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Todesmuster

Todesmuster

Titel: Todesmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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ohne weiteres rein kann man da nicht. Das war mit ’ner Stahltür und ’nem dicken Vorhängeschloss gesichert, sagt jedenfalls der Förster. Der kommt da aber auch nur alle paar Monate mal vorbei. Der Täter hat das wahrscheinlich aufgebrochen und mit einem eigenen Schloss wieder zugemacht, das haben wir gefunden.«
    »Warum soll er’s wieder verschließen?«
    »Ach ja, weil die Spuren in der Mine darauf hinweisen, dass da wahrscheinlich jemand über mehrere Tage war. Wir haben Kot gefunden, eine Wasserflasche und Pommespapier. Als der Pilzsucher das Blut entdeckt hat, stand die Tür jedenfalls offen. Der Tatort befindet sich, wartet mal, hier …«, Rebecca steht auf, hilft beim Entfalten der Karte auf dem Schreibtisch. Sportliche Hände, nur ein dünner Ring. »Da ist Ingsen, hier ist das Waldstück.«
    »Der könnte auch von der Landstraße gekommen sein?«
    »Könnte der auch, aber, Klaus, sieh dir den Tatort mal an, der muss sich da unheimlich gut ausgekannt haben. Ich gehe davon aus, dass der aus der unmittelbaren Umgebung kam.«
    Ernst setzt sich wieder.
    »Wir ermitteln in beide Richtungen?«
    »Ja, natürlich, also Richtung Täter und Richtung Opfer. Ich habe hier zwei Teamkörbchen gemacht und gestern schon einige Spuren angelegt. Seht euch die ersten Sachen mal durch. Edda, da du dabei bist, habe ich dir natürlich die Vermissten gegeben. Außerdem ist bei den Tatortspuren einiges zu machen. Euch beiden«, Ernst und Rebecca nicken, »habe ich mal die Ermittlungen um das Dorf gegeben, Befragungen der nächsten Häuser, da ist ’ne kleine Siedlung am Hang und zwei, drei kleinere Bauernhöfe. Was ist mit den Jagdpächtern? Waren da Jagden in letzter Zeit? Und so weiter. Natürlich hoffe ich auf Ideen aus eurem Kreis, ihr seid alle ja gestandene Ermittler. Dann noch ein Zettel mit den Handynummern von allen.«
    Rebecca nimmt sich eine Zweitakte, Ernst sichtet die Spuren im Spurenkörbchen.
    »Ich muss mich erst mal einlesen.«
    »Ich schlage vor, wenn nichts dagegen spricht, dass wir uns um fünf heute Abend wiedertreffen. Da wir sowieso keine freien Räume haben, bleibt ihr in euren Büros. Ich hab ja eure Nummern. Bei dir, Ernst, ist doch noch ein Platz frei. Ist doch wie gemacht für Rebecca.« Wortloses Einverständnis.
    »Ich würde mir jetzt gern die Akte durchlesen, wenn dir das recht ist, und dann einmal zum Tatort fahren.« Glowatzki steht auf, Edda antwortet gähnend, lacht verlegen, mit den Fingern durch die kurzen blonden Haare.
    »Mach das. Ich seh mal nach meinen Vermissten«, sie wendet sich um, »oder ist was dabei, was wir jetzt sofort machen müssen, Konni?«
    »Keinen akuten Hinweis auf einen Täter, leider nicht.«
    Sie nickt. Die vier stehen auf.
    »Dann sind wir ja jetzt Zimmerkollegen«, Rebecca mit schmelzendem Lächeln.
    »Ja«, Ernst, kurz. Ein sturer Hund ist das, mein Gott.
    Glowatzki schließt die Tür. Ruhe. Was ist denn im Radio? Rod Stewart. Das nicht. Weiter. Tina Turner. Geschenkt.
    11 Uhr 15
    Am Stahlaschenbecher vorm Eingang intensive Pflege der Raucherbeine in großer Runde. Drinnen in der Sitzecke zwei Rollstühle und zwei mit fahrbarem Infusionsträger. Jogginganzüge, weiße Socken, Lederlatschen, palavern über Fußball. Aus dem Fahrstuhl quält sich ein Alter im gestreiften Bademantel Richtung Ausgang, kriegt kaum die Füße hoch. Das Gesicht wie aus Kitt geknetet, die trockene Kippe schon im Mundwinkel. Wahrscheinlich auch auf dem Weg zum Gesprächskreis Arteriosklerose vor der Tür.
    Der Flur zur medizinischen Intensiv ist leer. Wieder dieser eigenartige Geruch. Aus der Gegensprechanlage eine Kinderstimme, Sesam öffne dich, die Kinderstimme steht hinten am Tresen, winkt zu sich.
    »Nehmen Sie noch einen Moment Platz, Frau Dr. Gerber kommt gleich.« Im Warteraum ein Gummibaum. Der Finger hinterlässt keine Spur auf den Blättern. An der Theke gedämpftes Telefonklingeln, fünfmal.
    »Gerber.« Pause. »Ja, so bald wie möglich.« Längere Pause, einige Mmhs. »Das ist jetzt die dritte Knollenblätterpilzvergiftung dieses Jahr und immer russische Aussiedler.« Wieder Stille. »Kann auch ein Grund sein. Ich habe noch gehört, dass es bei denen in Kasachstan einen Speisepilz gibt, der dem Knollenblätterpilz ähnlich sieht, deswegen diese Häufung. Klingt plausibel.« Aus den hinteren Zimmern wird ein Dieter gerufen. »Keine Ahnung, ich esse nur Champignons aus der Dose.« Pause, gehauchter Lacher. »Ja, du hörst von mir.«
    Schlappende Schritte, die Tür geht

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