Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)
riss den Mund auf. »Hast du ihn auch erwischt?«
»Ich wollte ihn zwingen, dass er mir verrät, was mit Jo Beckett los ist. Aber er hat geschwiegen.«
Deswegen also. »Daher hast du die Pistole?«
Er schien einen Moment zu zögern. »Ja, von Von.«
»Was ist mit ihm passiert?«
Kyles Augen blitzten auf. Er schob das Walkie-Talkie vors Gesicht und drückte auf den Knopf. »Hast du ihn dir genauer angesehen?«
Keine Antwort, aber Kyle lächelte.
Peyton spürte ein Prickeln der Beunruhigung. Wovon redete Kyle da?
Er hob den großen Filzsack an. In der Dunkelheit flackerten ständig Schatten über den Berg, deshalb war nichts Genaues zu erkennen. Aber Peyton glaubte zu erahnen, wie sich der Beutel dehnte.
Dann nahm sie es erneut wahr. Und es war definitiv keine optische Täuschung. Es waren nicht die zuckenden Schatten. Es war der Sack. Ihr Magen ballte sich zusammen.
»Crotalus scutulatus«, bemerkte Kyle.
Aus dem Walkie-Talkie kam nur Rauschen. Der Mann am anderen Ende schwieg. Dennoch musste Peyton auf einmal an die Stimme dieses Mannes denken. Sie kam ihr bekannt vor.
Ja, natürlich, sie gehörte dem Mann, der das Schnellboot gelenkt hatte. Der Oberboss der Entführer. Und Kyle machte ihn gerade zur Schnecke.
Trotzdem wurde sie das dumpfe Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte.
»Na, kannst du das übersetzen?«, fragte Kyle. »Nein? Mister Big Brain hat also keine Ahnung?«
Peyton flüsterte: »Mach den Typen nicht wütend, Kyle.«
Sein Kopf fuhr herum. »Ich weiß genau, was ich tue.«
Dann hing er wieder am Walkie-Talkie. »Ihr kennt mich alle als den Red Rattler. Aber was ich hier habe, ist ein bisschen frischer.« Mit leuchtenden Augen fixierte er den Sack. »Was Grünes. Crotalus scutulatus. Auch Mojave genannt.«
Wovon redete er?
»Du meinst, das ist alles nur Quatsch mit Soße? Dann hör mal gut zu.«
Er stellte das Walkie-Talkie ab. Dann hielt er sich den Sack an die Brust und rieb darüber. Er schaute Peyton an. »Das wird dich umhauen.«
Sie zog die Hände zurück. »Ich weiß nicht.« Plötzlich packte sie der Drang zurückzuweichen. Sie stand auf und machte einen Schritt.
Schneller als eine Peitsche fuhr Kyle den Arm aus und packte sie am Fußgelenk. Bevor sie reagieren konnte, zerrte er daran, und sie verlor das Gleichgewicht. Um nicht den steilen Hang hinunterzustürzen, riss sie die Arme hoch und sackte nach hinten.
Sie fiel auf Steine und schlug sich den Kopf an. Durch ihr gebrochenes Schlüsselbein schoss ein scharfes Stechen. Sie schnappte nach Luft, aber der Schmerz war zu stark. Sie sah Sterne, fliegende Sterne, die sich mit denen am Himmel vermischten.
Im nächsten Moment hatte sich Kyle nach vorn geworfen, setzte sich rittlings auf sie und klemmte ihre Arme unter den Schenkeln fest. Dann drückte er ihr eine Hand auf den Mund. Ihre Augen wurden groß.
Mit der freien Hand zupfte er sanft am Kordelzug des Beutels. Schließlich nahm er ihn und schob ihn Peyton auf die Brust.
O Gott. Er war schwer. Als würde ein dicker, langer Muskel auf ihr liegen. Ein sich windender, zielstrebiger Muskel.
In dem Sack war eine Schlange.
Sie keilte mit den Beinen aus und bohrte die Fersen in die weiche Erde und die Kiefernnadeln, um Kyle abzuschütteln. Er war zwar schlank und leicht, aber stärker als ein Stahlkabel. Wie ein Eisenring schloss er die Beine um ihre Schenkel und presste ihr die Hand noch fester auf den Mund. Seine Augen bohrten sich in ihre. Verzweifelt versuchte sie zu schreien, aber seine heiße Hand erstickte jeden Laut.
Die Schlange schob die Nase durch die Öffnung des Sacks. Ganz langsam kam ihr Kopf zum Vorschein. Groß und grau schimmerte sie im aschbleichen Mondschein. Die Zunge zuckte aus dem Maul.
Peyton bäumte sich auf, um zu entkommen. Die Kälte der Erde, der Schmerz des gebrochenen Schlüsselbeins – alles schlug in nackte Angst um.
»Im Moment kann man die Farbe nicht erkennen«, erklärte Kyle. »Aber sie ist grün. Eine Mojave-Klapperschlange. Absolut tödlich.«
Hilflos strampelte Peyton und kreischte hinter seiner Hand. Mit letzter Kraft versuchte sie, ihn abzuwerfen. Dabei verfing sich ihr Sweatshirt an einem Kiefernzapfen unter ihr und rutschte ihr von der Schulter.
»Du machst sie nur böse«, sagte Kyle.
Allmählich glitt die Schlange aus dem Sack, fünfzehn Zentimter weit, dann dreißig. Wieder zuckte ihre Zunge heraus. Mit geübtem Griff packte Kyle sie direkt hinter dem Kopf am Hals.
»Bei dem vielen Wind kann man die Rassel gar
Weitere Kostenlose Bücher