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Todesmuster

Todesmuster

Titel: Todesmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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sie hält sich den Bauch, mit der anderen ein Schlag gegen die Stirn. Aua.
    »Orang-Utan-Weibchen, soso.« Sie hat Mühe zu sprechen, »War’s wenigstens schön?«
    »Tierisch gut. Außerdem war sie viel muskulöser.« Einmal in den Oberschenkel kneifen, nörgeliger Protest, wieder lachen. »Es war ein aufregender Sommer voller Leidenschaft. Schwierig war es nur, hinterher wieder aus den Baumwipfeln zu kommen. Orangs treiben es nämlich immer ganz oben.«
    Ihr Lachen verebbt, ihre Rechte wandert den Arm hoch, gleitet ins Haar, krault. Melancholischer Blick. »Mit dir bin ich glücklich, Herr Kommissar.« Pause. Fünf Atemzüge. »Ich habe dir vor ein paar Tagen mal eine Frage gestellt, weißt du noch.« Nein, bitte nicht, jetzt nicht. »Hast du mal darüber nachgedacht?« Ihre Finger kraulen hinterm Ohr, Gänsehaut.
    »Was für eine Frage?«
    Ihre Augen werden zu Schlitzen. »Tu nicht so unwissend, Blödmann. Was würdest du eigentlich sagen, wenn ich mich scheiden ließe?«
    Na, herzlichen Glückwunsch!
    »Bist du in deiner Ehe etwa nicht mehr zufrieden?« Sie will den Scherz nicht verstehen.
    »Kann man mit dir …« Telefon. Gott sei Dank.
    »Kirchenberg.«
    »Ernst Funk. Entschuldige die Störung, du hättest es sicher auch morgen früh erfahren können, aber ich vernehme hier gerade die Zeitungsfrau aus Ingsen. Die trägt da seit zehn Jahren die Zeitung aus. Genau kann sie den Zeitpunkt nicht mehr nennen, aber vor etwa sechs bis acht Wochen hat sie morgens um kurz nach vier Thomas Walcher aus dem Wald kommen sehen mit einem ziemlich großen Rucksack dabei.«
    Donnerwetter!
    »Und sie ist sich sicher, dass es Walcher war?«
    »Ja, ist sie. Sie sagt, so wie der aussieht, verwechselt man den nicht.«
    »Hat sie sonst noch was gesagt?«
    »Ich bin erst am Anfang der Vernehmung, wollte dir aber schon mal Bescheid geben.«
    »Ich bin in zwanzig Minuten da.« Was macht der eigentlich noch im Büro?
    Carmen macht ein trauriges Gesicht. Traurig genervt.
    »Ich kann es nicht ändern. Könnte eine entscheidende Spur sein. Du kannst ja hier warten.«
    »Ach, Scheiße. Ich weiß nicht, wann mein Mann kommt. Meistens wird es spät nach dem Golf. Aber eben nur meistens.«
    »Mach, was du für richtig hältst.« Sanfter Kuss, sie lässt es geschehen. Niedergeschlagen. Wo liegen denn die Socken?
    »Also bis nachher, sonst ruf an.« Sie sagt nichts. Glänzen die Augen feucht? Jetzt nicht.
    Da fährt man mal einen Abend früher nach Hause.
    Es beginnt zu regnen.
    21 Uhr 38
    Eine Dunkelhaarige mit Pferdeschwanz geht zum Besucherparkplatz, alter Golf, schließt auf und fährt. War das die Zeitungsfrau? So jung. Das sind doch sonst immer Rentner. Ayse hat auch oft Pferdeschwanz.
    Die Haare fallen schwarz zwischen ihre Schulterblätter, das rote Band an der dünnsten Stelle, immer noch armdick, sie sieht sich um, ist überrascht, Konstantin, du in Berlin? Sie löst das Gummi, schüttelt den Kopf, wie eine schwarze Explosion.
    Auf dem Flur ist eine Neonröhre ausgefallen. Aus Ernsts Zimmer kommt Schreibtischgeklapper, er sortiert Blätter, heftet ab.
    »Hallo. War das unsere Zeugin, die mit dem Pferdeschwanz? Hab ich unten noch gesehen.«
    »Das war sie.«
    »Wie alt war die?«
    »Siebenunddreißig.« Doch schon. »Hausfrau und zweifache Mutter, gelernte Soziologin. Aber so lange die Kinder klein sind, will sie zu Hause bleiben.«
    »Und? Ist noch was rausgekommen?«
    »Nichts, was du nicht schon wüsstest.« Er lehnt sich zurück, streicht mit beiden Händen durchs Gesicht, reibt sich die Augen. »Ich habe es nur noch ein wenig ausführlicher aufgeschrieben.«
    »Ist ihr das nicht seltsam vorgekommen, so morgens um vier?«
    »Doch, ist es. Aber sie sagt, das wäre auch ein seltsamer Typ. Sie bringt dort seit zehn Jahren die Zeitung und habe mit dem noch keine zwanzig Worte gewechselt. Am Anfang sei das auch ein beklemmendes Gefühl gewesen, weil der Hof ja auch etwas abseits liegt, aber sie habe sich dran gewöhnt.«
    »Konnte sie erkennen, was im Rucksack war?«
    »Nein, aber sie konnte sehen, dass es ein großer Rucksack war, in dem auch was drin war.«
    »Das anonyme Schreiben, einschlägig vorbestraft, jetzt diese Geschichte. Ich rufe mal den Staatsanwalt an, wenn möglich, soll er gleich für morgen früh einen Durchsuchungsbeschluss besorgen, dann sind wir da noch vor Mittag drin.« Er stimmt zu. »Es ist deine Spur, nimmst du die Organisation in die Hände, Leichenhund und so weiter?«
    »Schon passiert. In der Inspektion Nord

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