Todesnacht: Thriller (German Edition)
Carroll. » Bill ist der Leiter unseres kriminaltechnischen Teams. Ich muss gestehen, ich habe schon eine Menge Gutes über Sie gehört « , fügte er hinzu.
» Tatsächlich? Ich fühle mich geschmeichelt. «
» Nicht nötig. Sie haben einen verdammt guten Ruf als Ermittlerin bei Tötungsdelikten. Sie und McCabe. Und nach allem, was ich gelesen habe, völlig zu Recht. «
McCabe – Detective Sergeant Michael McCabe – war Leiter des Dezernats für Kapitalverbrechen im Portland Police Department. Offiziell war er Maggies Chef, aber genau genommen war er ihr Partner und ihr Freund. Sie arbeiteten mittlerweile seit fast fünf Jahren zusammen.
Maggie bedankte sich mit einem Kopfnicken und musterte Carroll, der sich bereits wieder an Bill Heinrich gewandt hatte. Er war eins sechsundachtzig, vielleicht auch eins achtundachtzig groß, sportlich-muskulös gebaut, und seine dunklen Locken waren eine Spur länger, als die meisten Polizisten sie wohl getragen hätten. Sie ertappte sich dabei, dass sie unwillkürlich einen Blick auf seine linke Hand warf und feststellte, dass er keinen Ehering trug.
» Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mir das Opfer mal genauer ansehe? « , fragte sie.
» Es ist kein schöner Anblick. «
» Das kann ich verkraften. «
» Das bezweifle ich nicht, aber warum wollen Sie das tun? « Carroll blickte sie mit zusammengekniffenen Augen an. » Gibt es außer dem Besuch bei Ihrem Vater noch einen Grund für Ihren Aufenthalt? «
Was soll’s, dachte Maggie. Sie konnte genauso gut die Karten sofort auf den Tisch legen. » Ja. Ich würde Sie gerne bei den Ermittlungen unterstützen. «
» Wirklich? « Carroll klang verblüfft. » Und aus welchem Grund? «
» Emily Kaplan, die Frau, die von dem flüchtenden Wagen angefahren wurde, ist meine älteste und beste Freundin. «
» Aha. Und nun wollen Sie den Kerl schnappen, der versucht hat, sie umzubringen? «
» Genau. Außerdem bin ich mir ganz sicher, dass ich eine Bereicherung für Ihr Team wäre. «
» Inwiefern? «
Maggie zuckte mit den Schultern. » Ich bin in Machias aufgewachsen und habe hier immer noch viele Bekannte. Emily vertraut mir. Mit mir wird sie sicherlich offener sprechen als mit einem Ihrer Detectives. Und falls Sie Ihre Ermittlungen mit dem Sheriffbüro koordinieren wollen, dann liegt es auf der Hand, dass ich dort über beste Beziehungen verfüge. «
Carroll nickte. Maggie spürte, wie er sie mit seinen beinahe furchteinflößend stahlblauen Augen musterte, als gäbe es weder die anderen Polizisten um sie herum noch sonst irgendetwas auf dieser Welt. Nur sie. Sie fühlte sich magisch von ihm angezogen.
» Setzen wir uns doch in meinen Wagen « , sagte er. » Ich denke, das sollten wir unter vier Augen besprechen. «
Carroll brachte Maggie zu einem unauffälligen grauen Impala mit State-Police-Kennzeichen. Sie stieg auf der Beifahrerseite ein, er glitt hinter das Lenkrad. Dann saßen sie nebeneinander in der Dunkelheit.
» Es scheint Ihnen sehr wichtig zu sein « , sagte er.
» Das ist es auch. «
Carroll nickte und sah sie unverwandt an. » Wissen Sie, wenn eine Kriminalbeamtin mit Ihrer Erfahrung und Ihrem Ruf freiwillig ihre Unterstützung bei einem Fall anbietet, der so kompliziert werden dürfte wie dieser hier, dann würde ich im Normalfall sofort Ja sagen. «
» Aber … «
» Aber ich habe Bedenken. «
» Zum Beispiel? «
» Zum Beispiel, ob Ihre Freundschaft mit Emily Kaplan nicht Ihrer Objektivität schadet. «
» Ich verspreche Ihnen, dass dies nicht der Fall sein wird. «
» Ich weiß nicht, ob Sie dieses Versprechen wirklich einhalten können. Sie wissen, dass wir einen Beutel mit illegalen Drogen in ihrer Tasche gefunden haben? Über hundertfünfzig Oxycontin-Tabletten? «
» Ja, mein Vater hat mir davon erzählt. Ich weiß nicht, warum sie die Tabletten bei sich gehabt hat « , erwiderte Maggie und wählte ihre Worte mit Bedacht. » Aber ich bin mir sicher, dass Emily nicht mit Oxycontin dealt. Genauso wenig, wie sie etwas mit der Ermordung dieser jungen Frau zu tun hat. «
» Eine Frage « , meinte Carroll. » Gesetzt den Fall, ich bedanke mich höflich für Ihr großzügiges Angebot, lehne aber ab, weil ich ausreichend gute Mitarbeiter an Bord habe. Was würden Sie tun? Still und leise wieder nach Hause fahren? Oder auf eigene Faust überall herumschnüffeln? «
» Darüber müsste ich erst einmal nachdenken. «
» Aber es wäre nicht ausgeschlossen, dass Sie anfangen würden, Privatdetektiv zu
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