Todesmuster

spricht Bände. Näher ran. Ingsen liegt in 316. Höchstens fünfundzwanzig Kilometer.
    »Gut, Frau Schulz. Das war es eigentlich schon. Ach, eine Frage noch. Wie viele Fahrzeuge hat Ihre Firma?«
    »Wir haben zwei Transporter und den neuen vom Chef.«
    »Was ist mit dem Porsche?«
    »Ja.« Sie wiegt den Kopf. »Das war eigentlich mehr der Privatwagen vom Chef. Manchmal ist er damit zu den Aufträgen gefahren, wenn er noch andere Termine hatte. Das kommt schon häufiger vor.«
    »Warum hat er den verkauft?«
    »Er sagte, der sei zu teuer gewesen, und jemand habe ihm ein tolles Angebot gemacht, das er nicht ausschlagen konnte.«
    »Danke, Frau Schulz.« Noch verpflichten, dass sie ihn nicht anruft? Lieber keine schlafenden Hunde wecken. Ulla geht zur Karte, schreibt sich die Orte in 747 auf.
    »Wiedersehen, Frau Schulz.«
    Das Handy, Pohlmann.
    »Dirk?«
    »Ja, hallo. Also, die Sache wird ernster. Wir haben uns den Wagen beim Ingenieur angesehen. Der Bezug im Kofferraum ist möglicherweise neu! Wir haben in den Ecken einen Test mit Heclostix gemacht, und der ist positiv. Der neue Halter hat den erst letzten Dienstag angemeldet und sagt, er habe den Wagen noch keine zwanzig Kilometer gefahren. Das stimmt mit den Angaben im Kaufvertrag überein. Er schwört, von ihm könne das Blut nicht sein.«
    »Hat er was zu dem Kauf gesagt?«
    »Ja. Er sagt, dass er das Angebot morgens im Internet gelesen habe, zufällig, aber das sei so günstig gewesen, dass er einfach hätte zuschlagen müssen. Der Preis hätte mindestens fünftausend Euro unter dem gängigen Preis gelegen.«
    »Gut, Dirk. Dann müssen wir jetzt die Prioritäten ändern. Ihr habt ja Probenbesteck dabei? Nehmt jetzt Proben aus dem Kofferraum und fahrt damit so schnell wie möglich zu Frau Dr. Richter. Die soll das mit unserer Opfer-DNA vergleichen. Ich rufe sie von unterwegs an. Ich muss mir das alles mal durch den Kopf gehen lassen und melde mich wieder.«
    Frau Schulz steht hinter ihrem Schreibtisch mit tellergroßen Augen. Doch verpflichten.
    »Frau Schulz, ich muss Sie jetzt polizeilich verpflichten. Sie dürfen Ihren Chef nicht anrufen und ihm von unserem Besuch erzählen, auch dann nicht, wenn er Sie anruft. Ist das klar?« Lauter. Mal ein bisschen Angst machen. »Wenn doch, können wir das mit unseren technischen Möglichkeiten überprüfen.« Sie nickt wie ein Schaf, klappt eh nicht. An der Wand hinter ihrem Stuhl drei gerahmte Fotos. Beim Kegeln, mit Rucksäcken. Der Glatzkopf immer am Rand.
    »Ist das Ihr Chef?«
    Sie nickt wortlos.
    »Leihen Sie mir das Bild aus. Sie bekommen es zurück.«
    Fahrige Geste mit den Händen, nützt ja doch alles nichts. Sie hat es erkannt.
    Ulla schmeißt den Wagen an, die sechs Zylinder surren.
    »Und? Lass mich raten. Blut im Auto.«
    »Fahr los. Ich erzähle dir alles.«
    Leises Quietschen.
    12 Uhr 43
    Links und rechts Fichten, der Audi humpelt über den Waldweg, ziemlich steil. Dichte Kronen, die Sonne blitzt nur gelegentlich durch das Grün. Bäume haben auf der Südseite die meisten Zweige. Sagt Chingachgook. Ulla hält genau in der Schneise neben dem Hochspannungsmast, rechts das offene Land. Die Leitungen hängen sich wie Lametta von Mast zu Mast.
    »Hatte ich mir genauso gedacht.« Sie steigt aus, hält die Hand über die Augen. »Schade, dass wir kein Fernglas haben, aber da hinten, am fünf, sechs, sieben, achten Mast, das könnten sie sein.«
    Der Mast verschwimmt schon leicht im Dunst, aber sie könnte Recht haben. Da steht ein Auto oder so was.
    »Na, dann los.«
    Sie wendet den Wagen auf dem Waldboden. Ulla, vorsichtig, das gute Stück.
    »14/21 von 88/12.«
    »14/21 hört sie.«
    »Wir haben jetzt mal von dieser Anhöhe Ausschau gehalten. Wir meinen, etwa anderthalb Kilometer nach Norden könnten sie sein. Sollen wir uns da irgendwo treffen?«
    »Ja. Wir brauchen aber noch zehn Minuten. Wenn ihr aus dem Wald kommt, rnüsst ihr nur die Straße parallel zu den Leitungen fahren. Da kommt dann bald eine Molkerei, nicht zu übersehen. Auf dem Parkplatz treffen wir uns.«
    »Alles klar, bis gleich.«
     
    Die beiden Kollegen nicken, alles verstanden. Sie steigen in den Streifenwagen, fahren hinterher. Stoppelfelder, der Feldweg mit ausgefahrenen Mulden. Links und rechts Grünzeug und Blumen, Schmetterlinge. Ulla parkt den Audi direkt hinter dem Transporter. Auf der Heckklappe das Logo. Wir streichen auch den Regenbogen, Regenbogen größer und bunt. Auf den nächsten beiden Masten turnen jeweils zwei Leute auf