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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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etwas herauszufinden. Ich übrigens auch. Ich glaube, jemand hat vor ein paar Tagen versucht, auch mich umzubringen.«
    Ich erzählte ihr von dem Segelunfall, davon, wie ich den angesägten Mast entdeckt hatte. Als ich fertig war, schwieg sie. Dann stand sie auf und ging durchs Zimmer. Vor einem Bild, das ich noch gar nicht bemerkt hatte, blieb sie stehen: eine kleine Bleistiftzeichnung von einem Terrier, umgeben von Frauenbeinen in hochhackigen Schuhen. Ich hatte keine Ahnung, ob sie mir glaubte oder mich für völlig verrückt hielt.
    Â»Ich wollte mich morgen früh mit Ihnen in Verbindung setzen und Sie bitten, mir zu helfen«, sagte ich.
    Sie drehte sich wieder um, und ihr Gesicht hatte sich ein ganz klein wenig verhärtet.
    Â»Wobei?«
    Â»Na ja, zum einen, dass mir nichts passiert. Aber auch dabei rauszufinden, was hier eigentlich vorgeht und wer Dana umgebracht hat.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das müssen Sie der Polizei überlassen.«
    Ich sprang auf. »Nein! Das ist es ja gerade! Die Polizei wird der Sache nicht auf den Grund gehen. Dana wusste das. Deswegen hat sie ihren Kollegen ja nicht getraut, fand es so schwer, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Hier stinkt etwas gewaltig zum Himmel, und irgendwie steckt die Polizei mit drin.«
    Sie ließ sich wieder auf dem Sofa nieder. »Ich höre.«

    Ich setzte mich ebenfalls. »Das hört sich jetzt bestimmt ein bisschen schräg an«, begann ich.
    Â 
    Zwanzig Minuten später war ich fertig. Ein rascher Blick zur Uhr verriet mir, dass Mitternacht vorbei war, Viertel nach zwölf. Helen stand auf und verließ das Zimmer. Ich hörte, wie sie in der Küche herumhantierte. Kurz darauf kam sie mit zwei Gläsern Weißwein zurück.
    Â»Sie hatten recht«, bemerkte sie. »Das hat sich wirklich abgedreht angehört.«
    Ich bedachte sie mit einem Achselzucken und einem idiotischen kleinen Lächeln. Nun ja, ich hatte sie gewarnt.
    Â»Trolle?«, fragte sie und musterte mich skeptisch.
    Ich nippte an meinem Wein. Er war gut, trocken und sehr kalt. »Na ja, nein. Keine echten Trolle. Natürlich keine echten Trolle. Aber irgendein Kult, der auf einer alten Insellegende basiert.«
    Â»Menschen, die sich für Trolle halten?«
    Sie verschwendete meine Zeit. Ich stand auf.
    Â»Hinsetzen«, herrschte sie mich an. »Dana hat Sie nicht für eine Idiotin gehalten, und ich werd’s im Zweifelsfall darauf ankommen lassen.« Sie blickte zu der Kommode hinauf. »Trotz einiger gegenteiliger Beweise!«
    Ich zog ein finsteres Gesicht, wie ein Teenager, der gerade zusammengestaucht worden ist. Helen ging die Notizen durch, die sie sich während meiner Schilderung gemacht hatte, und bemerkte es nicht. Ich nahm wieder Platz.
    Â»Okay, ich muss die Shetlandfolklore mal einen Augenblick lang beiseite lassen und mich auf das konzentrieren, was wir wissen«, verkündete sie. »Sie haben in Ihrer Wiese eine Leiche ausgegraben, die inzwischen als Melissa Gair identifiziert worden ist. Sie war seit ungefähr zwei Jahren tot, und kurz vor ihrem Tod hatte sie ein Kind bekommen.«
    Ich nickte.
    Â»Einigermaßen unkompliziert, wenn auch ein bisschen grausig. Die Komplikationen rühren daher, dass Melissa Gair fast ein
ganzes Jahr früher gestorben sein soll. Wir haben eine Frau, die zweimal gestorben ist. Der frühere Tod ist gut dokumentiert worden, außerdem gab es Zeugen, und zumindest auf dem Papier ist er schwer zu widerlegen. Der zweite Tod hat natürlich den Vorteil, mit einer Leiche aufwarten zu können, die ihn untermauert.« Sie hielt inne, um einen kleinen Schluck von ihrem Wein zu nehmen.
    Â»Nicht so ganz einfach«, gab ich zu.
    Â»Was Sie nicht sagen. Also, aufgrund bestimmter Zeichen auf der Leiche und aufgrund eines Ringes, der auf Ihrem Grundstück gefunden wurde, haben Sie angefangen zu glauben, dass vielleicht mehr Frauen ermordet worden sind als nur diese eine.«
    Wieder nickte ich.
    Â»Ergo haben Sie sich die Sterbestatistik der Inseln angeschaut.« Sie bückte sich und hob die Notizen auf, die ich mir in der Klinik gemacht hatte. »Wenn Ihre Zahlen stimmen …«
    Â»Sie stimmen«, unterbrach ich sie. Sie bedachte mich mit einem Stirnrunzeln.
    Â»Wenn sie stimmen, dann weisen sie zugegebenermaßen auf ein deutliches Muster hin. Alle drei Jahre scheint die Todesrate junger Frauen anzusteigen. Okay, jetzt gehen wir von den

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