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Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live

Titel: Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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bearbeitet wurden. Aber da war es schon zu spät, nehme ich an?«
    »In der Tat. Zu spät.«
    »Dazu fallen einem die Worte ›Pferd‹, ›Stalltür‹ und ›verriegelt‹ ein.«
    »Was Sie jetzt sagen, ergibt genauso wenig Sinn wie mein einbeiniger Dachdecker.«
    »Tut mir leid.«
    Kotsev lächelte sie an, und um seine Augen bildeten sich wieder Lachfältchen. »Sie müssen wissen, dass ich bei weitem nicht alle Informationen habe. Aber ich gebe Ihnen weiter, was ich weiß – weil ich glaube, dass wir beide uns verstehen.«
    Jede Antwort darauf hätte sich unbeholfen angehört, deshalb herrschte kurze Zeit Schweigen. Ein paar Sekunden lang waren sie ganz allein, umgeben von Dunkelheit und Stille, und starrten ins Wasser. Fry blickte hinunter auf ihre Hände, auf
ihre eigenen und die von Georgi, die sich auf dem Brückengeländer so nahe waren, dass sie sich fast berührten. Sie hatte das Gefühl, nur einen Zentimeter von etwas Unerwartetem entfernt zu sein, von einem Kontakt, nach dem sie so leicht hätte greifen können, um sich daran festzuhalten.
    Dann tauchte ein junges Pärchen am anderen Ufer auf und ging langsam über die Brücke. Kotsev trat einen Schritt vom Geländer zurück, als er ihre Schritte hörte. Als er sich umdrehte, streifte er sie leicht, und Fry schnappte dabei einen Hauch seines Rasierwassers auf. Sie atmete instinktiv ein und versuchte, irgendeine schwer greifbare Bedeutung in den Geruch zu interpretieren.
    » Kalina Tet-a-tet «, sagte er leise. »Das ist russisch.«
    Als sich ihre Blicke kurz trafen, fragte sich Fry, woher er wusste, was sie dachte.
     
     
    Cooper griff wieder zu seinem Bier und schaltete den Fernseher ein. Doch der Film hatte bereits begonnen und machte keinen besonders interessanten Eindruck. Er vermutete sogar, dass er ihn schon einmal gesehen und nur den Titel vergessen hatte. Deshalb befreite er sich von seiner Katze, nahm noch einmal das Telefon in die Hand und wählte eine Nummer aus dem Telefonspeicher.
    »Hallo, ich bin’s. Was machst du gerade?«
    Und sofort hatte er das Gefühl, in einen leeren Raum gesaugt worden zu sein. Die Zeit verging, ohne dass er es wahrnahm, da er sich in einer Welt befand, in der keine Zeit existierte. Als er das nächste Mal auf die Uhr sah, hatte er bereits fast eine Stunde lang telefoniert. Er hatte sein Bier ausgetrunken, war in die Küche gegangen, hatte den Kühlschrank aufgemacht und war mit einer neuen Flasche zurückgekommen, ohne dass dabei seine Konzentration nachgelassen hätte. Es war schon ein Wunder, wie das Bewusstsein alle unwichtigen Dinge ausblenden konnte.

    »Wir sollten besser Schluss machen. Hast du morgen Dienst? Dann sehen wir uns.«
    Nachdem er das Gespräch beendet hatte, beschloss er, früh ins Bett zu gehen. Doch er konnte eine Zeit lang nicht einschlafen, während die Katze auf seiner Decke schnurrte wie ein mobiler Generator. Er war schon immer der Ansicht gewesen, dass es nicht schaden konnte, eine Katze im Schlafzimmer zu haben. Katzen waren das keltische Äquivalent zu Zerberus, dem Wachhund an der Pforte zur Unterwelt. Randy konnte ihn bewachen, wenn er über die verletzliche Schwelle zwischen Wachsein und Schlaf glitt.
    Heute wanderten seine Gedanken unkontrolliert umher und folgten ihrem eigenen Pfad. Er erinnerte sich an willkürliche Ereignisse aus seiner Vergangenheit, bei denen sich die Realität von dem unterschieden haben mochte, was er wahrgenommen hatte. Selbstverständlich hatte es gewisse Momente gegeben, bestimmte Augenblicke, in denen er geglaubt hatte, Dinge zu sehen, die nicht existierten, als er von einer Stimme in der Nacht geweckt worden war und festgestellt hatte, dass es sich nur um einen Traum handelte. Es hatte ganze Zeitabschnitte in seinem Leben gegeben, als ihm alles dunkel, verzerrt und unproportional erschienen war. Als Teenager hatte er den Eindruck gehabt, als sei seine ganze Welt aus dem Lot geraten. Doch das fiel einem immer erst später auf, nicht wahr? Die Realität war eine Frage der Perspektive.
    Schließlich döste er ein, während er sich daran erinnerte, wie oft seine Mutter zu ihm gesprochen hatte, wenn er wusste, dass sie nicht da war. Er konnte ihre Stimme noch immer deutlich hören. Das war eine Realität, die er nicht verleugnen konnte, eine Wahrheit, die jeder Logik widersprach. Ein Geräusch aus der Vergangenheit, das in seinem Kopf gefangen war.
    Vier Stunden später schreckte Cooper aus dem Schlaf auf. Er hatte das Gefühl, sich nicht mehr bewegen zu

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