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Todesnähe

Todesnähe

Titel: Todesnähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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sein, aber keiner von ihnen geht ans Telefon. Du musst ein paar Leute hinschicken, die nachsehen. Sie brauchen Leitern, Taschenlampen und kugelsichere Westen – ich will, dass jede einzelne Etage erst von außen überprüft wird, und falls es irgendwelche Anzeichen für ein Verbrechen gibt, sollen sie ein Fenster einschlagen oder von mir aus auch die Tür eintreten. Was immer ihnen nötig erscheint.» Die Worte purzelten in einem einzigen, panikerfüllten Atemzug aus ihm heraus, und er konnte nur hoffen, dass sie Sinn ergaben. Für große Erklärungen blieb keine Zeit.
    «Ach du großer Gott! Soll ich eine Spezialeinheit schicken?»
    «Je nachdem, wen sie in St. Paul entbehren können. Sie sollen auch Grace’ Haus überprüfen. Und Minneapolis soll die Häuser von Annie und Roadrunner übernehmen. Die Adressen sind alle in unserer Datenbank.»
    «Alles klar. Ich mache alle nötigen Anrufe und bringe die Sache so schnell wie möglich ins Rollen, dann fahre ich selbst zu Harley. Soll ich dich auf dem Handy zurückrufen?»
    Obwohl McLaren es in seiner Freizeit gar nicht mochte, wenn man ihn zu ernst nahm, war er doch, wenn es hart auf hart kam, der beste Mann für alle anfallenden Aufgaben, weil er alles immer zuverlässig erledigte. Das verschaffte Magozzi zumindest einen kleinen, beruhigenden Fels in der aktuellen Brandung, an dem er sich festhalten konnte. «Ja. Danke, Johnny.» Er beendete das Gespräch und vergrub den Kopf in den Händen.
    «Und?», fragte Gino.
    «Johnny kümmert sich um alles.» Magozzi hob den Kopf wieder. «Sie sind weg, Gino. Oder tot. So wie Kardon.»
    Gino schüttelte den Kopf. «Hör auf damit, Leo. Unsere Monkeewrencher wissen doch, wie sie sich schützen müssen. Gut möglich, dass Harleys Haus voller Leichen liegt, aber ich garantiere dir, ihre sind nicht dabei. Komm schon. Du kennst doch Grace. Du kennst die anderen drei. Die überrumpelt keiner so leicht.»
    «Ja, wahrscheinlich hast du recht.» Magozzi wollte verzweifelt daran glauben. Er musste daran glauben.
    «Du darfst jetzt nicht an das Schlimmste denken, Leo.» Gino klang energisch, weil er die Miene seines Partners nur zu gut deuten konnte. «Überleg dir lieber, wie du am besten durchhältst, bis McLaren anruft und Entwarnung gibt. Das wird sicher nicht lange dauern – Johnny weiß schließlich, was das für dich bedeutet. Er lässt dich bestimmt nicht hängen.»
    Magozzi überstand die Wartezeit, indem er seinen Whiskey austrank, im Kamin ein neues Feuer aufschichtete und es mit Hilfe der verbliebenen Glut in Gang brachte. Und Johnny ließ ihn tatsächlich nicht hängen. Zuverlässig wie immer, rief er kaum eine Stunde später zurück.
    Magozzi schaltete das Gespräch auf Raumton, damit Gino mithören und gegebenenfalls übernehmen konnte, falls es schlechte Neuigkeiten gab. Im Hintergrund war viel Lärm zu hören – Stimmen, das Krächzen von Funkgeräten, Martinshörner –, und Johnny musste brüllen, damit sie ihn verstehen konnten.
    «Ich bin hier mit den Einsatzkräften bei Harley, Leute von der Spezialeinheit, die gerade keinen Dienst hatten, und ein paar Feuerwehrmänner. Die Behörden sind alle ganz verknallt in Monkeewrench; jeder, der nichts zu tun hatte, hat sich auf meinen Notruf freiwillig gemeldet. Aber hier ist nichts.»
    Magozzi schluckte den Kloß in seiner Kehle; es fühlte sich an wie ein Stoß Wattebällchen. «Was heißt nichts?»
    «Das Haus ist leer, kein Hinweis auf ein Verbrechen, alle Türen abgeschlossen. Die Alarmanlage ist eingeschaltet und intakt.»
    Magozzi und Gino stießen einen synchronen Seufzer vorsichtiger Erleichterung aus.
    «Was ist mit den anderen Häusern?», fragte Gino.
    «Genau dasselbe», antwortete McLaren. «Hier ist definitiv nichts passiert, aber sowohl Minneapolis als auch St. Paul haben die Streifendichte heute Nacht erhöht, für alle Fälle. Im Augenblick liegt kein Verdacht vor, aber wir sind für alles gerüstet. Ich werde mich persönlich vor Harleys Tür postieren, bis ich wieder was von dir höre oder das Morddezernat einen Notruf kriegt und ich weg muss.»
    Magozzi beugte sich vor und holte tief und zittrig Luft. «Danke, Johnny. Du bist der Beste.»
    «Weiß ich doch. Aber wenn ihr wieder hier seid, erwarte ich gefälligst einen ausführlichen Bericht, was eigentlich los ist.» Er schwieg kurz, dann seufzte auch er beklommen. «Ihr meldet euch doch, wenn ihr was von ihnen hört, ja?»
    «Du bist der Erste, den wir anrufen.»

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