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Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live

Titel: Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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kleinen Häfen, von denen aus man mit dem Boot fahren kann. Ja, unser Land ist zu einem Korridor für Schmuggel aller Art geworden: Drogen, Zigaretten, Gemüse, Menschen...« Kotsev fummelte an seinem Glas herum. »Vor einiger Zeit haben unsere Behörden einen Nieren-Händler-Ring gesprengt. Sechs Leute waren in eine Klinik nach Istanbul gebracht worden, wo man ihre Nieren an Transplantationspatienten verkauft hat. Das ist ein gutes Geschäft – Nieren sind pro Stück zwischen zwei- und fünftausend Dollar wert. Je nach Blutgruppe, wissen Sie.«
    »Haben Sie gerade ›Gemüse‹ gesagt, Georgi?«
    »Oh ja. Kartoffeln, zum Beispiel. Äpfel ebenfalls. Jede Art von Nahrungsmitteln, die knapp sind. In Sofia hat die Polizei einen Schmuggler verhaftet, der wegen seiner Spezialität als Nick the Chicken bekannt war.«
    Fry lehnte sich zurück und kämpfte gegen das Gefühl an, in irgendeiner russischen Farce gelandet zu sein. Der Sessel quietschte, als sie sich bewegte. Irgendwo lief Musik vom Tonband,
und ein Barkeeper erschien und polierte Gläser, die gar nicht benutzt worden waren.
    Kotsev konnte nicht widerstehen, an seinem Wodka zu nippen. »Von größtem Interesse könnte für uns die Verbindung zu den Opfern des Doppelmordes in Pleven sein. Offenbar hatten sie nicht nur eine private Beziehung, sondern waren auch Komplizen.«
    »Das ist nichts Ungewöhnliches.«
    »Nein. Aber raten Sie mal, wo Dimitar Iliev und Piya Yotova gearbeitet haben.«
    Fry mochte es nicht, wenn sie raten sollte. Wenn jemand einen aufforderte zu raten, erwartete er, dass man falsch lag, und das tat sie in der Regel auch. Doch als sie sich das Foto von Ilievs rotem Ford Escort mit seiner zersplitterten Heckscheibe und dem bulgarischen Kennzeichen ins Gedächtnis rief, glaubte sie, in der Ferne Schreie und Kinderstimmen zu hören. Und ihr wurde bewusst, dass sie nicht zu raten brauchte. »In einem Waisenhaus«, sagte sie.
    »Sie haben es beinahe erraten. Iliev und Yotova waren bei einer offiziellen Organisation beschäftigt, die Kinder in staatlichen Waisenhäusern unterbringt.«
    »Dann hatten sie also großen Einfluss auf das Schicksal dieser Kinder?«
    » Da, razbira se .«
    »Und vielleicht waren sie auch in der Lage, Papiere zu fälschen, Unterlagen verschwinden zu lassen, Schmiergeld zu kassieren …«
    Kotsev machte eine dramatische Armbewegung. »Sobald Geld im Spiel ist, wird irgendjemand korrumpiert. Aber vielleicht glaubten sie auch, sie würden etwas Gutes tun.«
    »Etwas Gutes tun? Inwiefern?«
    »Früher waren unsere Waisenhäuser in Bulgarien kein besonders angenehmer Ort. Manche Kinder blieben viele Jahre dort, ohne jemals ein neues Zuhause zu finden. Wer kann
schon sagen, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn jemand ein Zuhause für sie gefunden hätte, auch wenn es auf illegalem Weg geschehen wäre?«
    »Irgendwie habe ich den Verdacht, Georgi, dass diese Leute nicht allzu genau nachprüfen, wo die Kinder schließlich landen.«
    Er senkte leicht den Kopf. »Vielleicht haben Sie recht. Möglicherweise hat es das Schicksal mit einigen dieser Waisen nicht gut gemeint.«
    »Warum hat man diesen Handel nicht auffliegen lassen?«
    »Tja, es gibt politische Verästelungen...«
    »Oh, die Europäische Union«, sagte Fry. Der Begriff klang inzwischen wie der Todesstoß für die Vernunft.
    »Ja, genau.«
    »Ich nehme an, es ist darauf zurückzuführen, dass die bulgarischen Behörden verhindern möchten, dass ausgerechnet jetzt Beweise für Babyschmuggel im großen Stil ans Tageslicht kommen.«
    »Vor allem dann, wenn andere EU-Mitgliedstaaten darin verwickelt sind. Das würde einen ziemlichen Skandal auslösen. Schlimmer noch, es würde denjenigen Munition geben, die nicht möchten, dass Bulgarien in die EU aufgenommen wird.«
    Fry fühlte sich plötzlich erschöpft. Wie sehr man sich auch bemühte, ein gewisses Maß an Gerechtigkeit zu erreichen, es gab immer Situationen, in denen einem klar wurde, dass man seine Zeit verschwendete. Die Tatsachen, die sich einem in den Weg stellten, erwiesen sich als unüberwindbar. Und so würde es immer sein. Die Natur des Menschen würde sich nie ändern.
    »Also haben wir es mit einem Babyhandel-Ring zu tun, an dem mindestens vier Personen beteiligt waren. Ist das richtig? Die beiden Personen, die in Pleven erschossen wurden, sowie Rose Shepherd und Simon Nichols. Oder besser gesagt, Rosica
Savova und Simcho Nikolov. Und was ist mit den Brüdern Zhivko?«
    »Es bestanden sicher Verbindungen

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