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Todesmelodie

Todesmelodie

Titel: Todesmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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– und sie wußte, daß sie keine zweite Chance bekommen würde.
    Er wird versuchen, mich zu töten!
    Jetzt, wo er ihr von Jerry erzählt hatte, mußte er sie zum Schweigen bringen – doch diese Erkenntnis machte ihr nicht soviel aus, wie man hätte erwarten können, vielleicht weil sie selbst entschlossen war, ihn umzubringen.
    Verwundert fragte sie sich, worauf sie noch wartete und warum sie nicht einfach nach der Kerze griff: Sie war neugierig auf seine Gründe. Unglaublich, daß ausgerechnet er hinter allem steckte – er war immer so nett gewesen…
    »Warum hast du mich auf den Plan gebracht?« wiederholte sie ihre Frage, wobei sie nicht aufhörte, die Finger ihrer rechten Hand vorsichtig zu bewegen. Inzwischen war das Gefühl in ihren Daumen und Zeigefinger zurückgekehrt, und ihre Handfläche begann zu prickeln.
    »Das müßtest du eigentlich wissen«, erwiderte Chad.
    »Aus Rache? Wolltest du mir das heimzahlen?«
    »Du wolltest dich an Sharon rächen.«
    »Weil ich dachte, daß sie für den Tod meines Bruders verantwortlich war. Aber was hab’ ich dir je getan?«
    Seine Wut flammte wieder auf. »Bestimmt hat Paul dir die gleiche Frage gestellt, als du ihm von deinem wunderbaren Plan erzählt hast! Was hat Sharon Jerry denn getan? Die Antwort lautet: nichts, absolut nichts! Aber genau deshalb hast du sie ja so gehaßt. Sie hat nichts für ihn getan, und er hat sie…« Seine Stimme wurde rauh, seine Wut verflog, und er senkte den Kopf. »Und ich hab’ dich geliebt!«
    »Du liebst mich nicht!« Ann spuckte die Worte förmlich aus.
    »Doch.«
    »Warum verletzt du mich dann so?«
    Chad ballte seine Faust, bis die Knöchel weiß hervortraten, und blickte auf das Messer in seinem Gürtel, aber seine Stimme klang beherrscht. »Ich hab’ gelitten, und du mußt genauso leiden. Wir müssen es gemeinsam tun!«
    »Das ist das Verrückteste, das ich je gehört habe«, antwortete Ann.
    Er nickte. »Ich bin verrückt – und du bist es auch. Es gibt wohl kein anderes Mädchen, das getan hätte, was du heute abend getan hast. Aber ich wußte, daß du es tun würdest! Du bist genauso verrückt wie ich!«
    Hatte er recht? Nein, das konnte nicht wahr sein. Aber Ann fiel wirklich kein anderes Mädchen ein, das einen solchen Sprung gewagt hätte. Er hatte genau ins Schwarze getroffen.
    »Aber du hattest keinen Grund, Jerry umzubringen; er war dein bester Freund!« Jetzt begann ihre eigene Stimme zu versagen.
    »Er hat mir nichts bedeutet«, meinte Chad verächtlich. »Und Paul ist mir auch ganz egal. Er hat mich verraten, er wußte, was ich für dich empfinde, aber er hat dich für sich selbst genommen. Ich kenne den Anwalt, den Sharon wahrscheinlich bekommen wird – er ist wirklich gut. Er wird dahinterkommen, was ihr euch ausgedacht habt, und ich werde ihm dabei helfen! Ich helfe ihrem Verteidiger, egal, wer es ist, und er wird Paul zum Reden bringen. Sharon kommt davon, und Paul landet im Gefängnis!« Chad zitterte vor Kälte und zog seine Jacke enger um sich. Sein Blick wanderte zu der Wunde an ihrem Kopf, zu dem blutgetränkten Handtuch. »Es ist kalt hier drinnen und feucht. Ich hab’ oft hier übernachtet, aber die Kälte läßt einen nicht schlafen. Ich hab’ wach gelegen und mir vorgestellt, du lägst hier neben mir.«
    »Blutend?« fragte sie sarkastisch.
    »Das hab’ ich nicht gewollt.«
    Ann beschloß, ihre Taktik zu ändern. Wenn sie nach der Kerze und dem Messer griff, mußte sie ihn irgendwie ablenken: Sie hatte ein Basketballspiel zu Hause, und sie hatten unzählige Spiele gegeneinander gemacht – aber obwohl sie nicht unsportlich war, konnte Chad sie im Schlaf besiegen. Er war schnell wie eine Schlange!
    Es würde nicht leicht sein, ihn zu töten, selbst wenn sie das Messer herausziehen konnte. Und eine lange Freundschaft war auch durch fünf Minuten intensiven Hasses nicht so einfach auszulöschen! Ann suchte seinen Blick.
    »Warum hast du mir denn nicht gesagt, daß du in mich verliebt bist?« fragte sie.
    »Es hätte ja doch nichts geändert!«
    »Doch, das hätte es schon! Ich hab’ dich immer sehr gemocht!«
    Chad kicherte freudlos. »Ja, wie einen guten Freund!«
    Ann sprach ganz sanft auf ihn ein. »Vielleicht hätten wir auch mehr als Freunde sein können!«
    Er erwiderte ihren Blick. »Lüg mich nicht an!«
    »Du liebst mich doch immer noch, oder?«
    »Ja.«
    »Dann tu es doch!«
    Chad schluchzte leise auf. »Ich muß dich umbringen!«
    Sie lächelte ihm zu. »Zuerst mußt du mich

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