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Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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Augenbrauen hoch.
    »Wir bekommen keinen Durchsuchungsbefehl. Noch nicht zumindest.«
    »Hätte ich mir ja denken können«, empörte sich Sabine. Sie machte ein strenges Gesicht, erhob den Zeigefinger und sagte in besserwisserischem Ton: »Die Rechtsgrundlage ist nicht ausreichend für eine Durchsuchung.«
    Kullmer grinste kurz, hatte sie Julias Mimik und Gestik doch recht gut getroffen, aber Hellmer stieß ihn sofort in die Seite.
    »Hört auf damit! Wir sind schließlich nicht diejenigen, die hinterher den Kopf dafür hinhalten müssen.«
    »Da warst du aber damals noch anders drauf«, konterte Sabine, »du weißt schon, was ich meine.«
    Selbst Peter Kullmer wusste, dass sie auf Julias Entführung anspielte. Letzten Endes hatte eine nicht genehmigte Durchsuchung in Alina Cornelius’ Praxis die beiden auf die Zielgerade geführt.
    »Wir kriegen die Genehmigung ja auch«, sagte er mit einer beruhigenden Handgeste. »Nur eben nicht jetzt.«

Mittwoch, 13.25 Uhr
    I n roten Lettern prangte auf gelbem Untergrund der Name EROS VIDEOTHEK auf Kullmer herab, nicht unbedingt die einfallsreichste Bezeichnung, wie er fand, dafür umso greller. Überall sonst versuchten die Videotheken, ein familienfreundliches Image aufzubauen, weg von der schmierigen Atmosphäre, und ihre Erwachsenenbereiche befanden sich in streng abgetrennten Räumen. So verlangte es das Jugendschutzgesetz, doch diese Notwendigkeit bestand im Bahnhofsviertel nicht. Wer zu EROS kam, der wollte keine Disney-Filme oder Blockbuster.
    Die beiden Schaufenster links und rechts der Eingangstür waren mit gelber Folie verklebt, rote Herzen säumten oben und unten den Rahmen. Links waren Schlagworte in roten Buchstaben aufgeklebt, es gab DVDs bereits ab 50 Cent pro Tag, es gab An- und Verkauf. Rechts im Fenster waren unter dem Hinweis »Wir führen« einige namhafte deutsche Erotikproduzenten genannt, immerhin erkannte Kullmer ein halbes Dutzend davon.
    Auf der nach außen offen stehenden Tür lachte ihm ein bis auf den Slip nacktes Busenwunder entgegen, es war die Newcomerin des Jahres, wie der Werbeschriftzug verriet, in ihrer Hand hielt sie das Cover ihres neuesten Filmes. Ab sofort hier erhältlich stand darunter. Kullmer trat durch den bunten Glasperlenvorhang nach innen. Die Luft war stickig, und es roch nach kaltem Rauch, ein nikotingelber Ventilator drehte sich langsam an der Decke, ohne einen merklichen Effekt zu erzielen. Regale mit DVD-Covern standen an drei Seiten des Raumes, inklusive der Fensterzeile, dazwischen drei weitere mannshohe Regalreihen, die beidseitig vollgestellt waren. Kullmer versuchte zu überschlagen, wie viele DVDs sich wohl auf den schätzungsweise fünfunddreißig Quadratmetern des Ladenlokals befanden, kam aber zu keinem Ergebnis. Hatte draußen nicht etwas von zweitausendfünfhundert Filmen gestanden? Zwischen den Regalen, schräg gegenüber des Eingangs, befand sich ein drei Meter breiter Tresen, dahinter, nach einem Durchgang mit ausgehängter Tür, der Lagerbereich, in dem sich zweifelsohne die DVDs zu den ausgestellten Covern befanden. Wie in den meisten Videotheken üblich, musste der Kunde einen Anhänger mit der Filmnummer abgeben und erhielt dann ein Cover mit dem Logo des Ladens und der Filmscheibe. Neben dem Tresen befand sich ein weiterer Durchgang, »Betreten verboten«, stand auf der geschlossenen Tür. Aus einem kleinen Fernseher neben der Registrierkasse drangen seltsame Musik und Schreie.
    »Tag«, nuschelte der Angestellte und öffnete zischend eine Dose mit einem Energydrink. »Schon Kunde hier?«
    Kullmer schätzte ihn auf Anfang dreißig, er hatte lange, ungepflegte Haarsträhnen, dunkelbraun, trug einen Dreitagebart, ein schwarzes Muscleshirt, ein dickes Silberkettchen, die freiliegenden Oberarme waren tätowiert. Im rechten Ohr baumelte ein silberner Totenkopf, die dunkle Augenbraue des linken Auges war von einer Narbe durchzogen. Auch wenn Kullmer nicht mehr von ihm sehen konnte, hätte er sich zugetraut, auch den Rest des Körpers beschreiben zu können. Eine protzige Gürtelschnalle von Jack Daniels oder Harley Davidson, verwaschene, aufgerissene Bluejeans und schwere Bikerstiefel. Er trat auf den Tresen zu und nickte freundlich.
    »Nein, ich bin noch kein Kunde.«
    »Brauchst nen Ausweis, um hier leihen zu können«, erwiderte sein Gegenüber. »Oder nen Hunderter Kaution.«
    »Am Ausweis soll es nicht scheitern«, lächelte Kullmer und zog seinen Dienstausweis hervor. Die Augen des Angestellten

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