Stirn in Falten. »Eine Vermisstenmeldung? Woher weiß denn dieser
[email protected], dass ich dein Onkel bin?«
»Vielleicht,
weil er aus dem Umfeld deiner Familie stammt?«, gab der Rechtsmediziner zu bedenken.
»Jetzt mal
nicht gleich den Teufel an die Wand«, schimpfte Tannenberg. »Wer ist das denn überhaupt,
dieser Matann?«
»Das bin
ich«, behauptete Marieke und erzeugte damit grenzenloses Erstaunen bei den Anwesenden.
»Ich bin der Absender dieser E-Mail. Matann ist die Kurzfassung meines Namens.«
Dr. Schönthaler
knetete nachdenklich sein Kinn. »Das bedeutet ja, dass irgendjemand diese Mail von
deiner einen Adresse an deine andere geschickt hat«, schlussfolgerte er messerscharf.
»Folglich
muss dieser unbekannte Mailschreiber deine beiden E-Mail-Adressen kennen und …«
»Und von
deinem T-Online-Zugang sogar das Passwort wissen«, vollendete der Rechtsmediziner,
der sich inzwischen zu seinem Freund gesellt hatte.
»Komische
Sache«, meinte der Leiter des K 1.
»Was soll
denn dieser Hinweis auf eine Vermisstenmeldung?«, fragte Dr. Schönthaler. »Habt
ihr heute überhaupt eine reingekriegt?«
Tannenberg
zuckte mit den Schultern. »Mir ist jedenfalls keine bekannt«, entgegnete er. Anschließend
zückte er sein Handy und tippte die Nummer der Zentrale der Polizeidirektion Westpfalz
ein. Während er den Worten seines Kollegen lauschte, lief er unruhig in der Küche
umher.
»Und wieso
weiß ich nichts davon, ihr Schnarcher?«, blökte er ungehalten in das kleine Mikrofon.
»Natürlich ist mir bekannt, dass ihr immer erst 24 Stunden wartet, bis ihr in einer
Vermisstensache etwas unternehmt. Trotzdem hättet ihr mich über diese Vermisstenanzeige
informieren müssen. Die ist doch hochbrisant für unsere Ermittlungen.« Wutschnaubend
legte er auf.
»Was ist
denn los, Wolf?«, fragte Dr. Schönthaler.
Wie Rumpelstilzchen
stapfte Tannenberg im Kreis herum. »Heute Morgen wurde eine Studentin von ihrem
Freund als vermisst gemeldet«, stieß er erregt aus. »Und was glaubst du wohl, was
diese Studentin gestern Abend vorhatte?« Er wartete eine mögliche Antwort nicht
ab, sondern schob geschwind nach: »Du wirst es nicht glauben, Rainer: Die gute Frau
wollte mit einer Freundin Joggen gehen. Und dreimal darfst du raten, wo.«
»Im Wald
zwischen dem Gelterswoog und Queidersbach?«, spekulierte Dr. Schönthaler.
»Volltreffer.«
Der Rechtsmediziner
hob vielsagend die Augenbrauen. »Also genau in der Gegend, wo der Jogger ermordet
wurde.«
»Verfluchte
Hacke!«, polterte der Kriminalbeamte weiter. »Komm, Rainer, wir fahren zur Wohnung
des Studenten.«
»Okay«,
erwiderte sein Freund und zog sein Sakko von der Stuhllehne.
»Wir müssen
allerdings mit deiner Ente fahren, mein Auto ist gerade in der Werkstatt.«
»Wundert
mich nicht.«
Tannenberg
war mit den Gedanken völlig woanders. »Was?«, fragte er reflexartig.
»Weißt du,
wofür BMW die Abkürzung ist?«
Der Kriminalbeamte
raunzte irgendetwas Unverständliches.
»Besucht
Meistens Werkstatt«, legte der Gerichtsmediziner nach.
Wolfram
Tannenberg reagierte nicht auf diesen Klamauk. Er trat zu seiner Nichte, klappte
ihren Laptop zu und klemmte ihn unter den Arm. »Heiners alten Laptop nehme ich mit
und lasse ihn kriminaltechnisch untersuchen«, entschied er. »Spätestens Morgen hast
du ihn zurück. Vielleicht kann Mertel die Mail zum Absender zurückverfolgen.«
Marieke
schaute ihren Onkel erstaunt an. »Wohin denn zurückverfolgen?«, fragte sie irritiert.
»Den Absender der E-Mail habt ihr doch bereits:
[email protected].«
»Stimmt«,
musste Tannenberg eingestehen. »Trotzdem soll ihn sich Mertel mal genau anschauen.
Vielleicht hat der Absender dir einen Virus untergejubelt.«
In dem älteren Mehrfamilienhaus
in der Pariser Straße wohnte gut ein Dutzend Studenten in mehreren WGs. An jedem
der Klingelschilder fanden sich mindestens zwei Familiennamen. Lukas Schnellinger
hatte gemeinsam mit seiner Freundin Jessica Hellmann, die an der Kaiserslauterer
Universität Biologie und Informatik studierte, die Erdgeschosswohnung angemietet.
Dem gut
ein Meter 90 großen Mann stand die Sorge um Jessica deutlich ins Gesicht geschrieben.
»Haben Sie Jessica gefunden?«, keuchte er, nach kurzem Blick auf Tannenbergs Dienstausweis.
»Nein, Herr
Schnellinger«, erwiderte der Kriminalbeamte. »Könnten wir uns bitte drinnen weiter
unterhalten?«
Wortlos
führte Lukas sie in eine geräumige Wohnküche, in der es viel sauberer und