Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)
Schritt auf seine Seilkonstruktion zu und nagelte Natalie mit Blicken
förmlich an die Wand. »Hast du dumme Pute keine Zeitung gelesen oder Radio gehört,
he? Hast du nicht kapiert, dass man als Frau zurzeit nicht alleine im Wald herumjoggen
soll?«
Er kicherte
und rieb sich schadenfroh die Hände. »Obwohl, es hätte euch auch nichts genutzt,
wenn ihr jemanden dabei gehabt hättet.«
Sein Blick
hüpfte zu Jessica Hellmann, die gerade die Augen aufschlug und ihren Körper nach
vorn durchbog. »So wie bei dir, wo plötzlich aus dem Nichts dieser joggende Samariter
aufgetaucht ist und verhindern wollte, dass der Spider sich sein Opfer schnappt.
Aber diesen Todesmutigen habe ich ja ruck, zuck mit ein paar Messerstichen außer
Gefecht gesetzt. Das war dann ja so etwas wie ein Kollateralschaden.« Seine Worte
gingen in ein hysterisches Kichern über.
Der Mann
schüttelte den Kopf und wandte sich erneut Natalie zu. »Ich kapier’s einfach nicht.
Warum hast du keine Zeitung gelesen? Darin wurde doch eindringlich gewarnt. Warum
nur?«
»Ich hatte
andere Sorgen«, schniefte Natalie.
»Ach? Andere
Sorgen?«, spottete ihr Entführer. »Etwa, weil dich dein Lover hat sitzenlassen?«
Wie glühende
Lava krochen die Erinnerungen in Natalie hoch und schnürten ihre Kehle zu. Ihre
Verzweiflung steigerte sich ins Unermessliche. Ein heftiger Weinkrampf schüttelte
sie durch.
Doch der
Spider zeigte nicht das geringste Erbarmen: »Dein Ex-Lover wird genau wissen, warum
er die Schnauze von dir gestrichen voll hatte. Und nun trauerst du ihm nach.«
Seine Stimme
wurde noch höhnischer. »Hättest eben vorher netter zu ihm sein sollen, du blöde
Pute«, goss er weiter Säure in die offene Wunde.
»War dir
die Trauer um deinen Lover wichtiger als der Schutz deines eigenen Lebens, he?«,
legte er nach kurzer Pause nach. »Wegen deines lächerlichen Liebeskummers hast du
im Internet vor wildfremden Leuten dein Innerstes nach außen gekehrt, vor sabbernden
alten Gaffern deine intimsten Gefühle ausgebreitet. Seelenstriptease hast du gemacht.
Wie ein Peepshow-Girl hast du dich nackt in ihren geilen Blicken herumgewälzt.«
Er klatschte
sich an die Stirn. »Wie kann man nur so bescheuert sein? Euch saublöde, naive Weiber
kann man einfach nicht verstehen. Ich hab’s jedenfalls schon lange aufgegeben. Soll
euch doch alle der Teufel holen!«
»Hast du
eigentlich keine Frau?«, fragte Jessica, der das verabreichte Schmerzmittel einen
regelrechten Euphorieschub verpasst hatte.
Ihr Entführer
schien die Frage nicht verstanden zu haben, denn er reagierte zunächst nicht darauf.
»Wollt ihr
eigentlich gar nicht wissen, was ich euch wieder Schönes mitgebracht habe?«, fragte
er, während er vor seinem Rucksack niederkniete und den Knoten der Verschlusskordel
löste. Doch urplötzlich schnellte er wie von einem Katapult geschossen in die Höhe.
»Meinst
du Schlampe denn wirklich, du hast ein Recht, mir solch eine sehr, sehr persönliche
Frage zu stellen?«, brüllte er wie von Sinnen.
Sein Gesicht
lief rot an und seine Halsschlagadern quollen wie dicke Regenwürmer unter dem Hemdkragen
hervor. Wie ein Dirigent mit seinem Taktstock stach er nacheinander mit dem Finger
auf die völlig paralysierten Frauen ein.
»Im Gegensatz
zu euch nymphomanischen Schlampen«, er ballte die Faust und klopfte sich so fest
auf die Brust, dass die erzeugten Geräusche wie dumpfe Trommelschläge klangen, »lege ich großen Wert auf den Schutz meiner Privatsphäre. Ich würde niemals meine
persönlichen Probleme in diesen Scheißcommunitys ausbreiten.«
Er fletschte
die Zähne und tippte sich mit dem Finger auf die Herzgegend. »Wie’s hier drinnen
aussieht, geht nämlich niemanden etwas an, und euch schon gar nicht.«
»Entschuldigung,
ich wollte dich nicht provozieren«, erklärte Jessica.
»Hast du
aber.«
Jessica
Hellmann ließ sich nicht von ihrer Strategie abbringen. »Tut mir leid, aber mich
würde brennend interessieren, warum du uns Frauen so sehr hasst«, fragte sie weiter.
»Das würde
mich auch brennend interessieren«, stand Conny ihrer Leidensgenossin zur Seite.
»Mich natürlich
auch«, beteiligte sich nun auch Natalie.
»Ach, das
würde euch also brennend interessieren?«, höhnte der Spider.
Allmählich
gewann er wieder einigermaßen die Kontrolle über seine aufgeschäumten Emotionen.
Er stemmte die Hände in die Hüften und grinste die Frauen herausfordernd an.
»Ihr meinst
wohl, ihr seid besonders schlau, he?«, tönte er mit
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