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Todesmuster

Todesmuster

Titel: Todesmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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verschwindet nach rechts auf den Trampelpfad. Förster setzt das Funkgerät ab.
    »So, Richtung Westen und Norden haben wir jetzt. Wie mir die anderen mitteilen, haben sie einiges Zeug gefunden, müsst ihr euch mal ansehen. Viel Müll.«
    »Machen wir alles in Ruhe. Wenn ihr mir noch einen Gefallen tun wollt, bleibt noch einen Augenblick hier stehen und wartet, bis Müller zurück ist, dass nicht noch was zertrampelt wird.« Sie stimmen zu, einer fingert sich eine Kippe aus der Brusttasche.
    Auf dem Weg haben sich zwischen den Fahrspuren einige Kräuter durchgekämpft, links ein morscher Baumstamm, dahinter ein riesiger Fliegenpilz. Sieht ja phantastisch aus. Wie aus dem Märchenbuch.
    15 Uhr 50
    Schwarze Augen. Fast schwarz. Und schwarze Haare, am Rand der Koteletten dünnes Grau. An den Schläfen auch. Das Hemd in lockeren Falten über der Bauchgegend. Ranker Bursche, fast asketisch. Schlanke Hebammenhände, dunkle Haare auf den Fingerrücken, der Halbmond im Daumennagel leuchtet weiß. Aber der Blick. Nüchtern? Ne. Kalt? Nicht das richtige Wort. Aus Berlin also. Helmut ist mit der Vorstellung fertig.
    »Was quatsche ich eigentlich so viel, ihr seid doch erwachsen. Also …« Er hebt die Linke, geht, schließt die Tür vorsichtig.
    »Ja, herzlich willkommen noch mal. Ich hoffe, es ist okay, so gleich am ersten Tag voll ins Geschirr gehen zu müssen. Helmut hat’s ja schon gesagt, Konstantin Kirchenberg.«
    »Ernst Funk«, Händedruck, »kein Problem. Ich bin seit sechsundzwanzig Jahren in diesem Job, da überrascht einen nichts mehr. Ich denke, ich kann Ihnen helfen.« Ohne einen Anflug von Verbindlichkeit. Hat der grad Ihnen gesagt? Bitte nicht. Ein Siezer. Das hat noch gefehlt.
    »Auch schon mal in diesem Bereich gearbeitet?«
    »Todesermittlungen nicht, aber in Berlin unter anderem drei Jahre lang Sexualdelikte. Da gab es etliche gemeinsame Kommissionen und viele Berührungspunkte.«
    »Das sollte um Gottes willen keine Skepsis sein …«
    »Ich vermute, es war doch Skepsis, ist aber nachvollziehbar. Ich wäre auch skeptisch in der Situation. Lassen Sie es uns einfach probieren.«
    Na, da haben wir uns ja was eingefangen. Trotzdem …
    »Sechsundvierzig Jahre alt?« Er nickt. »Dann bin ich der Jüngere von uns beiden. Dennoch: Wenn es kein zu großes Opfer ist, wäre mir sehr daran gelegen, dass wir uns in meiner MK duzen. So nach altem Polizistenbrauch. Muss man nicht, ich weiß, aber …«
    Er rührt keine Faser. Standhafter Blick, die Kiefermuskeln beginnen zu arbeiten.
    »Meinetwegen, Ernst.« Mechanischer Klang.
    »Konstantin, freut mich. Hat Helmut schon gesagt, worum es geht?«
    »Nur grob, in Ansätzen.«
    »Viel mehr weiß er auch gar nicht darüber. Das alles fing nämlich ziemlich kurios an. Letzten Mittwoch ist ein Kollege …«
    Klopfen. Rebecca.
    »Hey, da bin ich wieder. Ich soll doch hier mitmachen.« Sie schließt die Tür. »Wir haben ja schon«, mit einem Blinzeln, »und du bist auch den ersten Tag hier, ich auch. Passt doch prima.« Sie reicht Funk die Hand, kräftiges Schütteln. Er braucht fünf Sekunden, kapituliert mit einem Seufzer.
    »Ernst, angenehm.«
    Sie setzt sich mit Schwung, legt die gefalteten Hände aufs übergeschlagene Knie. Bereit.
    »Ich bin froh, dass ihr da seid. Wir haben nämlich absolute Knappheit an Leuten, und wir drei sind schon sechzig Prozent unserer Mini-MK. Heute Nachmittag, spätestens aber morgen kommen noch Klaus Glowatzki und Edda Bauer dazu, zwei alte Hasen von 12 und 22, aber das war’s auch schon. Mehr Leute sind derzeit kaum drin, höchstens, wenn das Spurenaufkommen sich drastisch ändern sollte. Ich mache zunächst den Aktenführer nebenbei und werde auch mitermitteln. Wenn ich dazu einen Partner brauche, müssen wir die Teams ganz flexibel umstellen. Ihr zwei kennt euch hier nicht besonders gut aus, oder?«
    »Doch!« Rebecca, mit geradem Kreuz. »Ich bin hier geboren und glaube kaum, dass es eine Straße jenseits von Feldwegen gibt, die ich nicht kenne.« Selbstbewusster Seitenblick, Ernst ignoriert.
    »Sehr schön. Dann könnt ihr ja ein Team bilden und gleich ein paar Sachen abklären. Ich muss den heutigen Tag erst mal aufs Papier bringen und vorher noch die bisherigen Spuren beim Institut abgeben. Äh, was wollte ich noch sagen?«
    »Es wäre zu begrüßen, wenn mein Informationsdefizit ausgeglichen würde.« Stoisch. Der ist ja so umgänglich wie Stacheldraht.
    »Ich war just dabei, von der Akte eine Kopie zu machen. So dick ist sie ja noch

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