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Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)

Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)

Titel: Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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zerborstene Fenster hinein. Gabe stapfte zum Wasser. Der Fluss rauschte über die Felsen. Er schimmerte dunkelrot, fast schwarz in der zunehmenden Finsternis.
    Nach einem Blick auf die Taucheruhr spähte er die gegenüberliegende Seite der Schlucht hinauf. Er fragte sich, wo Jo so lange blieb.
    E s war fünfzehn Jahre her, dass Jo zuletzt geritten war. In der Hierarchie gefährlicher Transportmittel rangierten Pferde wohl unter Motorrädern, was die Stärke anging, aber im Hinblick auf die Unberechenbarkeit sicher deutlich über ihnen. Doch Kyle hatte den Wagen und einen Vorsprung. Vielleicht war das Pferd schnell und trittsicher in bergigem Gelände, das der Pick-up des Ranchers nicht passieren konnte.
    Sie hob die Hände. »Ruhig, Junge. Ruhig.«
    Das Pferd warf den Kopf hoch und tänzelte vor ihr zurück. Es trug Sattel und Zaumzeug. Die herunterhängenden Zügel schleiften über die Erde. Langsam näherte sie sich und redete ihm leise zu. »Brr, Junge. Brr.«
    Das Pferd stoppte und senkte den Kopf. Im Schein des Feuers wirkten seine Augen fast flüssig. Mit zitternder Hand trat sie auf den Hengst zu.
    »Gut so. Brr.« Es war das einzige Kommando, das ihr einfiel, doch offensichtlich funktionierte es.
    »Brr, Junge. Ganz ruhig.« Sie streichelte die Flanke des Pfer des und spürte die zuckenden Muskeln. Es roch nach Schweiß, Staub und Sattelleder. Entschlossen griff sie nach den Zügeln.
    »Ich mach dir einen Vorschlag. Lass mich rauf, und ich bring dich hier weg.«
    Vorsichtig setzte sie einen Fuß in den Steigbügel. Sie packte den Sattelknauf, zog sich hoch, hob das Bein hinüber und setzte sich in den knarrenden Sattel.
    Dann prüfte sie ihre Balance. Die Steigbügel waren zu lang für sie; sie hatte Mühe, die Füße darin zu halten. Aber jetzt war keine Zeit, sie zu verstellen. So tief wie möglich zwängte sie die Wanderstiefel hinein.
    Ihr Blick fiel auf das leere Futteral. Niemand musste ihr lang erklären, dass es für ein großes Gewehr bestimmt war.
    Sie nahm die Zügel und verkrallte die Finger der anderen Hand in die Mähne des Pferdes. »Okay, los.« Sie schlug ihm die Hacken in die Rippen.
    Wie aus der Steinschleuder katapultiert, preschte es aus dem Pferch.
    »Verdammt!«
    Jo wurde nach hinten geworfen und klammerte sich verzweifelt an der Mähne fest. Langsam zog sie sich wieder nach vorn. Unter ihr spannte sich das stampfende Tier. In dem böigen Regen konnte sie kaum etwas erkennen.
    Sie musste zurück zum Hummer. Wenn Kyle ihr zuvorkam, war mit dem Schlimmsten zu rechnen. Besonders da niemand ahnte, dass er im Anmarsch war.
    Zwei Minuten später näherte sie sich der Stelle, wo Dustin und der Rancher auf dem Pfad lagen. Das Pferd lief im Galopp, und sie hielt sich verzweifelt fest – an den Zügeln, an der Mähne, am Sattelknauf, an irgendetwas. Sie hatte sich noch kaum an die Gangart gewöhnt und glaubte erst allmählich daran, dass sie nicht gleich herunterfallen würde, da brach das Tier zur Seite aus.
    »Brr«, rief sie.
    Sofort bohrte der Hengst die Hinterhufe in den Boden und blieb abrupt stehen. Jo wurde vom eigenen Gewicht nach vorn gerissen. Sie schlitterte den Hals des Pferdes hinauf wie auf einer Rutschbahn. In letzter Sekunde klammerte sie sich fest und wippte ruckend zurück, bis sie wieder halbwegs im Sattel war.
    Das Pferd warf den Kopf zurück. Es trat zur Seite und wollte sich drehen.
    Jo zog an den Zügeln. »Brr, Junge. Brr.«
    Der Hengst scheute vor den Leichen auf dem Weg zurück. Jo zerrte an den Zügeln und bohrte ihm die Hacken in die Seiten, um ihn dazu zu bringen, seitlich an der Stelle vorbeizutänzeln. In diesem Moment fuhr ein Blitz durch die Wolken. Ihre Haut prickelte. Der Rancher hatte seine Position verändert.
    Kyle war einfach über ihn hinweggefahren. Von der Wucht des Aufpralls hatte er sich überschlagen. Jetzt lag er auf der Seite neben dem armen Dustin, die Hand über seinen Rücken geschlungen.
    Es sah aus, als wollte der Rancher Dustin auf den Rücken klopfen und sagen: Ein echter Tiefschlag. Scharf und nah entlud sich der Donner. Dahinter, höher als das Pfeifen des Windes, drang ein anderer Laut durch die Luft. Ein wimmerndes, gebrochenes Schluchzen.
    Jo riss die Augen auf und versuchte, das Pferd im Zaum zu halten. Die Nacht war wieder dunkel, und obwohl durch die jagenden Wolken und den strömenden Regen scheckig der Mond schimmerte, war von den Toten nichts mehr zu sehen.
    Wiehernd warf das Pferd den Kopf auf und nieder.
    Das Wimmern wurde

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