Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live
er die Ermordung von Rose Shepherd als eine Möglichkeit betrachtet hat, irgendein
Problem zu lösen, könnte er außer Acht gelassen haben, was passiert, nachdem ihre Leiche gefunden worden ist.«
»Vielleicht wusste er, dass sich nichts im Haus befindet, was uns zu ihm führen könnte«, sagte Hitchens. »Falls Miss Shepherd ihn nicht kannte, weil er ein Auftragskiller ist, wird es keine direkte Verbindung zwischen ihm und seinem Opfer geben.«
»Das ist logisch«, stimmte Kessen zu. »Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit.«
»Ja?«
»Was ist, wenn er das Haus bereits durchsucht und alles Belastende entfernt hatte? Dann hätte er womöglich das Gefühl gehabt, die Tat aus sicherer Entfernung verüben zu können.«
»Das könnte eine Erklärung dafür sein, warum wir im Haus keine persönlichen Briefe gefunden haben. Aber wer hätte dazu die Gelegenheit gehabt? Die Sicherheitsvorkehrungen von Bain House haben es in sich, und Miss Shepherd war nur selten außer Haus.«
»Was wir brauchen, um die Sache etwas eingrenzen zu können, ist ein Motiv. Irgendwelche Vorschläge? Ich nehme an, Raub können wir ausschließen, da kein Versuch unternommen wurde, ins Haus einzudringen.«
»Geld könnte trotzdem das Motiv gewesen sein«, sagte Hitchens. »Wenn es ein Testament gibt...«
»Im Haus befindet sich offenbar keines. Möglicherweise gibt es irgendwo einen Anwalt, der ein Testament hat, aber der Kanzlei in London, die sich um den Hauskauf gekümmert hat, ist angeblich nichts dergleichen bekannt.«
Fry lächelte. »Wenn irgendjemand diesen Mord geplant hat, um Rose Shepherds Geld zu erben, wird er sich letztendlich schon melden, oder nicht?«
»Letztendlich? Das genügt nicht. Wir müssen sehr bald Fortschritte bei dieser Untersuchung nachweisen können«, bellte Kessen.
»Okay, welche anderen Motive könnten in Frage kommen?«
»Eifersucht? Rache? Vielleicht hat Rose Shepherd eine Bedrohung für jemanden dargestellt?«, schlug Fry vor.
»Eifersucht setzt irgendeine Art von enger persönlicher Beziehung voraus«, wandte Hitchens ein. »Wie es scheint, hatte Miss Shepherd so etwas nicht. Zumindest nicht in letzter Zeit.«
»Was ist mit Eric Grice?«
»Grice, der Handwerker? Was soll mit ihm sein?«
»Anscheinend ist er der einzige Mensch, der Bain House betreten durfte, und der einzige Mensch, der Kontakt zu Miss Shepherd hatte. Mich würde interessieren, ob hinter ihrer Verbindung mehr gesteckt hat als nur ein paar Gelegenheitsarbeiten.«
»Na ja, da sie beide unverheiratet waren, hätte dem nichts im Weg gestanden. Das wäre zwar vielleicht eine etwas reifere Beziehung gewesen, aber das macht ja nicht unbedingt einen Unterschied, habe ich mir sagen lassen.«
»Nach ihrer Besessenheit zu urteilen, sich zurückzuziehen, hätte sie wahrscheinlich jedes Ansinnen nach Intimität pauschal zurückgewiesen. Und so, wie wir Grice bisher kennengelernt haben, ist er vermutlich nicht der Typ, der so etwas gelassen hingenommen hätte«, sagte Fry.
»Sollte er die Grenze auf irgendeine Weise überschritten haben, hätte Miss Shepherd ihn bestimmt hinausgeworfen. Aber sie hat ihn trotzdem weiterhin ins Haus kommen lassen, oder nicht?«
»Hat sie das? Woher sollen wir das wissen?«
»Nur von Grice selbst«, räumte Cooper ein.
»Wann war er angeblich das letzte Mal in Bain House?«
»Vor drei Wochen, um die Regenrinne zu reinigen und Laub zusammenzurechen.«
»Nun, wir wissen sicher, dass er persönlichen Kontakt mit
Rose Shepherd hatte, womit er vorerst zu einer sehr kleinen Minderheit zählt. Und er muss gewusst haben, in welchem Zimmer sie schlief. Was für einen Wagen fährt er denn?«, sagte Hitchens.
»Er hat einen alten Land Rover, mit dem er sein Werkzeug transportiert.«
»Mit Allradantrieb?«
»Selbstverständlich. Aber Grice behauptet, dass er zu bestimmten Teilen des Hauses nie Zutritt hatte. Das klang überzeugend«, sagte Cooper.
»Mag sein«, entgegnete Fry. »Aber das bedeutet nur, dass er bei jedem Besuch einen bestimmten Bereich nicht betreten durfte. Wie oft war er in Bain House?«
»Fünf- oder sechsmal, sagt er.«
»Genügend Gelegenheiten, um sich durchs ganze Haus zu arbeiten?«
»Das nehme ich an.«
»Außerdem haben wir nur seine Auskunft darüber, wie eingeschränkt sein Bewegungsradius war. Miss Shepherd steht nicht zur Verfügung, um seine Geschichte zu bestätigen.«
»Stimmt«, sagte Kessen. »Lassen Sie uns Mr. Grice genauer auf den Zahn fühlen. Besorgen Sie
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