Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)
Mutter.
»Danke«,
kam es postwendend zurück.
Lächelnd
verfolgte Marieke ihre Tochter, wie sie zurück in den Hundekorb kletterte. Doch
urplötzlich zeigten sich Sorgenfalten auf ihrer Stirn. »Es trifft sich gut, dass
du hier bist, Wolf. Ich wollte dich nämlich gerade anrufen.«
»Hat der
Einbrecher noch etwas anderes mitgehen lassen?«, formte Tannenbergs seinen ersten
Gedanken in Worte.
»Nein, nein«,
erwiderte Marieke. »Ich hab nur vorhin eine ziemlich merkwürdige E-Mail erhalten.«
Sie stellte einen Laptop auf den Küchentisch, klappte ihn auf und schaltete ihn
ein.
»Ich dachte,
dein Laptop wurde gestohlen«, stieß Dr. Schönthaler verdutzt aus.
»Das stimmt
ja auch, Rainer. Das hier ist Papas alter Kasten. Er hat ihn ausgemustert, als er
sich seinen neuen Apple gekauft hat.« Die Hochschwangere ließ sich auf einen Stuhl
gleiten und legte die linke Hand auf ihrem kugelrunden Bauch ab.
Ihre Großmutter
schwelgte in Erinnerungen und seufzte ergriffen: »Ach Gott, mein Kind, ich weiß
noch sehr gut, wie ich mit Heiner und Wolfi in anderen Umständen war.« Margot winkte
ab und schob in verschwörerischem Ton nach: »Die Männer waren früher bei der Geburt
ja nicht dabei.«
Jacob schaute
kurz von seiner Zeitung auf. »Gott sei Dank ist dieser blutige Kelch an mir vorübergegangen«,
grummelte er. Dann strich er sich mit dem Finger über den Nasenrücken und wandte
sich wieder dem Lokalteil zu.
»Als Wolfi
auf die Welt kam, war sein Vater auf dem Fußballplatz«, sagte die alte Dame mit
vorwurfsvollem Unterton.
»Zum Glück,
sonst hätte ich nämlich den grandiosen 4:1 Heimsieg gegen Preußen Münster verpasst«,
warf ihr Ehemann ein. »Der Stadionsprecher hat damals in der Halbzeit bekanntgegeben,
dass ich Vater geworden bin. Und dann musste ich diesen Freibiergesichtern um mich
herum auch noch ein paar Runden BBK-Export spendieren.«
Margot überging
die Bemerkungen ihres Ehemanns. »Schläft Emmas Brüderlein?«, fragte sie mit verzücktem
Blick auf Mariekes riesige Kugel.
»Nein, nein,
der spielt anscheinend auch gerade Fußball«, gab Marieke lächelnd zurück, ohne ihren
Blick vom Bildschirm zu wenden.
Wolfram
Tannenberg stellte sich hinter seine Nichte und schaute ihr über die Schulter. »Zeig
mir bitte doch bitte mal, was über dich im Internet zu finden ist.«
»Das haben
wir gleich, Wolf. Ich bin Mitglied in mehreren Communitys, aber hauptsächlich laufen
meine Kontakte über dieses Netzwerk hier«, sagte Marieke, wobei sie mit dem Finger
auf das Display des Laptops wies. Mit flinken Fingern hämmerte sie ihr Kennwort
in die Tastatur. »Normalerweise muss ich diese Daten nicht eingeben, denn die Passwörter
sind auf meinem Laptop gespeichert. Dadurch habe ich direkten Zugriff auf meine
Communitys.«
»Hm«, machte
Tannenberg.
Die Startseite
des sozialen Netzwerkes empfing die Benutzerin mit Einladungen zu diversen Events,
einer Auflistung aller möglichen Gruppen und der Mitteilung, dass mehrere E-Mails
für sie eingetroffen seien. Zudem blinkte der Namen einer Userin, die anfragte,
ob Marieke ihre Freundin sein möchte.
Tannenberg
grunzte und hob spöttisch die Augenbrauen. »Kennst du überhaupt eine Frau mit diesem
Namen?«, fragte er.
»Dazu müsste
ich erst auf ihre Seiten und mich über sie informieren. Erst dann entscheide ich
für gewöhnlich, ob ich diesen Kontaktwunsch zulasse.« Marieke Tannenberg scrollte
nach unten.
»Was sind
denn das für Fotos?«, stieß der Kriminalbeamte erstaunt aus.
»Ach, das
sind Familienfotos, Klassenfotos, Urlaubsfotos und so weiter.«
»Hast du
denn keine Angst, dass die irgendein perverser Spanner oder Stalker in die Finger
bekommt?«
Marieke
schüttelte energisch den Kopf. »Quatsch, Wolf, das machen doch heutzutage alle Leute
so.«
»Da ist
ja auch ein Foto, auf dem dein dicker Bauch zu sehen ist. Somit weiß doch jeder,
dass du schwanger bist.«
»Ja und?
Das können ruhig alle wissen«, entgegnete Marieke trotzig. »Schließlich ist eine
Schwangerschaft der schönste Zustand, den es gibt.«
Der Kriminalbeamte
brummte. »Zeigst du mir jetzt bitte diese E-Mail, von der du vorhin gesprochen hast?«
Marieke
rief ihre AOL-Mailbox auf. »Hier ist sie schon, Wolf.«
»Wann hast
du die erhalten?«
»Vor einer
guten halben Stunde.«
Tannenberg
lehnte sich noch weiter über die Schulter seiner Nichte und las die E-Mail murmelnd
vor: »›Frag mal deinen Onkel, ob er heute schon eine Vermisstenmeldung erhalten
hat.‹« Er zog die
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