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Todesmuster

Todesmuster

Titel: Todesmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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den obersten Armen herum. Das sind doch mindestens fünfzig Meter. Im ersten hängt jemand auf halber Höhe und pinselt, stoppt, sieht nach unten.
    »Morgen. Wir sind von der Polizei, wie Sie sehen. Können Sie bitte mal runterkommen?« Unter der Mütze sind braune Haare zu erkennen. Das ist er nicht, Ulla und die beiden gehen zu den nächsten Masten. Er klettert zur Leiter, steigt ab, der Karabinerhaken seines Geschirrs schlägt bei jeder Sprosse ans Eisen. Dauert ganz schön lange. Mein Gott, ist das hoch. Weiter hinten steigt eine Lerche auf. Er kommt mit gemächlichem Schritt, verschwitztes Gesicht, auf dem grünen Overall graubraune Farbspritzer. Er wischt sich mit einem Tuch über die Stirn.
    »Mahlzeit. Was ist los?« Polnischer Dialekt.
    »Mein Name ist Kirchenberg, Kripo. Herr …«
    »… Cherwinsky …«
    »Herr Cherwinsky, darf ich bitte mal Ihren Ausweis sehen. Wir suchen Herrn Birger Angelmeier. Ist der hier?«
    »Chef ist nicht hier.« Er schüttelt den Kopf, stemmt die Hände in die Seite. »Hat mich heute Morgen ganz früh angerufen, ich soll mit Trupp allein fahren. Er hat Termin bei Kunden.«
    »Kommt das häufiger vor?«
    »Besprechung mit Kunden kommt schon mal vor. Meistens sagt er vorher Bescheid, abends oder so.«
    »Wo er jetzt ist, hat er nicht gesagt, wo der Termin ist?«
    »Keine Ahnung. Nichts gesagt.«
    »Kann man ihn über sein Handy erreichen?«
    Er geht zum Transporter, nimmt sein Handy vom Fahrersitz, wählt, schüttelt den Kopf. Der ist ja nicht blöd.
    »Hat nicht eingeschaltet.«
    »Gut, Herr Cherwinsky, das war es schon. Ach, darf ich mal die Handynummer Ihres Chefs haben?«
    Er tippt, zeigt das Display. Die ist bekannt. »Danke. Tut uns Leid, dass wir Sie extra von da oben runtergeholt haben.«
    Er wischt sich wieder die Stirn. »Keine Problem. Ist jetzt auch Mittag.« Er geht wieder zum Wagen, öffnet eine Wasserflasche, saugt gierig. Die anderen kommen wieder, Ulla schüttelt den Kopf.
    »Bei den anderen keiner mit Glatze dabei. Wäre ja auch zu einfach gewesen.«
    »Dann müssen wir jetzt anders vorgehen. Euch erst mal vielen Dank für die Unterstützung. War uns ’ne große Hilfe, wenn man sich hier nicht auskennt.«
    Sie heben kurz die Hand, öffnen die unteren Knöpfe der Uniformjacke, steigen ein, fahren ab. Irgendwo zwitschert ein Vogel, sonst Stille. Ulla sieht über die Äcker. »Hier ist es unheimlich ruhig. Kennt man gar nicht mehr.«
    »Wenn wir ihn haben, Ulla, lade ich dich hier auf ein Picknick ein.«
    »Angenommen«, mit ausgefahrenem Zeigefinger, »ich erinnere dich dran.« Sie bleibt an der offenen Fahrertür stehen. »Du glaubst, der ist abgehauen?«
    »Es passen doch sehr viele Teile ineinander, oder nicht?«
    »Dann müssen wir jetzt die große Maschine anwerfen.«
    »So ist es.«
    Cherwinski packt seine Butterbrote aus, macht das Radio an. Phil, Sussudio.
    Bloß weg.
     
    14 Uhr 43
    Edda kommt, Helmut dahinter.
    »Ich kann Sie einfach nur darum bitten, Frau Marker. Ich könnte Ihnen sicherlich heute noch einen Beschluss vorlegen, aber es würde uns wertvolle Zeit kosten. Er ist unser Tatverdächtiger, und das wäre einfach ein ganz wichtiger Hinweis für uns.«
    Tiefes Atmen am anderen Ende. Die Blase drückt.
    »Ich weiß, Frau Marker, dass ich Ihnen nicht sympathisch bin, und die Polizei sowieso nicht, aber hier geht es um ein schlimmes Verbrechen.«
    »Also, gut, Herr Kirchenberg, ich werde mir die Akte aus dem Keller besorgen. Das kann allerdings eine Zeit dauern. Die Angelegenheit ist schließlich dreißig Jahre her.«
    »Ich danke Ihnen sehr! Den Beschluss reiche ich Ihnen selbstverständlich nach.«
    Edda zieht eine Was-war-das-denn-Fratze, Helmut steckt sich eine an, zwei tiefe Züge nacheinander.
    »So, Leute, kurze Lagebesprechung. Edda, zwei Sätze zu eurem Vergewaltiger.«
    »Ich will es mal versuchen. Mit unserem Mord hat er wahrscheinlich nichts zu tun, aber er kommt für zwei Vergewaltigungen infrage. Wir haben mit den Zwölfern gesprochen, 97 und 99, Korte hat damals Tiefkühlkost ausgefahren, da hatten die im weiteren Umkreis zwei ungeklärte, die vom Modus Operandi her passen. Allein stehende Frauen, im Dunkeln in der Wohnung aufgelauert, Sack über den Kopf und gefesselt. Einmal auch zwei Täter. Einmal haben wir DNA-Material. Wir haben ihn vorerst entlassen, die Zwölfer machen das weiter.«
    Die Blase, langsam wird’s Zeit.
    »Bessern wir denen nebenbei noch ihre Statistik auf. Zu uns: Birger Angelmeier ist unsere Nummer eins. Wir

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