Todesopfer
hat ihren Fällen immer andere Nummern gegeben als die offiziellen«, erklärte Helen. Sie klickte ganz unten in der Aufstellung herum, wo wahrscheinlich die jüngeren Fälle zu finden waren.
»Sie hat sehr groÃen Wert auf Sicherheit gelegt«, meinte ich und dachte an Kenn Giffords Bemerkungen über Danas Paranoia.
»Damit hatte sie auch recht«, fauchte Helen. »Gegen ein normales Polizeirevier sieht ein Sieb wasserdicht aus. Hier.«
Fall Xcr56381 öffnete sich. Es war ein Ordner, der verschiedene Dateien enthielt. Als ich den Blick die Liste entlangwandern lieÃ, begann sich etwas Schweres, Kaltes in meiner Brust auszubreiten.
Die erste Datei trug den Titel Vermisste Personen. Die Ordner darin deckten Shetland, Orkney, Schottland und GroÃbritannien ab. Die zweite Datei hieà Babys. Sie umfasste Franklin-Stone-Geburten und Tronal-Geburten. Dann kam Finanzen . Darin befand sich eine Aufstellung von Namen: Manche kannte ich nicht, andere waren mir vertraut. Andrew Dunn, Kenn Gifford, Richard Guthrie, Duncan Guthrie, Tora Hamilton. Nicht jedoch Stephen Gair: Der hatte einen Ordner ganz für sich allein, mit einer untergeordneten Datei für seine Kanzlei Gair, Carter, Gow.
»Der Ehemann ist immer der Verdächtige Nummer eins«, meinte Helen und öffnete die Dateien mit Informationen über Gair. »Dana hätte Grundsätzliches nicht auÃer Acht gelassen.«
Ein paar persönliche Einzelheiten waren aufgeführt; seine Schullaufbahn, die frühen Berufsjahre, das jeweilige Datum seiner beiden Hochzeiten, 1999 mit Melissa und dann, 2005, mit einer Alison Jenner. Das meiste hatte allerdings mit seiner Arbeit zu tun.
Zuerst schauten wir uns eine Zusammenfassung der Informationen über Gairs Kanzlei an: Gair, Carter, Gow, mit Hauptsitz in Lerwick, aber mit Filialen in Oban und Stirling. Hauptsächlich
schienen sie sich damit zu befassen, Verträge für die gröÃeren Schifffahrts- und Ãlunternehmen auszuhandeln. Entsetzt sah ich, dass Gair Duncans Firma vertrat, und ohne echte Ãberraschung nahm ich zur Kenntnis, dass sie als juristische Berater für die Klinik fungierten. AuÃerdem hatten sie Abteilungen für Familienrecht, Eigentumsübertragungen, Treuhandverwaltung und Testamentseröffnungen.
Ein Pulsieren an meiner linken Schläfe drohte schmerzhaft zu werden, als wir uns langsam Seite um Seite durch Bankauszüge der First National Bank of Scotland wühlten. Gair, Carter, Gow verfügten über zahlreiche Konten. Jeder der drei Filialen hatte sowohl ein Geschäfts- als auch ein Termineinlagekonto; nach ein paar Minuten war klar, dass die Kanzlei über substanzielle Rücklagen verfügte. AuÃerdem gab es sechs Klientenkonten, nach Kliententypus geordnet.
»Wie zum Teufel ist Dana an all das rangekommen?«, fragte ich. »Ich kann nicht glauben, dass Stephen Gair das so einfach rausgerückt hat. Hätte sie so schnell eine gerichtliche Verfügung erwirken können?«
»Unwahrscheinlich«, antwortete Helen, ohne aufzublicken.
»Also ⦠wie dann?«
»Da fragt man wohl am besten nicht nach«, meinte Helen. Sie schloss das eine Klientenkonto und öffnete ein anderes. Dann hielt sie inne und sah mich an. »Sagen wir einfach, Dana hat es mit den Vorschriften nicht so genau genommen wie mit dem Thema Sicherheit. Ehrlich gesagt war ihre unorthodoxe Vorgehensweise der Grund, weswegen sie vor ein paar Jahren von Manchester nach Dundee versetzt worden ist. Mir hat man gesagt, ich solle ein Auge auf sie haben, sie dazu bringen, ihre Fehler einzusehen. Unnötig zu erwähnen, dass mir das nicht gelungen ist.«
»Sie hat sich all das hier auf illegale Weise beschafft?«
»Mit ziemlicher Sicherheit. Es gibt nur sehr wenig, was Dana über Computer nicht gewusst hat. Sie hat in Informatik promoviert. Besonders gut war sie darin, sich in Finanzinstitutionen einzuhacken.«
»Wie? Wie hat sie das gemacht?«
Helen seufzte. »Tora, ich weià es nicht. Ich wollte wirklich nicht zu viele Fragen stellen. Aber ich würde darauf wetten, dass sie, als sie hierhergezogen ist, bei jeder Bank und bei jedem Geldinstitut Konten für sich eröffnet hat. Wahrscheinlich hat sie sie häufig aufgesucht, sich mit den Angestellten dort bekannt gemacht, sich Kontonummern und Bankleitzahlen aufgeschrieben. Sie könnte versucht haben, Passwörter auszuknobeln, indem sie den
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