Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live
Schraubenzieher zückte und sich auf seine maskulinen Instinkte verließ, um die Sache zu erledigen.
»Lindsay war stolz auf ihre Küche«, sagte Mrs. Lowther. »Es ist keine sechs Monate her, dass sie neue Küchenschränke und eine Dunstabzugshaube mit Doppelabzug einbauen ließ. Sie war immer makellos sauber.«
»Ja, das habe ich gesehen«, sagte Fry. »Mich würde interessieren, ob Lindsay oder Brian in den letzten Wochen erwähnt haben, dass irgendjemand bei ihrem Haus herumlungerte oder eine verdächtige Person an der Tür geklingelt hat.«
»Nein, nichts dergleichen.«
Kurze Zeit später hatte Fry alle ihre Fragen gestellt. Und um ehrlich zu sein, war sie froh, aus dem Wintergarten und von den Pflanzen wegzukommen.
»Welche Art von Unternehmen leiten Sie, Sir?«, fragte sie.
»Ich besitze eine äußerst erfolgreiche Exportfirma. Wir handeln überwiegend mit Werkzeugmaschinen, die wir weltweit verkaufen. Wir planen zwar seit geraumer Zeit, uns auf Computertechnologie zu verlegen, aber das ist momentan noch nicht unser Hauptgeschäft.«
Also kein Blumengroßhändler. Es hatte sie nur interessiert. Als sie zurück durchs Haus gingen, sah sie im Wohnzimmer Begonien und Chrysanthemen. Und überall standen Grünpflanzen: Monstera, Yucca, Palmen. Im Bungalow der Lowthers sah es aus wie im Treibhaus in Kew Gardens.
»Oh, Sie bekommen Besuch«, stellte sie fest, als sie bei der Eingangstür ankamen.
Ein Mann kam den Pfad zur Tür der Lowthers herauf. Er ließ sich Zeit, blieb stehen, um den Engel aus Stein traurig anzulächeln, und trat vorsichtig auf die flachen Schildkröten. Er war etwa Mitte zwanzig, hatte ein glattes Gesicht und trug einen altmodischen Mantel, wie man ihn heutzutage nicht mehr oft zu sehen bekam. Fry fragte sich, ob er ein Journalist war.
»Oh, das ist John«, sagte Mr. Lowther. »Unser Sohn.«
»Wohnt er hier?«
»Nein, er hat eine eigene Wohnung in Matlock. Armer John, das hat ihn sehr getroffen – er und Lindsay standen sich so nahe.«
»Ist er älter als Ihre Tochter?«
»Nein, zwei Jahre jünger.«
John Lowther sah Fry und Murfin neugierig an, als sie sich an der Türschwelle begegneten.
»Diese Leute sind von der Polizei, John«, sagte sein Vater. »Sie sind wegen Lindsay und den Jungs hier.«
»Wir standen uns sehr nahe. Haben sie Ihnen das gesagt?«
»Ihre Eltern? Ja, das haben sie.«
»Ich bin untrüglich.«
»Wie bitte?«
Doch Lowther sah Gavin Murfin an. »Ihre Krawatte gefällt mir.«
Murfin war fassungslos, dass er ein Kompliment bekommen hatte.
»Äh, danke.«
»Wie geht es Ihnen, Mr. Lowther? Ich weiß, das muss eine sehr schwierige Zeit für Sie sein.«
Sein Blick wanderte zurück zu ihr, blieb jedoch nicht an ihr hängen. »Entschuldigung. Was sagten Sie?«
»Haben Sie schon daran gedacht, einen Arzt aufzusuchen?«
Lowther lachte. »Ich suche keinen Arzt, weil ich schon einen habe.«
Er betrat das Haus, wo seine Mutter ihn mit einem Schluchzen und einer Umarmung begrüßte. Fry und Murfin gingen zum Wagen zurück. Eine kurze Zeit lang sagte keiner von beiden etwas. Dann ließ Fry den Motor an und fuhr langsam zurück zur Straße.
»Eigenartiger Typ«, sagte Murfin.
»Was?«, fragte Fry.
»Dieser Lowther-Knabe. Er ist ein eigenartiger Typ.«
»Meinst du John? Komm schon, Gavin, er war dir nur unsympathisch, weil du denkst, dass er schwul ist.«
»Und wenn schon«, protestierte Murfin. »Wegen so was verurteile ich Leute nicht. Na ja, zumindest nicht mehr. Ich habe dazugelernt.«
»Ja, genau. Du hast gelernt, nicht laut zu sagen, was du denkst, das ist alles.«
Murfin schniefte, widersprach jedoch nicht.
»Außerdem«, sagte er, »muss man nicht schwul sein, um meine Krawatte zu bewundern.«
»Nein, nur farbenblind.«
»Fandest du ihn etwa sympathisch?«, fragte Murfin.
»Er ist tatsächlich ein bisschen seltsam, nehme ich an.«
»Ich würde eher sagen, er ist ein bisschen weich in der Birne.«
Fry seufzte. »Ist etwa schon wieder Mittagessenszeit?«
»Na ja, wo du gerade davon sprichst...«
»Schon gut, schon gut.«
Fry wusste, wann es galt, der Notwendigkeit nachzugeben. Trotzdem verstand sie nicht, warum Gavin lebte, um zu essen, anstatt andersherum.
Manchmal hatte sie den Eindruck, dass die Menschen um sie ihr Leben verkehrt herum oder im Rückwärtsgang lebten. Die Lowthers zum Beispiel – sie hatten den Garten voller Möbel und das Haus voller Pflanzen. Irgendetwas stimmte da doch nicht, oder?
In Foxlow hielt an diesem
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