Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)
Waffe zu erreichen. Also griff er mit dem rechten Arm um die Kopfstütze, packte Von an den Haaren und knall te seinen Kopf an den Türrahmen.
»Dustin, drück die Waffe weg von uns«, rief Gabe.
Von wand sich und trat um sich wie ein gefangener Stier. Wieder schlug Gabe seinen Kopf gegen den Türrahmen. Mit der linken Hand krallte er nach Vons Augen. Reflexhaft fuhren Vons Knie nach oben, seine Füße prallten gegen die Armaturen, den Schalthebel, die Windschutzscheibe.
Dann traf Vons Stiefel mit voller Wucht Friedrichs Kopf.
Der Kopf des Fahrers knickte zur Seite, und er verriss das Steuer.
Jo wurde schlagartig übel. Nein, nicht. Bleib auf der Straße.
Friedrich zerrte das Steuer zurück, und die Limousine kam wieder auf Kurs.
Im nächsten Moment feuerte Vons Pistole.
Jo duckte sich. Peyton und Lark kreischten. Blitzartig zogen sich spinnenartige Sprünge über die Windschutzscheibe, und der Hummer kam ins Schlingern. Noch immer trat Von wütend um sich. Die Pistole ruckte durch die Luft. Dustin umkrallte Vons Hand, um ihm die Waffe zu entwinden.
»Nein, den Lauf weg von uns«, zischte Gabe. »Drück seine Hand gegen die Armaturen, damit die Waffe nicht auf uns zeigt.«
Vons Beine zappelten wild hin und her. Ritter warf sich auf seine Knie. Gabe drosch weiter Vons Kopf an den Türrahmen. Allmählich ließen Vons Kräfte nach. Der Hummer scherte nach links aus.
Jo schrie: » Lenken. Steuer festhalten und bremsen.«
Lark stürzte sich auf einen Sitz und angelte nach dem Gurt. Sie schob den Arm durch den Riemen und umklammerte ihn wie eine Liane. Der Hummer erschauerte. Das linke Vorderrad streifte die Kante zur Schlucht. Verzweifelt riss Fried rich am Steuer, den Fuß auf dem Gas. Jo erhaschte einen kur zen Blick auf Autumns Augen, die vor Angst glänzten.
Vom Beifahrersitz kamen Schreie und Ächzen. Wieder peitschte ein Schuss. Und noch einer. Glas splitterte, und dann rutschte Friedrichs Hand vom Lenkrad.
Nach einigen Metern kippte der Hummer. Das Licht rotierte im Wagen, Schatten sausten am Fenster vorbei.
»O Gott«, entfuhr es Autumn.
Dann sackte alles zur Seite. Jo prallte mit der Person neben ihr zusammen und schrie auf. Ihre Augen zuckten zu Gabe, der die Arme um die Kopfstütze geschlungen hatte und Von an den Haaren festhielt. Dann ließ er los und griff mit fliegenden Fingern nach einem Gurt. Der Verschluss rastete ein, und er packte Lark.
Die Vorderseite des Hummer rutschte weg, alles ging ganz schnell. Der mit Bäumen und Felsbrocken bedeckte Hang schoss auf sie zu.
Der Hummer überschlug sich.
Mit einem entsetzlichen Knirschen krachte das Dach der Limousine gegen die Bergwand. Fenster zerbarsten, im Wageninneren flogen Leute herum. Jo klammerte sich an ihrem Gurt fest, als säße sie in einer Waschmaschine im Schleudergang. Der Hang wurde steiler, und sie rutschten in den Abgrund. Jo sah Licht und Schatten vorbeihuschen, sie spürte, wie unter ihr das Dach zerdrückt wurde. Durch die zerbrochenen Fenster wehte Staub. Flüchtig bemerkte sie Felsbrocken und das silberne Glitzern von Wasser am Grund der Schlucht. Dann durchzuckte ein helles Gleißen ihren Kopf. Unaufhaltsam rasten sie in die Tiefe.
12
Am Fuß der Marmortreppe zögerte Evan Delaney. Sie versuchte, möglichst sanft und unaufdringlich auszusehen. Zum Glück fiel ihr das in dem hallenden Gewölbe der City Hall von San Francisco nicht schwer. Das Gebäude wirkte wie das Kapitol in Washington, nur prachtvoller. Es hatte eine vergoldete Kuppel und erstreckte sich über zwei Straßenblocks. Evan drückte sich ans Geländer und beobachtete den Mann im Nadelstreifenanzug auf der Treppe.
Das Wort Überfall klang angenehm. So hoffnungsvoll.
Der Mann stieg langsam die Stufen herunter, sein weißer Schopf bauschte sich wie der eines Fernsehpredigers. Er war umgeben von Lakaien. Ein Hypothekenbanker, der vor dem Aufsichtsrat der Stadt ausgesagt hatte. Außerdem war er ein Mandant des toten Anwalts Phelps Wylie gewesen. Und jetzt war er Evans letzte Hoffnung.
Er kam näher. Entschlossen trat sie auf ihn zu. »Mr. Higgins, ich hätte ein paar Fragen zu Phelps Wylie.«
Wie eine Wand aus Stoff stürmten die Lakaien nach vorn, um sie abzublocken.
Doch sie ließ sich nicht abdrängen und verscheuchte sie wie Motten. »Mr. Higgins, möchten Sie den Tod Ihres Anwalts kommentieren?«
Wortlos rauschte er an ihr vorbei, hinunter in das riesige Foyer und durch die Tür.
Sie folgte ihm auf die Straße. Higgins stieg in ein wartendes Auto,
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