Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live
dem Kabel seiner Bohrmaschine erdrosseln.«
»Wenigstens redet er jetzt. Ich habe jemanden gebeten, seine Aussage zu Protokoll zu nehmen, und mit seiner Schwester
werden wir uns ebenfalls unterhalten, um herauszufinden, ob ihre Geschichten übereinstimmen. Aber ich glaube, dass er uns jetzt die Wahrheit sagt.«
»Womit wir wieder von vorn anfangen können, uns ein Bild von Rose Shepherd zu machen. Was bleibt uns an Informationen über sie übrig, wenn wir alles ignorieren, was Grice erfunden hat, um seine Klatschbasen bei Laune zu halten?«
»Nichts.«
»Das reicht nicht.«
»Null Komma null, wenn Ihnen das lieber ist.«
»Nein, nein. Wir haben ein paar nachweisbare Fakten. Wir müssen welche haben.«
»Wenn Sie das sagen, Sir...«
Hitchens warf einen Blick auf die Tafel, wischte einige der Details weg und studierte, was übrig geblieben war. »Sie ist in London geboren und besitzt einen britischen Pass. Und wir kennen ihr Alter – sie ist Jahrgang 1944.«
»Ein Kriegskind.«
»Ja. Vielleicht sind ihre Eltern bei den Luftangriffen ums Leben gekommen.«
»Ich dachte, wir konzentrieren uns auf die nachweisbaren Fakten.«
»Okay. Also, wir kennen ihren Namen, ihr Alter, ihren Geburtsort. Und ihre körperlichen Merkmale: Größe, Gewicht, Haarfarbe. Sie ist vor zehn Monaten nach Foxlow gezogen, und sie kam aus London hierher. Sie besaß eine ganze Menge Geld, denn Bain House war nicht gerade billig, und sie hat bar bezahlt.«
»Und abgesehen davon?«
Hitchens neigte den Kopf zur Seite, um sich das Foto des Opfers aus einem anderen Blickwinkel anzusehen. Anscheinend verriet ihm das jedoch nichts Neues.
»Das ist so ziemlich alles«, sagte er. »Mehr haben wir nicht, um ihre Vorgeschichte zu rekonstruieren. Oder um irgendwelche
persönlichen Kontakte aufzuspüren, nachdem sich der berühmte Dougie aus Glasgow als Mythos erwiesen hat.«
»Haben wir mit allen Personen gesprochen, die in ihrem Adressbuch stehen?«
»Mit fast allen. Ein oder zwei Firmen, die drinstehen, existieren inzwischen nicht mehr. Das Merkwürdige ist, dass ihr Adressbuch nur bis zu dem Tag zurückgeht, an dem sie in Bain House eingezogen ist. Bis auf den Anwalt und den Makler hatte niemand, mit dem wir gesprochen haben, vor November letzten Jahres Kontakt mit ihr.«
»Ist irgendeinem von ihnen ein Akzent bei ihr aufgefallen?«
»Nur denjenigen, denen bei der Befragung eine Suggestivfrage gestellt wurde. Mit anderen Worten, wenn wir sie gefragt haben, ob Miss Shepherd einen schottischen Akzent hatte, sagten sie, dass sie womöglich einen hatte. Andere Vorschläge hatten sie nicht.«
»Grice trägt eine große Verantwortung.«
»Stimmt. Aber ich glaube nicht, dass es in diesem Fall einen großen Unterschied machen würde. Die Befragten waren sich überhaupt nicht einig in Bezug auf ihr Äußeres oder ihr Auftreten. Einer hat behauptet, Miss Shepherd hätte ein nettes Lächeln gehabt, ein anderer hat gesagt, sie wäre sehr zurückhaltend gewesen und hätte nie gelächelt. Was ihr Alter betrifft, haben wir auch eine Menge unterschiedliche Schätzungen zu hören bekommen. Man möchte kaum glauben, dass alle von ein und derselben Person gesprochen haben.«
»Tja, eine harmlose Frau mittleren Alters – wer würde ihr schon große Beachtung schenken, wenn sie nicht gerade etwas täte, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken?«
»Und das hat sie nicht gemacht.«
Hitchens drehte sich um und sah Fry an. »Eine harmlose Frau mittleren Alters, der niemand Beachtung schenkt. Denken Sie, dass Sie eines Tages auch so enden werden, Diane?«
»Wohl kaum.«
»Warum nicht? Wir werden alle älter, nicht wahr?«
»Das Schlüsselwort ist ›harmlos‹«, sagte Fry.
Der Detective Inspector lachte. »Sie haben recht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand Sie nicht beachten könnte, ganz egal, wie alt Sie sind.«
»Hat uns die Liste ihrer Kontakte irgendwie weitergeholfen?«
»Na ja, Rose Shepherds Zahnarzt kann uns sagen, dass sie ein paar Füllungen hatte. Ihr Hausarzt hat ihr Nitrazepam gegen ihre Schlaflosigkeit verschrieben. Und ihre Werkstatt kann uns sagen, welche Abgaswerte ihr Volvo hatte. Picken Sie sich die Rosinen raus, wenn es Ihnen gelingt.«
»Mich würde interessieren, warum sie Schlafprobleme hatte.«
»Wer soll das beantworten?«
»Tja, zumindest bestätigen die Zahndaten ihre Identität. Wir müssen nicht warten, bis ihr Hausarzt zurückkommt.«
Hitchens schlug die Akte auf. »Eine Sache, die wir im Haus
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