Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesnacht: Thriller (German Edition)

Todesnacht: Thriller (German Edition)

Titel: Todesnacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
Vom Netzwerk:
halbes Dutzend Jugendbücher lagen am Boden. Tabitha musste hier oben ab und zu gelesen haben. Maggie entdeckte eine Stehlampe und schaltete sie ein. Auf dem Boden lag auch ein aufgeschlagener Zeichenblock, daneben mehrere Wachsmalstifte sowie die dazugehörige, fast leere Schachtel. Maggie griff nach dem Block. Ein Bild vom Heck eines Fischerbootes. Die Katie Louise. Die Kleine konnte erstaunlich gut zeichnen. Vielleicht hatte sie das Talent ihrer Mutter geerbt. An Deck des Bootes stand eine dunkelhaarige Frau, die Arme zu beiden Seiten ausgestreckt. Hinter ihr ein Mann, viel größer und kräftiger als sie. Er hatte sie mit einer Hand an den Haaren gepackt. Mit der anderen Hand drückte er ihr eine Art Schwert an die Kehle. Die Frau hatte den Mund zu einem großen Oval geöffnet. Maggie fühlte sich an Edvard Munchs berühmtes Gemälde Der Schrei erinnert. Eine rote Fontäne schoss aus dem Hals der Frau. An den unteren Rand hatte Tabitha geschrieben: » Wie ein Schwein im Schlachthof « – drei Mal hintereinander und in Schönschrift.
    Es waren Maggies eigene Worte, die ihr von der Zeichnung entgegensprangen. Sie musste daran denken, wie die Elfjährige mit ihrer runden Eulenbrille vom oberen Treppenabsatz zu ihr herübergesehen hatte. Sie hatte das Kind erst bemerkt, nachdem sie die Worte schon ausgesprochen hatte. Tabitha musste sie also gehört haben.
    Maggie sah sich das Bild noch einmal an und seufzte tief, als ihr bewusst wurde, wie gedankenlos sie mit ihrer Äußerung gewesen war. Sie riss das Blatt vom Block, faltete es zusammen und steckte es in die Gesäßtasche ihrer Jeans. Dann schob sie sich zur Treppe zurück, stieg hinunter und schloss die Klappe wieder.
    » Sie ist nicht im Haus, Frank. «
    » Also gut. Dann kommen Sie am besten wieder raus und überlassen den Rest den Kriminaltechnikern. «
    » Gleich. Ich will nur noch schnell einen Blick auf die beiden Toten werfen. «
    » Verdammt, Maggie … «
    Sie beendete die Verbindung.
    Das Bild, das sich ihr im Wohnzimmer bot, entsprach präzise Bouchers Beschreibung. Pike hing leblos in seinem Rollstuhl. Sie leuchtete auf die Wunde in seiner Schläfe. Die schwärzlichen Schmauchspuren rund um das Einschussloch waren deutlich zu erkennen.
    Donelda, die von einer Kugel mitten ins Gesicht getroffen worden war, lag auf dem Rücken auf dem Fußboden. Ihr linkes Auge fehlte. Das rechte stand weit offen. Nichts als die Leere des Todes starrte Maggie daraus entgegen.
    Sie griff behutsam nach dem Abschiedsbrief, berührte ihn nur an den Rändern, um die Fingerabdrücke des Mörders nicht zu verwischen, obwohl sie nicht davon ausging, dass er tatsächliche Abdrücke hinterlassen hatte. Der Brief war auf normalem weißen Papier geschrieben. In großen Blockbuchstaben – wie von einem Kind. Aber wohl eher von jemandem, der seine Handschrift verstellen wollte.
    Ich hab so ein schlechtes Gewissen wegen dem was ich Tiffany und Teresa angetan hab. Da dran ist keiner Schult außer ich. Ich halt es nicht meer aus und darum will ich nicht meer leben. Und Donnie und Tabitha auch nicht. Hofentlich kann Gott mir ferzeien. Und Jesus auch.
    Pike Stoddard
    Wegen dem was ich Tiffany und Teresa angetan hab. Da dran ist keiner Schult außer ich. Maggie versuchte, sich ihr Gespräch mit Pike in Erinnerung zu rufen. Hatte er da tatsächlich so schlampig gesprochen? Sie besaß zwar nicht McCabes fotografisches Gedächtnis, aber glauben konnte sie es trotzdem nicht recht. Sie hatte eher das Gefühl, dass der Killer versucht hatte, ein gewisses sprachliches Ungeschick vorzutäuschen. Sie legte das Blatt Papier wieder zurück auf den Tisch.
    Maggie verließ das Haus, als Bill Heinrichs Spurensucher es mitsamt ihren Kameras und der übrigen Ausrüstung betraten. Ganzer sprach gerade mit ein paar seiner Kollegen von der State Police. Frank Boucher stand neben dem Transporter der Spurensicherung.
    » Was willst du denn hier, Savage? « , rief Ganzer ihr zu. » Und was, verdammt noch mal, wolltest du in dem Haus? «
    Maggie gab keine Antwort. Sie zog lediglich die Handschuhe aus und steckte sie sich in die Hosentasche. Dann ging sie zu Boucher hinüber.
    » Oh, ich hab hier was für Sie « , sagte der Chief eine Spur zu theatralisch. » Ihr Vater hat gesagt, das soll ich Ihnen geben. «
    Dann stellte er sich so, dass Ganzer der Blick versperrt war, und reichte Maggie ein kleines, mit Blut gefülltes Reagenzglas.
    » Danke, Frank « . Aber nach wenigen Sekunden gab sie es ihm wieder

Weitere Kostenlose Bücher