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Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live

Titel: Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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über die Waffe sagen können.«
    »Todeszeitpunkt?«, fragte Kessen ohne großen Optimismus.
    »Dem Gerichtsmediziner zufolge vor dreißig bis vierzig Stunden. Bis auf eine gewisse Reststeifigkeit am Unterleib war die Leichenstarre fast vollständig abgeklungen, als er das Opfer untersuchte.«
    »Mein Gott, vierzig Stunden?«
    »Höchstens.«
    Hitchens sah auf die Uhr. »Das würde bedeuten, dass sich der Vorfall frühestens um neun Uhr abends am Samstag ereignet
hat. Und spätestens um sieben Uhr morgens am Sonntag.«
    Kessen schüttelte den Kopf. »Wie, in aller Welt, ist es möglich, dass eine Frau erschossen wird und dann fast zwei Tage tot daliegt, ohne dass es irgendjemand merkt? Warum hat sie niemand vermisst? Warum hat sich niemand Sorgen gemacht, als sie sich nicht blicken ließ und all das tat, was sie sonst auch immer tat?«
    »Der Zeitpunkt ist natürlich nur eine Schätzung auf Basis der Körpertemperatur«, sagte Abbott. »Sie benötigen noch weitere Indizien, um ihn genauer zu bestimmen.«
    »Ja, vielen Dank.«
    »Tja, Berechnungen des Todeszeitpunkts anhand der Körpertemperatur haben die höchste Fehleranfälligkeit, wissen Sie. Newtons Gesetz der Abkühlung ist nicht gerade der modernste Ansatz.«
    Aha, Newtons Gesetz der Abkühlung. Das war ein vertrauter Begriff, den Cooper aus seiner Ausbildung kannte und im Gedächtnis behalten hatte. Als er ihn erstmals hörte, hatte er sich einen Exzentriker aus dem siebzehnten Jahrhundert vorgestellt, der unter einem Baum saß und von einem Apfel auf dem Kopf getroffen wurde. Er kannte zwar nicht die mathematische Grundlage von Isaac Newtons Theorie, wusste jedoch, dass sie sich fast immer als ungenau erwies – daher wollten sich die Gerichtsmediziner auch nie festlegen und streckten den Zeitrahmen, als bestünde er aus Plastilin.
    Wie alle anderen hatte er gelernt, dass die Todesstarre bei einem Leichnam nach zwölf Stunden ihren Höhepunkt erreichte und nach sechsunddreißig Stunden wieder vollständig abgeklungen war. Später hatte er allerdings herausgefunden, dass es ebenso viele verschiedene Meinungen wie Experten gab und dass unzählige Faktoren einen Einfluss hatten. Der Todeszeitpunkt sollte anhand von Zeugenaussagen bestimmt werden und nicht anhand körperlicher Indizien. Doch bislang
gab es nicht den geringsten Hinweis auf irgendwelche Zeugen.
    »Die bewaffnete Einheit können wir doch bestimmt nach Hause schicken, oder?«, sagte Hitchens. »Der Schütze ist längst über alle Berge.«
    »Nicht bevor wir die Umgebung durchkämmt und alle Anwohner im Ort befragt haben«, sagte Kessen. »Wir können nicht wissen, ob er sich nicht irgendwo in der Nähe versteckt hat.«
    »Ja, verstanden. Allerdings scheint es die Anwohner ein bisschen nervös zu machen, bewaffnete Polizisten auf der Straße zu sehen. Das ist man hier nicht gewöhnt.«
    Kessen zuckte mit den Schultern. »Wie ist er eingedrungen, Wayne?«, erkundigte er sich. »Auf den ersten Blick sieht es so aus, als wäre der Täter durch dieses offene Fenster ins Haus gelangt.«
    »Vielleicht. Aber es wurde nicht gewaltsam geöffnet – am Rahmen befinden sich keine Spuren von einem Werkzeug. Wir haben einige latente Fingerabdrücke gefunden. Die Ergebnisse sollte ich binnen einer Stunde bekommen.«
    »Die Polizisten, die als Erste am Tatort waren, sind durch ein Seitenfenster ins Haus gelangt«, erklärte Hitchens. »Aber das mussten sie selbst einschlagen, was die Alarmanlage ausgelöst hat. In der Zentrale ist ein Anruf von irgendeinem Überwachungsraum eingegangen, aber zu diesem Zeitpunkt waren wir bereits vor Ort. Als ich hier ankam, hat die Alarmanlage noch immer wie verrückt geheult.«
    »Unsere Polizisten haben die Alarmanlage ausgelöst? Nicht der Täter?«
    »Nein, Sir.«
    Kessen ging in den Korridor hinaus und blickte die Treppe hinunter. Ein Spurensicherer begutachtete irgendetwas unten im Hausflur.
    »Was haben Sie da?«

    »Eine Video-Sprechanlage. Sie muss mit dem Tor an der Einfahrt verbunden sein.«
    Hitchens ging zu ihm, um einen Blick darauf zu werfen. »Ich habe an meinem Haus nicht einmal ein Tor, geschweige denn eine Sprechanlage. Ich wohne in einer von diesen offen angelegten Siedlungen. Jeder Mistkerl kann über meinen Rasen oder meine Zufahrt spazieren.«
    »Das nennt man gemeinschaftliches Wohnen«, sagte Abbott.
    »Ich weiß, wie ich es nennen würde. Also, wie funktioniert dieses Ding?«
    Der Spurensicherer nahm den Hörer ab. »Wenn am Tor jemand auf den Klingelknopf

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