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Todesmuster

Todesmuster

Titel: Todesmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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zu Walcher, schmale Straße. Auf dem Acker drei Bussarde. Vier. Warten auf Beute. Im Rückspiegel der Tross. Fünf Autos. Alle da. Ganz hinten der rote Passat vom Hundeführer. Einer der Bussarde startet, deutlicher Schwalbenschwanz. Ist ’ne Gabelweihe, ist gar kein Bussard. Stehen die nicht auf der roten Liste? Was das gleich wohl gibt? Könnte unser Mann sein. Aber warum ist er dann nicht noch mal hingegangen und hat den Rest Spuren beseitigt. Weil er gesehen worden ist? Vielleicht. Wollte nicht noch mal gesehen werden. Da ist der Hof. Ist ja nicht besonders groß. Kann der davon leben? Vor der großen Tür große Betonfelder, fallen zum Misthaufen ab. Davor eine Riesenlache braune Jauche. Ein Hund kommt von der Diele, bellt, kommt nicht näher.
    Die Stalltür geht auf, Walcher mit Forke. Das muss er sein. Blaumann, Gummistiefel, dichte Haare, grauer Zopf. Mein Gott, was für ein Hüne. Zwei Meter hat der. Und Schultern wie ’n Kleiderschrank. Auf der Forke ein winziges totes Ferkel. Das ist tatsächlich ein Ferkel, sieht aus wie Marzipan. Fehlt bloß noch die Folie. Misstrauischer Blick aus den Augenwinkeln, er geht zum Misthaufen, wirft das Schwein weit nach oben, es kullert ein Stück abwärts, bleibt liegen.
    »Herr Walcher, mein Name ist Konstantin Kirchenberg. Wir sind von der Polizei, das sind alles Kollegen. Wir ermitteln, wie Sie vielleicht schon gehört haben, in einem Mordfall oben in den Kummerhügeln, und wir haben hier einen Durchsuchungsbeschluss für Ihr Anwesen.«
    Er nimmt das Blatt, bittere Verwunderung.
    »Ich muss Sie gleich vorab belehren, dass Sie keine Angaben zu machen brauchen, Sie haben also ein Zeugnisverweigerungsrecht, namentlich, wenn Sie sich selbst belasten würden. Außerdem können Sie einen Zeugen Ihrer Wahl zuziehen. Aber ich schlage vor, wir gehen erst einmal rein, da kann ich Ihnen alles besser erklären.« Er geht vor. Macht ja nicht gerade einen ertappten Eindruck. Verbittert sieht der aus, und cool. Aber nicht ertappt. »Wenn der Hund gefährlich ist, muss ich Sie bitten, ihn einzusperren.«
    »Jack, ab.« Endlich sagt der mal was. Die Töle trollt sich. Alte Bauerndiele, düster. Vorn die Stalltüren, hinten die Wohnräume. Ernst, Glowatzki und Rebecca kommen mit. Er zieht sich die Stiefel aus, lässt sie vor einer Tür stehen, buntes Glas, geht rein.
    »Und wie kommen Sie auf mich? Soll ich mal raten? Einmal dran, immer dran. Es lebe der Datenschutz.« Er legt den Beschluss auf den Tisch, setzt sich auf die Kante, verschränkt die Arme.
    »Kann ich Ihnen sagen. Wir hatten einen anonymen Hinweis. Der war noch wenig konkret, und in unseren Akten, das ist richtig, steht nichts mehr über Sie, darf ja auch nicht, aber einer unserer älteren Kollegen, konnte sich erinnern, dass da mal etwas war.«
    »Das«, mit Betonung, »war in Süddeutschland, vor dreißig Jahren, und einer Ihrer Kollegen hier konnte sich erinnern?« Ungläubiger Hohn. Jetzt schon mit der Aussage der Zeitungsfrau konfrontieren?
    »Das ist nicht alles, Herr Walcher. Sie sind im Umfeld des Tatortes gesehen worden, und Zeit und Umstände sind zumindest nicht normal. Meine Kollegen werden sich jetzt im und um das Haus umsehen und nach etwaigen Spuren suchen.« Fragendes Gesicht. Die andern gehen nach draußen, fangen an. Er protestiert nicht. »Wir werden aus verschiedenen Bereichen und von Ihrer Kleidung Proben nehmen, auch aus Ihrem Fahrzeug. Der Hund, den Sie draußen gesehen haben, ist ein Leichenspürhund, den wir ebenfalls einsetzen werden. Wir werden so zurückhaltend sein wie möglich. Sie können natürlich einen Anwalt anrufen, nur verhindern kann der das auch nicht.«
    Er setzt sich auf die Eckbank, lässt die Arme sinken, sieht aus dem Fenster, resigniert, plötzlich. Seine rechte Hand liegt geöffnet im Schoß, die Handfläche nach oben, die linke hängt herab. Er atmet kaum merklich. Die Tür geht auf, Rebecca, panischer Ausdruck.
    »Kannst du mal kommen, Chef.«
    »Ach, Scheiße. Peter. Bleibt da raus, verdammt noch mal! Bleibt da raus!« Er springt auf, alte zornige Kraft, kommt hinterher.
    Helles Zimmer, Krankenhausbett. Bildertapeten an zwei Wänden, Südsee, auf dem Nachttisch medizinischer Kram.
    Die dünnen Haare gekämmt, fettiger Scheitel, leere blaue Augen, wandern an der Decke entlang, eine Art Lächeln. Die Arme in Besenstielstärke, die Handrücken liegen fast auf dem Unterarm, bizarre Finger.
    Walcher drängelt sich vorbei, nimmt eine Hand, faltet sie vorsichtig auf, knetet

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