Todesnacht: Thriller (German Edition)
-Stempel auf. Die Drogenfahnder der DEA sind der Meinung, dass diese Tabletten nur aus Saint John stammen können. Doch unsere Nachbarn im Norden behaupten, dass wir ihnen lediglich die Schuld an unseren Drogenproblemen zuschieben wollen. «
» Obwohl die Tabletten offensichtlich aus einer kanadischen Produktion stammten? «
» Trotzdem. Die Täter, die den Diebstahl in Saint John begangen hatten, waren angeblich zwei junge Männer dort aus der Gegend, die wegen Drogenhandels vorbestraft gewesen waren. Sie hatten versucht, mit dem Kajak übers Meer zu fliehen, und sind dabei gekentert. Ihre Leichen wurden ein paar Tage später an der Küste angespült. Sie konnten anhand der Überwachungsvideos eindeutig identifiziert werden. Die Bilder zeigen, wie sie einen Wachmann töten, die Beute in eine kleine Sporttasche packen und fliehen. «
» Aber die Drogen sind nie an Land gespült worden? «
» Spurlos verschwunden. «
» Was ist mit dem Kajak? «
» Das ist ein paar Tage nach den Leichen aufgetaucht. Im Gepäckfach lag noch die Tasche mit den Portemonnaies und einer Glock 17. Darauf waren die Fingerabdrücke eines der beiden Jungen. Zwei Schüsse waren damit abgegeben worden – eindeutig die Waffe, mit der der Wachmann erschossen worden war. «
» Das passt doch fast zu gut zusammen, finden Sie nicht? «
» Doch, finde ich auch. Aber die kanadischen Kollegen sind felsenfest davon überzeugt, dass die Drogen auf dem Grund der Bay of Fundy liegen oder mit der Flut ins offene Meer geschwemmt wurden. Die DEA hält dies angesichts der vielen CDN -Tabletten, die mit einem Mal in Maine auftauchten, allerdings für Quatsch. «
» Also hat irgendjemand die Drogen nach Maine gebracht. Ein dritter Beteiligter vielleicht? «
» Ja, genau. Wobei der dritte Beteiligte natürlich auch eine Frau gewesen sein könnte. «
» Stoddard? «
» Gut möglich. Sie ist ungefähr im selben Alter wie die Jungen, die den Wachmann umgebracht haben. Vielleicht hatten sie das Ganze ja zusammen geplant. Sie könnte zum Beispiel in einem Boot … «
» Einem Fluchtboot? «
» Warum nicht? Die Jungen kommen mit dem Kajak zu ihr raus, werfen die Drogen an Deck, und sie verduftet. Die beiden versuchen, wieder zurück ans Ufer zu paddeln, aber wir befinden uns in der Bay of Fundy. Sie müssen gegen das ablaufende Wasser ankämpfen. Irgendwann kentern sie. Tiffany Stoddard fährt nach Hause und eröffnet ihren Delikatessenhandel. Und bezieht Blakemore als Unterstützung mit ein. «
» Die Theorie hat bloß einen kleinen Haken. «
» Ach ja? Welchen denn? «
» Tiffany Stoddard hat keinen Selbstmord begangen und sich auch ganz bestimmt nicht selbst misshandelt. Und Emily Kaplan hat sich ebenso wenig selbst überfahren. Also, wer war es dann? «
Carroll zuckte mit den Schultern. » Ich weiß es nicht. Ein Möchtegernkonkurrent vielleicht, der ihr das Geschäft ruinieren wollte? Eine Art feindliche Übernahme? «
» Ausgesprochen feindlich « , pflichtete Maggie ihm bei. » Derselbe Täter, der auch Blakemore auf dem Gewissen hat? «
» Ich denke, ja. Derselbe Täter. Dasselbe Motiv. Blakemore war die Nummer eins in der Verteilerhierarchie. Nehmen wir mal an, er benutzt sie, um an Stoddard heranzukommen. Dann bringt er sie um. Anschließend foltert und tötet er Stoddard. Zwingt sie, ihm zu verraten, wo sie ihren Vorrat lagert. Kaplan ist nichts weiter als ein Kollateralschaden. «
Eher nachdenklich als zustimmend nickte Maggie. Sie wusste nicht recht, wie sie zu seiner Theorie stehen sollte. Aber eines wusste sie ganz sicher: dass es Tiff Stoddards Mörder nicht nur um Drogen oder Geld gegangen war. Carroll war ein Mann. Vielleicht war für ihn die sexuelle Komponente der Tat nicht so eindeutig erkennbar wie für sie. Vielleicht befürchtete er auch, dass die Jagd nach einem perversen Sexualtäter seinen klar umrissenen Drogenfall verkomplizieren würde.
» Könnten Sie mir vielleicht die Akten über den Diebstahl in Saint John beschaffen? « , sagte sie. » Sowohl unsere als auch die kanadischen? Und die Akte über Blakemores Ermordung auch? «
» Ich lasse die Unterlagen im Lauf des Vormittags ins Büro Ihres Vaters bringen. Dort richten wir unsere provisorische Einsatzzentrale ein. Dann müssen wir nicht ständig zwischen hier und Ellsworth hin- und herpendeln. «
» Könnten Sie außerdem einen Beamten zu Emilys Bewachung ins Eastern Maine abstellen? Wenn der Kerl herausfindet, dass sie noch am Leben ist … «
» Ja.
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