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Todesnacht: Thriller (German Edition)

Todesnacht: Thriller (German Edition)

Titel: Todesnacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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spielen, stimmt’s? Ihre eigenen Ermittlungen anzustellen? «
    » Schon möglich. «
    » Eine eindeutige Antwort wäre mir lieber. «
    » Also gut. Die Antwort lautet eindeutig Ja. Ich würde auf eigene Faust ermitteln. Weil ich mich nämlich ganz bestimmt nicht still in eine Ecke setzen werde, solange irgendein Drecksack frei herumläuft und womöglich ein zweites Mal versuchen könnte, meine beste Freundin umzubringen. «
    » Selbst wenn ich eine explizite Warnung aussprechen würde? Ich könnte mich in einem solchen Fall gezwungen sehen, eine Dienstaufsichtsbeschwerde einzureichen, die unter Umständen auf dem Tisch des Generalstaatsanwaltes landet. «
    » Ich würde es trotzdem machen. «
    Carroll stieß laut und vernehmlich den Atem aus. Dann wandte er sich ab und starrte zum Fenster hinaus. Maggie hoffte, dass er es nicht darauf ankommen lassen wollte.
    » Wie lange wollen Sie hierbleiben? « , fragte er schließlich.
    » Ich muss am Dienstagmorgen wieder in Portland sein. Aber da ich den einzigen aktuellen Fall gestern abgeschlossen habe, könnte ich bestimmt auch länger bleiben, wenn es nötig wäre. «
    » Wenn ich Ja sage, sind Sie dann Ihrerseits bereit, sich an meine Anordnungen zu halten? Mir über alles, was Sie herausfinden, Bericht zu erstatten und nicht irgendwelchen eigenen Eingebungen zu folgen? «
    Obwohl sie wusste, dass es nicht hundertprozentig der Wahrheit entsprach, gab sie Carroll die Zusage, die er ihr abverlangte. Doch falls er sie irgendwo am Rand des Geschehens parken wollte, würden die Karten neu gemischt werden.
    » Also gut, wir machen Folgendes « , sagte Carroll jetzt. » Wir probieren es aus. Am Dienstag müssen Sie wieder in Portland sein, und bis dahin sehen wir ja, wie es läuft. «
    » Das ist nicht besonders lang. «
    » Betrachten Sie es als Gratis-Testangebot. « Carroll lächelte, und Maggie war erneut fasziniert von seinen blauen Augen. Man konnte sich geradezu darin verlieren. » Bis dahin können wir beurteilen, wie die Zusammenarbeit funktioniert « , fuhr er fort. » Wenn es gut läuft, machen wir weiter. Wenn nicht, dann halten Sie sich fortan heraus. Einverstanden? «
    Ein besseres Angebot würde sie nicht bekommen, so viel stand fest. Also beschloss Maggie, Carrolls Regeln zu akzeptieren. Zumindest bis Dienstag.
    » Einverstanden? « , wiederholte er.
    » In Ordnung. Einverstanden « , sagte sie.
    Sie stellten sich wieder zu den anderen. Maggie streifte sich Papierüberzieher über die Schuhe und machte sich auf den Weg zu Tiffany Stoddards Leichnam, der dicht neben einem rostigen grünen Ford Taurus lag.

9
    Gewaltsame Todesfälle gehörten schon lange zu Maggie Savages Alltag. Sechs Jahre in Uniform und acht bei der Mordkommission hatten ihr mehr Tote beschert, als sie hatte zählen, geschweige denn sich merken können. Erstochene, erschossene, verbrannte oder zu Tode geprügelte Menschen. Bei Unfällen zerfetzte Leiber. Wasserleichen, aufgedunsen und faulig, nachdem sie wochenlang im Meer herumgedümpelt waren. Nackte, bloße Körper auf Edelstahltischen in Erwartung einer letzten Schändung durch die Klinge des Pathologen.
    Vierzehn Jahre lang hatte sie mit dem Tod und den Toten gelebt, und doch war die erste Begegnung mit einem Opfer, das so brutal misshandelt worden war wie Tiff Stoddard, niemals einfach. Was ihr mitunter am schwersten fiel, war, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten. Als Frau musste sie ihren männlichen Kollegen immer wieder von Neuem beweisen, dass sie besonders hart im Nehmen war, da die meisten einen Gefühlsausbruch nur als Eingeständnis weiblicher Schwäche gewertet hätten. Trotzdem war es nun mal so, dass jeder Mord ihr naheging. Besonders wenn das Opfer seine verdammten Augen weit aufgerissen hatte und sie anstarrte. Oder – wie im Fall von Tiffany Stoddard – ein Auge.
    Die Brutalität der Tat schien in keiner Weise zu diesem freundlichen, kühlen Augustmorgen zu passen. Die junge Frau lag noch an derselben Stelle, wo sie zu Boden gesackt war: in einer Lache aus getrocknetem Blut, mit zerschnittenem BH , die Hose bis zu den Knöcheln hinuntergezogen, einem zugeschwollenen Auge, während sich in dem anderen noch das tödliche Entsetzen der letzten Augenblicke ihres Lebens spiegelte. Ihre Hände umfassten noch immer den fast vollständig durchtrennten Hals in einem letzten, vergeblichen Versuch, das Leben und das Blut bei sich zu behalten.
    Maggie ging in die Knie und betrachtete Tiff Stoddards zerschundenes Gesicht.

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