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Todesnacht: Thriller (German Edition)

Todesnacht: Thriller (German Edition)

Titel: Todesnacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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und fluchte leise. Die zusammengeknoteten Laken, das offene Fenster, das Fliegengitter am Boden – das Bild bedurfte keiner weiteren Erklärung. Die Mutter hatte erst ihre Tochter in Sicherheit gebracht, bevor sie nach unten gekommen war, um ihr einen Vorsprung zu verschaffen. Wahrscheinlich hatte sie sie zu den Nachbarn geschickt, um Hilfe zu holen. Das bedeutete, dass die Bullen vermutlich in wenigen Minuten hier sein würden. Und das wiederum hieß, dass sein ganzer Plan im Eimer war. Er versuchte, die aufkeimende Wut zu unterdrücken, knüpfte die Laken auseinander und warf sie auf das Bett. Dann brachte er das Fliegengitter wieder an, hastete nach unten und verließ das Haus auf dem Weg, auf dem er es betreten hatte. Verriegelte die Tür, lief zu dem grauen Kasten hinüber und schloss das Telefon wieder an.
    Tabitha war noch keine hundert Meter weit gekommen, als sie den zweiten Schuss hörte. Den Schuss, der ihrer Mutter galt, da war sie sich ganz sicher. Lauf, Tabitha, lauf!, flehte die Stimme ihrer Mutter. Aber wie konnte sie jetzt weiterlaufen? Sie musste zurück. Vielleicht war ihre Mutter verletzt. Vielleicht lag sie im Sterben. Irgendjemand musste doch Hilfe holen. Den Krankenwagen rufen. Lauf, Tabitha, lauf! Nein, sie konnte jetzt nicht weglaufen und ihre Mutter einfach sterben lassen.
    Sie packte Harold an einem Bein und machte sich auf den Rückweg. Da sah sie den Schatten eines Mannes auf sich zukommen. Und erstarrte.
    Das Geräusch war aus dem Wäldchen gekommen, das an das hintere Ende des Grundstücks grenzte, da war Riordan sich ganz sicher. Irgendjemand oder irgendetwas, das ganz in der Nähe durchs Unterholz brach. Vielleicht war die Kleine ja doch nicht zu den Nachbarn gelaufen. Vielleicht hatte sie sich die ganze Zeit dort hinten versteckt. Vielleicht war das Ganze doch nicht so beschissen gelaufen, wie er gedacht hatte. Nichtsdestotrotz hatte er nicht viel Zeit.
    Er beobachtete den Waldrand, suchte nach einer Bewegung, nach Anzeichen von Leben. Konnte nichts entdecken. Steckte alles bis auf die Stiftlampe wieder in seine Sporttasche und hastete in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen zu sein schien.
    Tabitha legte Harold auf den Boden. Sie konnte nicht gleichzeitig den Teddy mit sich herumschleppen und weglaufen. Das war zu mühsam. Erneut hörte sie die flehende Stimme ihrer Mutter. Lauf, Tabitha, lauf! Sie rannte los.
    Kaum hatte der Mann das Geräusch gehört, stürmte er auf die Bäume zu. Das Mädchen konnte höchstens dreißig, vierzig Meter Vorsprung haben. » Tabitha « , rief er. » Gib mir Tiffs Päckchen, dann lasse ich dich in Ruhe. Ich verspreche, dass ich dir nichts tun werde. Ich will nur das Päckchen haben. Sonst nichts. «
    Keine Antwort.
    Die Arme schützend vors Gesicht gelegt, um nicht von herabhängenden Zweigen zerkratzt zu werden, jagte Conor Riordan voran. Es war ihm egal, ob das Mädchen ihn hören konnte. Es war an der Zeit, dem Ganzen ein Ende zu setzen.
    Er blieb stehen und starrte mit zusammengekniffenen Augen in die Dunkelheit. Etwa zwanzig Meter vor ihm, ein Stück nach links versetzt, sah er eine dunkle Silhouette hinter einem Busch. Er konnte nicht genau erkennen, was es war. Vielleicht ein kleines Tier? Waren die Geräusche womöglich von einem Tier gekommen? Von irgendeinem Tier und nicht von dem Mädchen? Was immer es sein mochte, es bewegte sich jedenfalls nicht mehr. Saß einfach nur da und starrte ihn an. Er knipste die Stiftlampe an. Der Strahl war zu schwach, als dass er irgendetwas erkennen konnte. Der Form der Ohren nach zu urteilen war es ein kleiner Bär. Ein Bärenjunges. Und wo ein Junges war, war die Mutter nicht weit. Er zog seine Waffe und schob sich langsam näher, lauschte auf ein Geräusch, das die Ankunft der aufgebrachten Bärenmutter verriet, und wurde zunehmend wütender, weil das Mädchen, wenn es tatsächlich hier in der Nähe war, seinen Vorsprung in der Zwischenzeit ungehindert ausbauen konnte.
    Das Bärenjunge, wenn es denn eines war, rührte sich nicht. Der Mann kniete sich nieder, zielte genau und drückte ab. Der Schuss saß. Die Kreatur fiel auf den Rücken und blieb reglos liegen. Da ertönte eine verzweifelte Kinderstimme zwischen den Bäumen. » Harold! «
    Riordan hob den Blick. Er sah, wie das Mädchen zu dem toten Bären hinüberlief und ihn in den Arm nahm. » Oh, Harold! « , weinte sie. Und plötzlich ertönte das Jaulen von Sirenen, die sich rasend schnell näherten. Zwei Streifenwagen hielten mit

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