsnachweis zu bekommen. Und das Gerät selbst ist nicht auffindbar.«
    »Liegt wahrscheinlich irgendwo Nähe Osthafen im Main«, mutmaßte Doris.
    »Vermute ich auch. Aber wahrscheinlich würde uns das auch nichts bringen. Wir haben es hier offensichtlich mit einem ganz braven Muttersöhnchen zu tun. Ich meine, wer lebt denn mit achtundzwanzig noch bei Mama im Keller, oder?«
    »Wahrscheinlich mehr, als wir denken«, sagte Doris, »die Zeiten sind eben anders heutzutage.« Ihr Blick wurde nachdenklich, schien sich in weiter Ferne zu verlieren. Kullmer ahnte, woran sie dachte.
    »Wie das wohl mit unserem Kleinen mal wird«, sagte er leise.
    »Mit unserer Kleinen«, gab Doris zurück und streichelte ihm über den Kopf, »mit unserem kleinen, süßen Mädchen.«
    Dann entfernte sie sich in Richtung ihres Arbeitsplatzes. Peter Kullmer öffnete das Fenster der Suchmaschine und gab nacheinander zwei Adressen ein. Den Pizzadienst klammerte er aus, davon versprach er sich nichts, aber bevor er seine Zeit hier sinnlos vertrödelte, konnte er ja einen Umweg über die City machen, bevor er die Videothek aufsuchte. Er öffnete seinen Posteingang und rief eine E-Mail aus der Computerabteilung auf, an die ein elektronisch verbessertes Profilbild von Carlo Stiegler angehängt war. Er drückte auf Drucken, wählte sicherheitshalber zwei Exemplare und meldete sich dann von seinem Benutzerkonto ab.

    Zehn Minuten später parkte Kullmer seinen Dienstwagen auf einem Anwohnerparkplatz in der Spohrstraße, gegenüber einer Buchhandlung. Zwischen zehn und sechzehn Uhr durften auch Fremde hier ihre Autos abstellen, Glück gehabt, dachte Kullmer. Er überquerte die Kreuzung mit der Nordendstraße, passierte eine Kneipe, einen Discounter und einen fast leerstehenden Fahrradparkplatz. Es waren nicht viele Menschen unterwegs, vorwiegend Mütter mit Kindern und ein paar alte Leute, die ihren Spaziergang oder Einkauf vor der Mittagshitze erledigt haben wollten. Vor dem glasverkleideten Eingangsbereich des Gebäudes, dem sich Kullmer nun näherte, standen ein paar junge Männer, rauchend und mit fröhlichen Gesichtern. Vermutlich Studenten, schätzte Kullmer, der Verdacht lag zumindest nahe. Das sogenannte BCN, Büro Center Nibelungenplatz, beherbergte unter anderem ein Lernzentrum für Studierende der gegenüberliegenden Fachhochschule.
    Kullmer betrat das mit Glas verkleidete Hochhaus, stieg eine Treppe hinauf und ging zum Fahrstuhl. Er zog einen Notizzettel aus der Hosentasche und runzelte die Stirn. Neunzehnte Etage. Er drückte den entsprechenden Knopf, und mit einem Ruck setzte die Kabine sich in Bewegung.

    »Möchten Sie einen Kaffee?«
    »Danke, nein.«
    Peter Kullmer hatte die Büros der Firma iTeX24 problemlos gefunden. Das Zimmer des Chefs war angenehm klimatisiert, ein Zimmerspringbrunnen plätscherte sanft und schuf gemeinsam mit einer großblättrigen Zimmerpflanze, wie Kullmer sie noch nie zuvor gesehen hatte, eine besondere Atmosphäre. In einem Regal standen zwischen den Aktenordnern einige Fußballtrophäen. An den beiden Seitenwänden hingen zwei Bilder von Salvador Dali, sie zeigten brennende Giraffen und eine nackte Frau, über dessen Körper zwei Tiger schwebten. Kaulbach, wie sein Gastgeber sich ihm vorgestellt hatte, hatte offenbar einen etwas exzentrischen Geschmack. Die beiden saßen einander gegenüber, Kaulbach griff zu einer Wasserkaraffe und schenkte sich ein. Auch Kullmer zog sich ein Glas herüber.
    »Läuft gut, Ihre Firma, vermute ich?«
    »Ich kann mich nicht beklagen. Aber Sie wissen ja, wie das in der Branche ist. Mit Computerkram möchte sich niemand auseinandersetzen, aber alle sind davon abhängig. Netzwerke, Server, der ganze Kram eben. Na ja, da habe ich mir das Hobby zum Beruf gemacht. Interessieren Sie sich für die Materie? Ich führe Sie gerne herum.«
    »Nein, vielen Dank«, wehrte Kullmer ab. Er entschied, dass er Kaulbach nicht leiden konnte. Leute wie er – Anfang dreißig, selbstverliebt und arrogant – waren ihm schon immer ein Greuel. Lag es daran, dass er selbst – erheblich älter, aber mit deutlich geringerem Gehalt – seine Karriere im Vergleich als wertlos empfand? Oder war es einfach nur ein wenig Midlife-Crisis angesichts dieses

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