Todesopfer
Helen den Rücken. Die Zeit für Empathie unter Frauen war vorbei.
»Wann ist Ihre Schwester krank geworden?«, fragte Helen. Drüben am Fenster hatte Nigel zu schreiben begonnen. Caroline sah ihren Mann an. Der machte ein nachdenkliches Gesicht.
»Vor fünf Jahren wurde ihr ein Tumor aus der Brust entfernt«, sagte er. »So um Weihnachten herum. Jamie war noch ziemlich klein. Dann gingâs ihr eine ganze Weile gut.«
»Aber der Krebs ist wiedergekommen?«
Mark nickte. »Ist das nicht immer so?«
»Wann genau?«
»Anfang 2004«, sagte Caroline. »Cathy war mit Kirsty schwanger, deshalb wollte sie keine Chemotherapie. Als Kirsty geboren war, hatte es sich schon zu weit ausgebreitet.«
»Die Ãrzte konnten den Tumor nicht entfernen?«, fragte ich.
Carolines Augen schimmerten feucht. »Sie haben es versucht«, erwiderte sie. »Sie ist operiert worden, aber es hat nichts gebracht.« Auf- und wieder zugemacht. »Sie hat auch Chemo und Bestrahlungen gekriegt, aber am Schluss dann nur noch Schmerzmittel.«
»Sie hat hier gewohnt, bei Ihnen?«, wollte Helen wissen.
Caroline nickte. »Sie hat sich nicht mehr um die Kinder kümmern können. Sie hat einfach so schlimme Schmerzen gehabt â¦Â«
Caroline fing an zu weinen, und das Baby quäkte protestierend. Mark Salter nutzte die Gelegenheit, um den verärgerten Ehemann zu spielen. »Na super! Das können wir im Augenblick echt nicht brauchen. Sind Sie fertig?« Besonders gut machte er es nicht. Er sah eher ängstlich aus als wütend.
»Noch nicht ganz, Sir«, antwortete Helen, die er ebenfalls nicht überzeugt hatte. »Ich möchte mich nach dem Cathy Morton Trust erkundigen. Ich nehme an, Sie sind beide Treuhänder?«
Mark nickte. »Ja, wir und unsere Anwälte.«
»Und das ist Mr. Gair?«
»Ja, das stimmt. Sollte ich ihn in dieser Angelegenheit konsultieren?«
»Ich bezweifle, dass Sie ihn im Moment zu fassen bekommen würden. Wann hat Cathy Stephen Gair kennengelernt?«
Das Ehepaar wechselte einen Blick.
»Ich will jetzt wissen, um was es hier geht«, sagte er.
»Ich glaube, das wissen Sie, Mr. Salter. Es geht um das Geld, das Ihre Schwägerin von Mr. Gair bekommen hat.«
»Das ist nicht unser Geld«, entgegnete Caroline. »Wir können nichts davon ausgeben. Es ist für die Kinder.«
Mark Salter stand auf, ebenso Nigel.
»Wir haben nichts mehr zu sagen. Ich möchte bitte, dass Sie jetzt gehen.«
Helen erhob sich. In der Annahme, dass wir gehen würden, folgte ich ihrem Beispiel.
»Mr. Salter, zum gegenwärtigen Zeitpunkt habe ich keinen Grund, Sie oder Ihre Frau irgendeines Vergehens zu verdächtigen.
Aber ich kann und werde Sie wegen Behinderung der Justiz festnehmen, wenn Sie nicht bereit sind zu kooperieren.«
Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Dann setzte Helen sich wieder. Ich tat es ihr nach und kam mir ein bisschen dämlich vor. Salter blieb noch einen Moment stehen, dann lieà er sich wieder neben seiner verängstigten Frau nieder. Baby Salter machte jetzt ernsthaft Rabatz. Caroline fummelte unter ihrem Sweatshirt herum und befreite eine pralle Brust. Sie nahm das Baby herunter und stillte den Kleinen.
Salter warf seiner Frau einen finsteren Blick zu. »Erzähl duâs ihnen«, fauchte er. »Du warst doch dabei.«
Caroline blickte auf das Baby hinunter. Ihre Lippen begannen zu zittern.
»Hat Cathy ein Testament gemacht?«, fragte Helen.
Caroline nickte und starrte noch immer auf den gierig trinkenden Säugling. »Im Juni. Da hat sie schon gewusst, dass sie nicht mehr lange leben würde.«
»Und Stephen Gair hat es für sie aufgesetzt?«
»Ja. Sie hat ihn ungefähr ein Jahr davor kennengelernt. Als er ihr Haus verkauft hat. Er war nicht von Oban, aber er hat eingewilligt, sie zu vertreten. Ich glaube, sie hatten sogar mal eine Weile ein bisschen was miteinander. Als es ihr noch gut ging. Sie wissen schon, essen gehen, wenn er in der Stadt war, ein paar gemeinsame Wochenendreisen. Sie hat uns nicht viel darüber erzählt, weil er ⦠na ja â¦Â«
»Weil er verheiratet war«, sagte Helen. Caroline schaute schuldbewusst auf, als wäre sie diejenige, die etwas mit einem verheirateten Mann angefangen hatte. Sie nickte.
»Und was ist dann passiert?«
Wieder lieà sie den Kopf sinken. Das Baby hatte sich
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