Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)
Er hat gesagt, es ist eine Mojave.«
Jo schielte zu Gabe. Ihre Zuversicht schwand.
H augen ließ das Fenster des Streifenwagens nach unten rollen. Er hörte das kalte Ächzen des Windes. Die Schreie des Mädchens waren inzwischen verklungen. Kein Laut drang mehr aus dem Walkie-Talkie.
Mit den Scheinwerfern blitzte er Sabine an, die ein Stück weiter vorn im Volvo saß. Sie blitzte zurück. Auch sie hatte also die nette Übertragung von Ruby Kyle Ratner gehört.
Er öffnete die Tür. Er musste Ratner aus dem Verkehr ziehen, bevor dieser Wahnsinnige Autumn umbrachte.
In diesem Augenblick erwachte das Funkgerät knisternd zum Leben. »Wagen vier, bitte melden.«
Haugen wartete ab. Von den jämmerlichen Versuchen des diensthabenden Beamten, den toten Deputy D . V. Gilbert zu erreichen, wusste er, dass dieses Fahrzeug Wagen zwei war. Das hieß, das Kommando galt jemand anderem.
Verstärkung.
»Staatliche Forststraße E92 kurz vor Abzweigung zur Goldmine.«
Eine ferne, rauschende Stimme antwortete: »Verstanden. Bin unterwegs. Sechzig Kilometer entfernt. Wo ist die Highway Patrol?«
»Die nächste Streife ist in Oakdale, fährt aber in Richtung Zielort.«
»Sollen wir eine Straßensperre aufbauen?«, fragte Wagen vier.
Haugen erstarrte. Eine Straßensperre war tödlich für seine Pläne. Eine Straßensperre würde ihn hier in der Wildnis mit all seinen Spielsachen abfangen. Einen anderen Weg aus diesem trostlosen Wald als bergab auf dieser Straße gab es nicht.
Er knallte die flache Hand aufs Lenkrad. Verdammt. Das konnte doch einfach nicht wahr sein.
Aber die Deputys von Tuolumne County waren sechzig Kilometer entfernt. Und die Highway Patrol noch weiter. Er hatte genug Zeit.
Und wenn nicht?
Plötzlich krächzte das Walkie-Talkie. »Dane, ach Dane …« Wieder Ratners höhnisch wispernder Singsang. »Beeil dich lieber, Partner. Sonst wird mein Stück Kuchen immer größer.«
Ratner lachte. Ein schrilles, schlüpfriges Kichern.
Haugen spürte einen Kloß im Hals. Er stieg aus dem Auto. »Ich schlage vor, du latschst rauf zur Straße und verschwindest. Weil du nämlich keinen Cent kriegst. Und wenn du hier weiter rumhängst, beißt du ins Gras.«
»Das ist aber eine äußerst unhöfliche Bemerkung.«
»Du kannst mich nicht erpressen.«
»Und ob ich kann. Bin Experte dafür.«
Du bist höchstens ein Schwachkopf , dachte Haugen. »Nein, du kennst bloß keine Grenzen.«
»Bingo.« Erneut gackerte Ratner los.
Haugen stapfte die Straße hinauf. Ruben Kyle Ratner war nur ein Hindernis wie jedes andere auch. Er durfte nicht zulassen, dass dieser Idiot seinen ausgeklügelten Plan zum Entgleisen brachte.
»Na gut«, sagte Haugen. »Wir sind im Geschäft.«
»Einfach so?«
»Einfach so. Ich weiß, wann es Zeit ist, den Markt aufzuteilen. Aber das gilt natürlich nur unter der Voraussetzung, dass eine Gegenleistung kommt.«
»Ich war in dem Hummer, als ihn deine Blödmänner in die Schlucht befördert haben. Wie wär’s mit einer Gegenleistung für meine Schmerzen? Aua. Ich glaube, ich hab ein leichtes Schleudertrauma.« Abermals das wiehernde Lachen.
Unter Haugens Stiefeln knirschte der Splitt. Er lauschte angestrengt. Der Wind wehte böig, aber er wusste, dass Ratner in der Nähe war. Es konnte gar nicht anders sein, sonst hätte das Walkie-Talkie mit seiner kurzen Reichweite gar nicht funktioniert. Er verlangsamte sein Tempo, um zu hören, ob Ratners Stimme aus seinem Versteck drang.
Der Baum, an dem Vons Leiche hing, rückte näher. Stöh nend riss der Wind an Vons flatternder Jacke. Haugen stoppte. Das Stöhnen wurde lauter.
Haugen fuhr herum und starrte Von an.
Von starrte zurück. »Hilfe, Boss.«
J o streichelte Peyton den Rücken, um sie zu beruhigen.
»Ich will nicht sterben«, krächzte das Mädchen.
»Du wirst nicht sterben. Kapiert? Du wirst überleben – wie fast alle anderen. Entscheidend ist, dass deine Herz frequenz sinkt.«
Aber die Nachricht, dass Peyton von einer Mojave-Klapperschlange gebissen worden war, machte Jo Angst. Mojaves waren aggressiver als alle anderen Klapperschlangen. Ihr Gift wirkte auf die Nerven. Bei einer sehr hohen Dosis konnte die Atmung eines Menschen aussetzen. Sie waren zu Recht berüchtigt als die tödlichsten Vertreterinnen ihrer Gattung.
»Macht doch was«, wimmerte Peyton. »Kühlen – schüttet Wasser drauf.«
»Das geht leider nicht«, erklärte Gabe. »Durch Kälte bleibt das Gift konzentriert an der Bissstelle.«
»Und das ist nicht
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