Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesnähe

Todesnähe

Titel: Todesnähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
Vom Netzwerk:
eine hat …» Doch als er die Miene seines Partners sah, erstickte das jeden weiteren Austausch über Eulen im Keim. «Was ist los, Leo?»
    Magozzi spürte, wie die Hand, mit der er immer noch das Handy hielt, heiß und klebrig wurde. «Ich erreiche sie nicht. Keinen. Alle Handys schalten sofort auf Mailbox.»
    Er sah zu, wie Gino ganz gelassen die Taschen abstellte und sich wieder in seinen Sessel setzte. Das war absolut typisch: Die meiste Zeit war Gino so launisch und empfindlich wie eine Rassekatze, aber sobald es in irgendeinem Lebensbereich zu einer richtigen Krise kam, verwandelte er sich in den Dalai Lama. «Hast du es auch bei ihnen zu Hause versucht?»
    «Ja. Ich versuch’s noch mal.»
    Gino ließ ihn nicht aus den Augen, während Magozzi noch einmal alle Nummern wählte und dann verzweifelt aufblickte.
    «Nichts. Da stimmt was nicht. Grace hat mir versprochen, dass immer irgendwer an das Karten-Handy geht.» Er schwieg kurz, dann sah er Gino direkt an. «Mein Gott, die haben doch auch Kardon auf der Suche nach Smith umgebracht. Vielleicht spannen sie das Netz ja jetzt weiter.»
    Gino blies die Wangen auf, dann griff er in die Tasche und zog die Großpackung der Magentabletten hervor, die er schon während des Flugs im Minutentakt eingeworfen hatte. Er nahm selber zwei – es war keine gute Idee gewesen, so viel von dem Chili zu essen – und gab die Packung dann an Magozzi weiter. «Gut», sagte er sanft. «Ich weiß, was du jetzt denkst, und ich verstehe auch, warum du das denkst. Aber du darfst nicht vergessen, dass der Hafen der naheliegendste Ort war, um nach John zu suchen. Von den anderen naheliegenden Punkten, die man auch noch aufsuchen könnte – dem FBI -Büro in Washington oder dem Hausmeister seiner Wohnung –, haben wir bisher nicht einen Pieps gehört. Wenn sie das Netz weiter spannen wollen, müssten sie erst noch ein paar andere Stellen abklappern, bevor sie in Minneapolis und bei Monkeewrench sind …»
    Magozzis Atem ging viel zu schnell. «Verdammt, Gino. Gegen John Smith wurde eine Fatwa verhängt, und wir haben einen landesweiten Anschlagsplan und jede Menge Terroraktivität in Minneapolis aufgedeckt. Du hast selbst gesagt, wir sind da in was reingeraten. Was ist, wenn das stimmt? Und John Smith der Katalysator ist?»
    Gino betrachtete seine Hände und versuchte, seine wirren Gedanken zu ordnen. Sie hatten sich so sehr auf Joe Hardy und die Morde in Little Mogadishu konzentriert und dann auf die vertrackte neue Erkenntnis, dass da ein paar Mistkäfer versuchten, das ganze Land in die Luft zu jagen, dass er nie auf die Idee gekommen war, eine Verbindung herzustellen. Die Leute, die John Smith umbringen wollten, hatte er für eine Randerscheinung gehalten, eine ganz andere Sorte von Ungeziefer. Sie selbst hatten sich nur damit befasst, weil Grace etwas mit John hatte und Magozzi davon betroffen war – aber verdammt, die Typen, die versucht hatten, John auf seinem Boot die Kehle durchzuschneiden, waren doch auch aus dem Nahen Osten. Vermutlich hatten sie die Fatwa umsetzen wollen. Sie waren Terroristen. Guten Morgen! «Ja, Kumpel. Ich weiß, was du meinst. Jetzt atme mal tief durch und dann tu, was nötig ist.»
    Magozzi starrte angestrengt in sein Glas. Er registrierte den torfigen Duft, der ihm in die Nase stieg und ihn aufforderte, auszutrinken und ein richtiger Mann zu sein. Die Vorstellung, mit ruhiger Hand seinen Drink zu kippen und sich dann der wichtigen, womöglich lebensverändernden Aufgabe zu widmen, die vor ihm lag, gefiel ihm. Wie im Film. Das Dumme daran war nur, dass ihm das Adrenalin wie Lava durch die Blutbahn strömte und seine Hände zitterten wie ein Chihuahua im Schneetreiben. Nicht ganz der Stoff, aus dem Kinohelden waren.
    Seine Lähmung entging auch Gino nicht. Schließlich sagte er: «Ruf McLaren an. Er ist im Büro, er hat heute Nachtschicht. Er wird sich um alles kümmern.»
    Magozzi kam wieder in Bewegung, trank ein paar Schlucke Whiskey, weil John Wayne das auch gemacht hätte, und wählte die Büronummer. Schon nach dem zweiten Klingeln nahm McLaren ab. «Johnny, hier ist Leo …»
    «Hey, Magozzi! Ich höre, du bist mit Gino auf Sibirienreise …»
    «Johnny, du musst mir einen Gefallen tun, und zwar schnell.»
    «Klar, natürlich. Klingt, als wär’s was Ernstes.»
    «Allerdings. Wir glauben, dass jemand hinter dem Monkeewrench-Team her ist – vermutlich jemand, der bewaffnet und hochgefährlich ist. Eigentlich müssten sie alle bei Harley

Weitere Kostenlose Bücher