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Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live

Titel: Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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stürmt. Diese Sehenswürdigkeit sorgt für großes Interesse an unserer Stadt.«
    »Wie Sie bereits sagten, wissen wir hier nicht viel über die bulgarische Geschichte.«
    »Nein, natürlich nicht.« Kotsev lächelte. »Aber deren Konstruktion könnte von Interesse für Sie sein.«
    Er sah sie an, als erwartete er eine Reaktion. Doch sie wusste noch immer nicht genau, wovon er sprach.
    »Das glaube ich nicht«, sagte sie.
    »Aha, gut.«
    Er ging wieder weiter, doch Fry hielt ihn auf.
    »Georgi, nach wem sollten wir suchen? Wenn die Zhivkos und Simcho Nikolov gekommen sind, wer ist dann noch hier?«
    »Hier?« Er lachte. »Hier in Großbritannien? Sie könnten mit siebentausend bulgarischen Unternehmern beginnen. Darunter ist vielleicht auch ein einbeiniger Dachdecker.«
    Unten am Fluss wehte inzwischen eine kühle Brise. Fry fröstelte ein wenig und wünschte sich, sie hätte etwas Wärmeres zum Anziehen dabeigehabt. Es kam ihr so vor, als würde sie immer die falsche Entscheidung in Bezug auf Bekleidung treffen, es sei denn, sie war im Büro.
    »Ich kann Ihnen nicht mehr folgen«, sagte sie. »Bis zu der Sache mit dem einbeinigen Dachdecker hat alles einen Sinn ergeben.«
    Kotsev hielt mühelos Schritt mit ihr, als sie am Fluss entlang in Richtung Brücke ging. Noch ein paar Minuten forscher Fußmarsch, dann würde sie wieder in ihrem Wagen sitzen und konnte die Heizung einschalten.
    »Erinnern Sie sich nicht?«, fragte er. »Vor ein paar Jahren hat Ihre Regierung das sogenannte Visa-Fasttrack-System eingeführt. Der Hintergrund war, Unternehmer aus Osteuropa zu ermuntern, ins Vereinigte Königreich zu kommen und dort eine Existenz zu gründen. Leider ist die Sache völlig schiefgegangen.
Die Bewerbungen wurden nicht gründlich genug geprüft – viele wurden überhaupt nicht geprüft. Siebentausend ungelernte Bulgaren und Rumänen durften mit Visa, die für Unternehmer gedacht waren, in Ihr Land einreisen.«
    »Ja, daran erinnere ich mich. Aber was ist mit dem einbeinigen Dachdecker?«
    »Ah, da habe ich die Wahrheit ein bisschen verdreht. Er war eigentlich Rumäne. Aber damals war gerade ein organisierter Betrug im Gang. Eine Person hat siebzig identische Geschäftsentwürfe eingereicht, um Visum-Bewerbungen von bulgarischen Staatsbürgern zu unterstützen. Das gesamte Einwanderungskontrollprozedere Ihres Landes wurde lächerlich gemacht, Diane.«
    »Dann wollen Sie damit also sagen, dass fast jeder hierherkommen konnte?«
    Kotsev zuckte mit den Schultern. »Wenn er es sich leisten konnte, ja. Es war einfach, den britischen Einwanderungsbehörden ein Schnippchen zu schlagen. Aber für einen bulgarischen Arbeiter war es teuer. Gefälschte Papiere kosteten bis zu dreitausend Pfund. Das ist schon lustig, wissen Sie – das war ungefähr derselbe Betrag, den viele Briten zur selben Zeit für billige Häuser in meinem Land ausgaben, um im Sommer einen Monat am Schwarzen Meer verbringen zu können. Würden Sie sagen, das ist Ironie, Diane?«
    »Ja, das ist Ironie, Georgi.«
    Ihre Schritte hallten auf der Brücke. Fry hatte geglaubt, dass sie sich über die Lichter und den Anblick der Menschen auf der Straße freuen würde. Doch stattdessen verspürte sie plötzlich einen Widerwillen, die Dunkelheit und die Stille am Fluss zu verlassen. Sie blieb in der Mitte der Brücke stehen und lehnte sich über das Geländer. Kotsev stellte sich neben sie, da Wasser auf ihn offenbar dieselbe mysteriöse Anziehungskraft ausübte.
    »Wissen Sie, sich als Selbstständiger für ein Visum zu bewerben
wurde zu einem sehr praktischen Hintertürchen«, erklärte er. »Doch es musste immer irgendeine Einladung geben. Viele Leute wollten die Regeln umgehen, doch dafür brauchten sie einen Komplizen in Großbritannien. Jemand in Ihrem Land konnte eine Firma gründen, einem bulgarischen Arbeiter einen Job anbieten und dann wegsehen, wenn dieser sich wegstahl – gegen Geld natürlich. Korruption und Habgier gibt es nämlich nicht nur in Bulgarien.«
    »Aber es muss doch Risiken gegeben haben.«
    »Alle Risiken waren es wert, eingegangen zu werden. Man versucht, hundert Leute ins Land einzuschleusen, und schafft es nur bei vierzig? Dann hat man trotzdem hunderttausend Pfund verdient. Für einen Bulgaren sind das eine Menge stotinki .«
    »Die Geschichte hat vor ein paar Jahren einen Skandal ausgelöst, nicht wahr? Ich erinnere mich, dass der Einwanderungsminister zurücktreten musste und dass Visaanträge aus Bulgarien vorübergehend nicht

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