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Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live

Titel: Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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unruhig.«
    »Aber er hatte keine Zuckungen?«
    »Nein.«
    Sinclair fummelte an seiner Brille herum. »Mr. Lowther bekam Orphenadrin gegen die Nebenwirkungen verschrieben, aber die Vorstellung, noch mehr Tabletten nehmen zu müssen, gefiel ihm nicht. Also hat er stattdessen...« Er zögerte abermals.
    »Sie denken, er hat womöglich aufgehört, seine Antipsychotika zu nehmen?«
    »Ja, das wäre möglich. Mit den Nebenwirkungen umzugehen ist immer schwierig. Man muss für jeden Patienten den goldenen Mittelweg finden. Mr. Lowther hat ein- oder zweimal gesagt, dass die Nebenwirkungen der Medikamente schlimmer seien als ein paar harmlose Wahnvorstellungen. Er glaubte, dass er wieder der Alte werden könnte, wenn er die Tabletten absetzt – dass er abnehmen würde, keine Zuckungen mehr hätte und seine sexuelle Funktion wiedererlangen könnte. Das ist eine ganz normale Reaktion. Patienten verspüren ein überwältigendes Bedürfnis, in eine Zeit zurückzukehren, als sie glücklich waren und sich sicher fühlten.«
    »Einen Moment mal – ›ein paar harmlose Wahnvorstellungen‹?«, sagte Cooper und griff damit die markanteste Formulierung aus dem heraus, was er soeben gehört hatte.
    Sinclair fixierte ihn mit einem traurigen Blick aus seinen hellen Augen. »So muss es ihm in diesem Stadium vorgekommen
sein. Vermutlich hatte Mr. Lowther die Beschaffenheit seiner auditorischen Halluzinationen vergessen.«
    »Wie ist es möglich, dass man so etwas vergisst?«
    »Es ist eine normale Funktion des Gehirns, negative Erlebnisse herauszufiltern und positive zu speichern. Das gilt für psychotische Schübe ebenso wie für alles andere.«
    »Ich kann nichts Positives an dem erkennen, was Sie beschrieben haben, Sir.«
    »Dann habe ich es nicht richtig beschrieben. Tatsache ist, dass nicht jeder Mensch eine Psychose als negative Erfahrung empfindet. Während manche Patienten unter Verfolgungswahn oder Selbstbeschuldigung leiden, entwickeln andere grandiose Phantasien oder machen Erfahrungen von tiefer religiöser Bedeutung. Das kann einem äußerst positiv und lebensbekräftigend erscheinen.«
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Absolut. Ich habe mehrmals erlebt, dass Patienten einen Psychoseschub als Offenbarung beschrieben haben, als wunderbare und aufregende neue Möglichkeit, die Welt zu betrachten – also eigentlich als die Art von Erfahrung, die manche Leute mit Hilfe von Halluzinogenen suchen. Wissen Sie, sehr viele Menschen haben schon einmal einen Psychoseschub in irgendeiner Form gehabt, ohne dass diese Erfahrung sie beunruhigt hätte. Letzten Endes ist eine Halluzination nur die Fehlprojektion interner Ereignisse auf eine externe Quelle.«
    Cooper schüttelte den Kopf, um einen plötzlichen, unwillkommenen Einblick loszuwerden, einen kleinen Vorgeschmack darauf, wie es sich anfühlen mochte, wenn die Realität der eigenen Welt fragwürdig wurde. Er war sich sicher, dass ihn das auf jeden Fall beunruhigen würde.
    »Könnten wir noch einmal zu John Lowthers Krankheitsbild zurückkommen und wie er behandelt wurde?«
    »Nun, nachdem Mr. Lowther entlassen worden war, ist er in
die Gemeinschaft zurückgekehrt. Er hat Angehörige in Derbyshire. Es ist Usus, den Angehörigen klarzumachen, wie wichtig die Medikamenteneinnahme ist. Wir können nicht jedem Patienten auf die Finger schauen und uns vergewissern, dass er seine Tabletten auch wirklich einnimmt.«
    »Wer hätte das in diesem Fall tun sollen? Seine Eltern?«
    Dr. Sinclair warf mit gerunzelter Stirn einen Blick in die Akte. »Seinen Daten zufolge hat er eine Schwester.«
    »Sie ist tot.«
    »Oh.«
    »Und ich glaube, sie hat sich womöglich in letzter Zeit Sorgen um ihren Bruder gemacht.«
    »Bei Mr. Lowther wäre eigentlich eine Nachuntersuchung fällig gewesen«, sagte Sinclair. »Vielleicht hat ihn sein Hausarzt in letzter Zeit irgendwohin überwiesen.«
    Sie sahen sich einen Moment lang in dem Bewusstsein an, dass es zwecklos war, zu versuchen herauszufinden, wo und wann das System versagt hatte.
    »Im Grunde genommen, wurde also ein gefährlicher Psychotiker unbeaufsichtigt in die Gesellschaft entlassen«, stellte Cooper fest.
    »Nein, nein, Sie verstehen das falsch. Sobald ein Patient entlassen wird und wieder zu Hause ist, sind die Klinikärzte hilflos. Selbst wenn wir wissen, dass jemand eine Gefahr für sich selbst und andere darstellt, können wir ihn nicht dazu zwingen, die Medikamenteneinnahme fortzusetzen. Momentan zumindest nicht.«
    »Aber Sie würden es

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