Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live
oder?«
»Sie haben Ihr Bestes gegeben.«
»Tut mir wirklich leid. Ich hätte Ihnen gerne geholfen.«
»Machen Sie sich deshalb mal keine Sorgen. Falls Ihnen aber doch noch etwas einfallen sollte, geben Sie uns Bescheid, ja?«
Fry drehte sich um und sah, wie Cooper der Kellnerin nachblickte.
»Sie konnte uns nicht viel sagen, oder?«, fragte sie.
»Ich bin selber gerade erst zurückgekommen. Aber Gavin sagt, das Ergebnis ist genauso vage wie ihre Beschreibungen: eine Frau in den Dreißigern und ein Mann, der eigentlich in jedem Alter gewesen sein könnte, weil sie ihm nicht viel Beachtung geschenkt hat. An Rose Shepherd selbst konnte sich Tina am besten erinnern.«
»Zwei Erwachsene – ein Mann und eine Frau. Wer könnten sie gewesen sein? Bislang gibt es im Zusammenhang mit der Shepherd-Untersuchung noch nicht viele Personen, die in
Frage kämen. Ich nehme an, es handelt sich um ihre unmittelbaren Nachbarn – entweder um die Birtlands oder um die Ridgeways …«
»Frances Birtland arbeitet in Matlock Bath«, sagte Cooper. »Sie hat einen Teilzeitjob im Masson-Mill-Einkaufszentrum. Aber sie ist weit jenseits der Dreißiger.«
»Trotzdem ist das eine gewisse Verbindung. Wie weit ist es denn von der Masson Mill bis zur Teestube?«
»Eine halbe Meile ungefähr.«
»Nah genug, dass sie für eine Stunde hätte hingehen können.«
»In diesem Fall müsste ihre Arbeitgeberin sie decken.«
Fry nickte. »Stimmt. Das wäre zu viel Aufwand für eine Plauderei bei einer Tasse Tee. Und ihr Mann müsste dann ebenfalls in Matlock Bath gewesen sein. Deinem Befragungsprotokoll zufolge ist sein Gesundheitszustand nicht allzu gut.«
»Da wäre noch ein anderes Pärchen, das wir in Betracht ziehen könnten«, sagte Cooper. »Wobei wir bislang erst mit einem der beiden gesprochen haben.«
»Wen meinst du?«
»Eric Grice und seine Schwester. Sie wohnt in Foxlow, und Grice ist der Einzige, der Miss Shepherd persönlich kannte und Bain House betreten hat.«
»Da hast du recht«, sagte Fry. »Wir sollten einen von ihnen oder beide fragen, was sie am Samstag gemacht haben, und sei es nur, um sie ausschließen zu können.«
»Wir müssen noch warten, bis wir uns mit der Schwester unterhalten können. Grice sagt, sie ist zurzeit auf Jersey.«
»Was hältst du von diesem Handwerker? Glaubst du, er hat die Wahrheit gesagt?«
»Natürlich nicht. Ich wette, er hat das Haus bei der erstbesten Gelegenheit vom Keller bis zum Dachboden durchsucht. Stell dir mal vor, die ganze Ortschaft spekuliert über die mysteriöse Bewohnerin von Bain House, und unser Eric ist der
Einzige, der Zutritt zu ihrem Haus hat und die Möglichkeit, sich mit ihr zu unterhalten. Ihm ist sicher alles Mögliche aufgefallen.«
»Er ist einfach noch nicht bereit, es uns zu sagen, oder?«
»Aber das wird er schon noch tun«, sagte Cooper.
»Meinst du, er könnte irgendwas gesehen haben, was für den Tathergang relevant ist?«
Cooper zögerte. »Tja, vielleicht kann er uns einen Hinweis auf das Motiv geben. Oder wenigstens auf jemanden, der mit Rose Shepherd in Verbindung stand. Das ist es doch, was uns momentan fehlt, nicht wahr?«
»Wenn es jemand aus Foxlow war, der sich mit Rose Shepherd in der Teestube getroffen hat, wurden wir angelogen.«
»Ja. Aber es ist wahrscheinlicher, dass es jemand ganz anderer war. Zwei Leute, auf die wir einfach noch nicht gestoßen sind.«
Fry sah, dass Murfin wieder zurückkam, nachdem er die Kellnerin hinausbegleitet hatte. Sie musste sich dringend mit ihm unterhalten, doch Cooper war noch nicht fertig.
»Diane, bei den Shepherd-Ermittlungen wird ein enormer Aufwand getrieben«, sagte er. »Aber im Fall Mullen bekommst du nicht viel Unterstützung, habe ich recht?«
»Die brauche ich auch nicht, solange ich in Ruhe gelassen und nicht zu oft abgelenkt werde.«
»Drei Tote? Zwei davon Kinder?«
»Wir haben es mit zwei völlig verschiedenen Verbrechen zu tun, Ben. Die Ermordung von Rose Shepherd war die kaltblütige, professionelle Tat einer extrem gefährlichen Person, die womöglich überhaupt keine Verbindung zu ihrem Opfer hatte. Es wird große Mühe machen, den Täter aufzuspüren, und noch mehr Arbeit, ihm erfolgreich den Prozess zu machen. Die Morde im Fall Mullen waren dagegen eine persönliche Angelegenheit. Die Antwort wird viel näher zu Hause zu finden sein. Und das ist der große Unterschied.«
18
S päter las Fry an ihrem Schreibtisch den Rest des Gutachtens der Pathologin über die
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