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Todesmuster

Todesmuster

Titel: Todesmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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Wir haben in der Mine ’ne ganze Menge gefunden, weißt du ja schon, auch DNA-Material, reichlich. Das neue Schloss, was vermutlich vom Täter stammt, lag ja im Schotter kurz hinterm Eingang. Das alte haben wir …«, Edda kommt rein, setzt sich wortlos, »… nirgendwo gefunden. Du hast doch mit dem Förster gesprochen …«
    »Der sagt, dass er da auch nicht ständig drauf geachtet hat. Er ist seit zehn (Jahren in diesem Bezirk, und seitdem hat er bewusst keine Veränderungen daran festgestellt, hat aber, wie gesagt, auch nicht drauf geachtet, mehr zufällig, einmal im Jahr. Nach seiner Erinnerung hing da so ein altes überdimensionales Vorhängeschloss dran, das wäre auch schon völlig verrostet gewesen. Wer das da irgendwann mal angebracht hat – noch keine Ahnung. Vielleicht der letzte Rechteinhaber.«
    Er verzieht den Mund, legt die Stirn in Falten.
    »Sollte ich dir sonst noch was Wichtiges vorab mitteilen?« Blättern mit Daumen und Zeigefinger, er schüttelt den Kopf, reicht die Bogen über den Schreibtisch. »Ne.« In der Tür Kehrtwende auf dem Absatz. »Doch noch was. Vorne am Eingang haben wir Haare gefunden, die wohl Tierhaare sind. Hat vielleicht mal’n alter Dachs als Untermieter gewohnt.« Breites Grinsen. Er geht.
    Edda wartet, bis die Tür zufällt, setzt sich entspannt hin.
    »Unsere Vermissten.« Genuschelt, sie fängt mit der Zunge ihr Bonbon ein, steckt es hinter die Backenzähne. »Bevor wir nicht wenigstens wissen, ob Mann oder Frau, brauchen wir in die zentrale Vermisstendatei gar nicht rein. Ich habe darum zunächst die letzten drei Wochen genommen und einen Umkreis von fünfzig Kilometern gezogen. Übrig bleiben da fünf Leute, von denen zwei aber eigentlich rausfallen, weil das notorische Abhauer sind.« Das Bonbon rutscht wieder raus, sie spuckt es genervt in den Eimer.
    »Was ist mit den anderen drei?«
    »Eine Jugendliche, ein Rentner und eine Zweiundvierzigjährige, ledig.«
    »Wie alt ist die Jugendliche?«
    »Siebzehn.« Na ja, das würde doch auch passen. Telefon.
    »Rudolf Schütte vom Kurier. Tag, Herr Kirchenberg.«
    »Tag, Herr Schütte.«
    »Herr Kirchenberg, gibt’s was Neues in der Minengeschichte? Wenn ich nichts übersehen habe, gab’s von Ihrer Seite bisher nur die etwas spärliche Pressenotiz vom Mittwoch.«
    »Ich weiß nicht, ob Sie was übersehen haben, Herr Schütte, aber unsere Pressestelle müsste heute Morgen mitgeteilt haben, dass um 18.00 Uhr eine Pressekonferenz stattfindet. Hier bei uns. Die E-Mail müsste auch beim Kurier vorliegen.«
    »18.00 Uhr? Dann habe ich keine Fragen mehr. Bis dahin.«
    Die Tür schwingt auf, Ulla mit einem Aktenstapel unter dem Arm, sieht Edda, freudiges Hallo, Umarmung. Seit wann sind die denn so dick miteinander?
    »Konni, kannst du gleich einmal kommen? Ich brauche deinen Rat bei einer Spur.« Natürlich. Sie quittiert es wortlos, geht.
    »Die beiden Frauen sind doch auf den ersten Blick ganz interessant.«
    »Ja, sind sie. Und auch den Rentner können wir nicht aus den Augen verlieren. Ich wollte dir das nur vorab mitteilen, bevor ich anfange, die Sachen abzuklären. Um fünf treffen wir uns?« Schon im Gehen.
    »Um fünf. Kriegst du das mit deinem Sohn hin?«
    »Mein Mann hat diese Woche Frühdienst, das passt. Außerdem ist Marius jetzt vierzehn. Da kann man ihn schon mal allein lassen.« Vierzehn ist der schon?
    »Ich bin jetzt weg. Nur wenn einer der anderen fragen sollte. Wollte in Ingsen ein paar Sachen nachfragen. Wenn was ist …« Sie sieht den Wink mit dem Handy, alles klar.
    Ein Auto. Aber vorher noch zu Ulla.
    15 Uhr 15
    Schwarze Katze von links nach rechts, geschmeidig durch den Jägerzaun. Gibt das Glück oder Unglück? Danach Natursteinmauer mit eisernem Eingangstor, geschmiedete Weinblätter. Wieder Holzzaun, ein Dicker in kurzen Hosen mäht Rasen, sieht mit offenem Mund hinterher, leicht dämlich. Brüchiger Beton in der Einfahrt zum Bauernhof, direkt neben dem Stall die Silagegrube, sauber abgestochen, Autoreifen auf der Abdeckfolie. Säuerlicher Geruch. Fenster auf. Der blutige Rest eines Igels auf der Gegenfahrbahn, zwei blonde Kinder ziehen mit Stöcken die Därme auseinander, lachen.
    Die letzten Lichter verschwinden. Noch nicht, erst, wenn alles schläft. Ungeduld. Da wartet jemand. In der Dunkelheit raus, besser den Umweg, umschauen, alles schläft. Sterne über Bäumen, das neue Schloss glänzt hell vor der dunklen Tür, rein, wieder verriegeln, jetzt erst die Taschenlampe. Die Schritte knirschen,

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