Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live
Prepaid-Handys zu identifizieren, wenn das Anrufguthaben aber mit Karte oder Scheck bezahlt wurde, kann die Zahlung zurückverfolgt werden. Außerdem können wir orten, wo sich das Handy befindet, sofern es angeschaltet ist. Falls die Täter also noch im Besitz des Handys sind, muss es seit dem Anruf bei Miss Shepherd ausgeschaltet sein.«
»Sie haben es sicher weggeworfen, wie Sie schon sagten, Sir.«
»Genau. Nun zum Hintergrund des Opfers. Wie Sie wahrscheinlich wissen, bereiten uns die Nachforschungen ziemliches Kopfzerbrechen. Aus welchen Gründen auch immer hat Rose Shepherd alles darangesetzt, um ihre Privatsphäre zu wahren. Sie hat fast nichts Persönliches hinterlassen, was uns einen Einblick in ihr Leben gewähren könnte. Allerdings hatten wir seit gestern Zeit, ihre Scheckbücher und Kontoauszüge durchzugehen.«
»Irgendetwas von Interesse?«
»Ehrlich gesagt, habe ich noch nie eine so langweilige Kreditkartenabrechnung wie ihre gesehen. Ich hatte auf irgendetwas gehofft, das wenigstens ein bisschen aufschlussreich ist – ich weiß nicht, vielleicht, dass sie teuren Wein gekauft hat oder ein Abo einer Porno-Website hatte. Aber nichts Ungewöhnliches. Nicht das Geringste. Aus ihren Kontoauszügen geht hervor, dass sie die Kommunalsteuer, die Stromrechnung und die Wasserrechnung abbuchen ließ. Es ist nichts da, was uns irgendetwas über sie verraten würde. Alles, was wir haben, deutet darauf hin, dass sie eine mustergültige Bürgerin war, die ihre Rechnungen rechtzeitig bezahlt und niemandem Schwierigkeiten gemacht hat.«
»Beinahe zu perfekt, um wahr zu sein.«
»Genau. Ich glaube, da sind wir uns alle einig.«
»Vorbildliche Bürger gehen doch wählen, oder? Steht sie im Wählerverzeichnis?«
»Nein. Und im Telefonbuch steht sie auch nicht«, sagte Hitchens. »Alles, was wir haben, sind ihr Reisepass, ihre Kontoauszüge und ihre Nebenkostenabrechnungen. Die andere merkwürdige Sache ist, dass sie anscheinend keine persönlichen Kontakte hatte. Allerdings gibt es einen seltsamen Eintrag auf einer ansonsten leeren Seite in ihrem Adressbuch. Es handelt sich nur um drei Ziffern: 359.«
»Eine Vorwahl vielleicht«, schlug Kessen vor.
»Tja, das haben wir schon übergeprüft. Der Londoner Stadtteil Highbury kommt der Sache am nächsten. Er hat die Vorwahl 0207 359.«
»London Innenstadt?«
»Ja, London N1.«
»Was ist mit der Vorwahl 0359?Wo ist das?«
»Nirgendwo. Das ist zwar eine British-Telecom-Vorwahl, aber sie ist für eine zukünftige Netzerweiterung reserviert.«
»Könnte es sich vielleicht um eine Ländervorwahl handeln?«, schlug Cooper vor. »Gibt es hier irgendwo ein Telefonbuch?«
»Im Regal.«
Er nahm das Telefonbuch und blätterte die Seiten im hinteren Teil durch. »Internationale Vorwahlen sind nicht nach Nummern, sondern nach Ländern geordnet, und zwar alphabetisch. Einen Moment... tja, das hat nicht lange gedauert. Hier steht, dass 359 die Vorwahl von Bulgarien ist.«
»Na toll. Dann bräuchten wir jemanden, der der Sache nachgeht. Irgendwelche Freiwilligen?«
Im Raum ertönte ein kurzes Lachen, als sich die Atmosphäre entspannte und die Anwesenden merkten, dass sich die Einsatzbesprechung ihrem Ende näherte.
»Ich weiß, die Kriminaltechniker werden nicht gerade begeistert sein, aber jemand sollte das ganze Haus nach Fingerabdrücken durchsuchen«, sagte Kessen. »Die Tatsache, dass das Opfer nicht allzu viel Zeit mit Abstauben verbracht hat, sollte von Vorteil für uns sein.«
»In der Zwischenzeit unterzieht die Computerabteilung den Laptop einer gründlichen Prüfung«, sagte Hitchens. »Wenn Rose Shepherd irgendwo Informationen gespeichert hat, dann vielleicht online. Es gibt jede Menge Websites, die kostenlosen Speicherplatz im Internet anbieten.«
»Passwortgeschützt natürlich. Also müssen wir einfach hoffen, dass wir Glück haben.«
»Grob umrissen scheint die Geschichte der Toten folgendermaßen auszusehen: Sie hat sich fast ein Jahr lang in Bain House verkrochen, und dann hat sie sich aus irgendeinem Grund dazu entschieden, sich für einen Nachmittag in Matlock Bath unter die Leute zu mischen. In derselben Nacht wurde sie von einer oder mehreren unbekannten Personen ermordet.«
»Das klingt, als hätte sie sich vor irgendjemandem versteckt. Denken Sie, sie hatte Angst davor, erkannt zu werden, wenn sie das Haus verlässt?«
»Ja, sie muss davon ausgegangen sein, dass sie in Gefahr ist. Und es sieht so aus, als hätte sie sich am Samstag
Weitere Kostenlose Bücher