Todesmuster

Titel: Todesmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst

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die bei dir?« Er greift hinter sich, ein ziemlicher Stapel. Ne, danke, seh ich mir nachher mal an.
    Ullas Zeugin ist weg. Erst lesen, dann die Spurenakten einigermaßen auf Vordermann bringen, dann noch die Anrufe. Halb sechs. Neun Uhr essen gehen? Könnte klappen.
    18 Uhr 22
    Ulla geht wieder, hat die Kippe im Aschenbecher vergessen. Das wäre ja ’ne Gelegenheit. Einen Zug. Nur einen. Der Qualm steigt gerade nach oben, verwirbelt. Sieht manchmal aus wie ein Bischofsstab. Dieser zarte Widerstand beim Inhalieren, langsam sickert das Nikotin durch die Lungenbläschen ins Blut, leichter Schwindel. Nein, hart bleiben!

    Bericht
    Der u. g. Beschuldigte
    Heiner Herbst, 12.04.59 in Hamburg,
    wh. hier, Heuweg 4,
    wurde im Rahmen einer intensiven Befragung in der Ortschaft Ingsen im Zusammenhang mit dem Tötungsdelikt Ujs 86/02 gegen Unbekannt ermittelt. Nach Aussagen der Zeugen (Bl. 4 der Akte) wurde der Pkw des Herbst eindeutig am 06.09. und am 10.09. jeweils in den frühen Morgenstunden im Wald um den Tatort gesehen.
    Bei einer ersten Befragung am 24.09. stritt Herbst dies ab. Danach war Herbst nicht mehr zu erreichen. Er lebt mit seiner geschiedenen Ehefrau
    Helga Beumer, gesch. Herbst, 17.03.64 in Bad Laer, wh. s. o.,
    zusammen, die angab, ihr Mann sei zum Angeln nach Norddeutschland gefahren. Er mache dies zur Entspannung öfter. Sie könne ihn dann nicht erreichen.
    Eine Nachfrage bei Nachbarn ergab jedoch, dass Herr Herbst vermutlich noch am Samstag, dem 25.09. in seinem Haus gesehen worden ist, seitdem fehlt von ihm jedoch jede Spur.
    Darüber hinaus gehört zum Fuhrpark des Herbst und seiner Partnerin (Halterin) u. a. ein Fahrzeug Porsche Cayenne, welches auch vom Beschuldigten genutzt wird und im Zusammenhang mit dem Mord eine Rolle spielen könnte. (Kopie des Spurensicherungsberichts Bl. 9-11 d. A.). Mit diesem Fahrzeug ist Herr Herbst derzeit auch unterwegs.
    Gegen Heiner Herbst waren in den Jahren 1993 bis 2002 folgende Strafverfahren anhängig:

    1993 Gefährliche Körperverletzung (Az … )
    1994 Sexuelle Nötigung (Az … )
    1996 Gefährliche Körperverletzung (Az … )
    1996 Kreditkartenbetrug (Az … )
    1999 Schwere Körperverletzung (Az … )
    2002 Nötigung (Az … )

    Die einzelnen Taten sind auf Bl. 13 – 19 d. A. näher beschrieben.
    Eine Verurteilung des H. erfolgte lediglich bei der schweren KV aus dem Jahre 1999. Er wurde seinerzeit wegen Mittäterschaft zu 12 Monaten auf Bewährung verurteilt (Az … )
    Alle anderen Verfahren wurden eingestellt, wobei der Grund für die Einstellung speziell bei den Körperverletzungsdelikten mit den Az … die Tatsache war, dass Zeugen und Geschädigte vor Gericht ihre bei der Polizei gemachten Aussagen z.T. widerriefen. Der Verdacht, H. habe auf die Zeugen eingewirkt, wurde vom Besch, bestritten und konnte nicht nachgewiesen werden.
    Dem Besch, werden seit Jahren Kontakte zur Rotlicht-Szene nachgesagt, was auch dadurch verstärkt wird, dass bei der sex. Nötigung ( Az … ) und der Gef. KV (Az … ) Personen mitbeschuldigt waren, die dem sog. Milieu zuzurechnen sind.
    H. ist seit der Verurteilung wegen Gef. KV nicht mehr berechtigt, Waffen zu führen bzw. die Jagd auszuüben. Dennoch ist H. weiterhin im Besitz von Waffen und übt auch die Jagd aus, da er noch im Besitz entsprechender Dokumente ist.
    Der Pächter des Reviers an den Kummerhügeln, Dr. Klaus Bringewatt, kennt H. seit Jahren und hat den Begehungsschein, der zur dortigen Ausübung der Jagd berechtigt, auf Vertrauen ausgestellt. Er gab an, von der Verurteilung des H. habe er keine Kenntnis.
    H. sowie das o.g. Fahrzeug wurden zur Fahndung ausge schrieben.
    Funk, KHK

    Ist ja ein richtiger Drecksack, ’ne Geschichte aus dem Rotlichtmilieu? Schon möglich. Irgendeinen Konkurrenten beseitigen. Dabei gehen die doch auch meistens ziemlich brutal vor. Von der Örtlichkeit her passt das, sogar ziemlich gut. Da sind die Straftaten, Antrag, Abverfügung, alles da.
    Schon fünf nach sieben, Iris anrufen.
    Neun Uhr ist okay.
    22 Uhr 04
    Zweiundvierzig Euro fünfzig. Er soll vierundvierzigfünfzig abziehen, sucht auffallend lange nach dem Fünfziger. Sie sieht mit ungerührtem Lächeln zu. Die Haare etwas lockig, das untere Ohr ist zu sehen. Neue Frisur seit dem letzten Mal, sieht gut aus. Sie gibt versteckt Zeichen mit den Augen, sammelt das Wechselgeld ein, die Rechnung.
    »Wie gesagt, es muss ja kein sexuelles Motiv sein. Eigenartig, dass du das immer zuerst im Kopf hast.« Spielerisch