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Todesmuster

Todesmuster

Titel: Todesmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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Korb, geht wieder ins Wohnhaus. »Da.«
    Auf dem Zufahrtsweg ein alter Daimler, hiesiges Kennzeichen, parkt auf dem Hof, der Fahrer steigt aus, graue Haare, Hut, lässt die Fahrertür auf, hat was in der Hand. Er geht in den Schuppen.
    »Was machen wir?« Edda setzt das Fernglas ab.
    »Ich bin mir noch nicht sicher.«
    Der Daimlerfahrer kommt wieder raus, fährt weg. Diesel, hört man bis hierher. Sie geht wieder ins Haus. In welcher Tasche ist das Handy? Noch im Wagen.
    »Glowatzki, Mordkommission.«
    »Konni hier. Hast du alles auf die Reihe gekriegt?«
    »Ich habe wirklich einen Preis verdient. Seit zwanzig Minuten laufen alle vier TÜs, auch eure. Auf der war auch der letzte Anruf. Sie hat im Ortsnetz einen Walter angerufen, der sollte ihr eine Bohrmaschine ausleihen und vorbeibringen.«
    »Angelmeier scheint nicht hier zu sein. Wir gehen möglicherweise gleich zu ihr, dass du im Bilde bist. Hat sie Kontakt zu ihm, könnte sich anschließend was tun.«
    Er legt auf. Am Haus keine Bewegung. Ein Fiesta rollt auf den Parkplatz. Der Beifahrer steigt aus, verabschiedet sich, sieht herüber. Er geht zu einem geparkten Corsa, noch ein Blick. Ja, wir haben Ferngläser. Beide fahren wieder. Sieht wirklich nicht so aus, als ob er da wäre. Der Omega könnte natürlich auch in der Scheune stehen. Eine Katze kommt aus der Tür, tigert über den Hof, stoppt ein paarmal, trabt in die Wiese. Gute Jagd!
    »Die TÜ steht?« Edda setzt das Fernglas ab, hat Ringe um die Augen. »Dann lass es uns einfach probieren. Wir können eigentlich nichts dabei verlieren.«
    Sie hat Recht. Dann los.
     
    Die Katze kommt aus der Wiese, hat eine Maus im Maul. Das große Dielentor ist verschlossen, an der Nebentür eine alte Plastikschelle. Drinnen Gebimmel wie von einer Fahrradklingel, es dauert lange. Sie öffnet die Tür. Doch nicht so klein, wie es von da oben aussah.
    »Ja?« Sie sieht am Gesicht vorbei.
    »Tag, Frau Gabriel. Mein Name ist Kirchenberg. Das ist meine Kollegin Bauer. Wir sind von der Kripo und hätten ein paar Fragen an Sie.«
    Sie vermeidet weiter Blickkontakt, für Sekunden Querfalten auf der Stirn. »Was für Fragen?« Der linke Mundwinkel bleibt beim Sprechen starr, die Pupillen sind ständig in Bewegung.
    Edda schiebt sich nach vorn. »Wäre es nicht besser, Frau Gabriel, wenn wir das drinnen besprechen würden?« Mitfühlend, als wollte sie nur ihr Bestes.
    Sie lässt es mit Misstrauen zu, öffnet die Tür. Kleiner Flur, Garderobe, Spiegel, daneben hängen geschnitzte Ähren. Dumpfer Geruch. Sie bleibt stehen. Weiter nicht!
    Kurzer Seitenblick von Edda. »Wir hoffen, Frau Gabriel, Sie jetzt nicht unnötig zu beunruhigen, aber wir hätten ein paar Fragen zu Ihrem Sohn Birger.«
    Keine Reaktion beim Namen.
    »Was wollen Sie wissen?« Ihr Blick wandert auf Brusthöhe, weicht zur Seite aus.
    »Wir hätten gern gewusst, wo er ist.«
    »Weiß ich nicht, weiß ich nicht.« Kurzes Zucken der Hände. Diese Lähmung im Gesicht ist eigenartig. Sieht man nur, wenn sie spricht. »Ich habe nichts von ihm gehört.«
    »Ich will nicht quälend in Sie eindringen, Frau Gabriel«, Edda bleibt beharrlich, »aber wann haben Sie denn das letzte Mal Kontakt zu Birger gehabt?«
    »Weiß ich nicht. Ist lange her.« Diese Augen machen einen wahnsinnig. Entsetzlich, wenn man nicht angesehen wird.
    »Können Sie es etwas genauer sagen?«
    »Nein, kann ich nicht.«
    »Und Sie wohnen hier ganz allein, so weit ab in Ihrem Alter, entschuldigen Sie …«
    »Ja, ich wohne hier allein, seit damals. Ich bin immer allein.« Was meint sie damit?
    »Haben Sie noch Kontakt zu Ihrem zweiten Sohn, Holger?«
    »Holger ist tot.«
    »Oh, das tut mir Leid. Das wussten wir nicht.«
    »Ja.« Sie steht starr, ihr Blick wandert die Wand rauf und runter. Nichts zu hören im Haus. Stille. Eine Uhr schlägt einmal. Mit ’nem Vorwand in die anderen Räume. Besser nicht.
    »Gut, Frau Gabriel. Tut uns Leid, dass wir Sie gestört haben. Einen schönen Tag noch.«
    Sie hält die Tür auf, sagt nichts mehr.
    Vor der Scheune spielt die Katze mit der Maus. Die haut ab, zwei Sätze, sie hackt ihr die Krallen in den Rücken, es blutet. Die Maus kriegt noch eine Chance, scheinbar, kurz vorm Gras der Biss. Ein kurzes Fiepen.
     
    Ulla parkt den Wagen hinter einem Golf, fährt ein Stück zurück, sucht sich eine Lücke im Gebüsch, stellt den Motor ab.
    Sie legt die Hände in den Schoß, sieht ins Leere. »Die war ganz schön durch den Wind, was.«
    »Wer weiß, was die erlebt hat, so

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