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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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ein Witz sein«, wehrte ich ab, obgleich ich mir nicht sicher war. Er sah aus, als wäre es ihm vollkommen ernst.
    Â»Sie haben recht, das soll ein Witz sein. Also dann, Schmerzmittel und eine Tetanusspritze. Und vielleicht Antibiotika.«
    Â»Ich rufe den Tierarzt an«, sagte ich und beobachtete, wie Charles und Henry sich über den Zaun hinweg beschnupperten.

    Â»Ich rede von Ihnen«, sagte Gifford und strich mit der Hand an meinem Arm hinauf in Richtung Schulter. Der Schmerz war ebenso scharf wie überraschend; entweder hatte Charles mich getreten, oder ich war auf einen ziemlich scharfkantigen Stein gefallen. Ich drehte mich zu Gifford um, und – oh, Scheiße! – der Schmerz verschwand hinter einem jähen Aufwallen von Verlangen, so unerwartet, dass ich am liebsten davongerannt wäre und mich versteckt hätte. Ich schwöre es, er war fünf Zentimeter gewachsen, seit ich ihn zum letzten Mal gesehen hatte, und in Jeans und T-Shirt war er definitiv nicht für die Arbeit angezogen. Er glänzte vor Schweiß.
    Â»Gehen wir rein«, meinte er. »Ich schau mal nach, was ich in meiner Tasche habe.«
    Giffords Auto parkte auf unserem Hof, und er holte seine Tasche aus dem Kofferraum, als wir daran vorbeikamen. In der Küche nahm ich meinen Reithelm ab und setzte mich an den Tisch, wobei ich mir der Reste vom Frühstück, meines roten, verschwitzten Gesichts und meiner Haare, die dringend gewaschen werden mussten, nur allzu bewusst war. Wahrscheinlich roch ich auch nicht allzu gut. Gifford drehte den Hahn auf und ließ das Wasser laufen, bis es dampfte.
    Â»Ich kann Sie in die Klinik fahren, wo wir unter Aufsicht sind, oder ich kann Ihnen mein Wort geben, dass ich nicht vorhabe, mich unangemessen zu benehmen.«
    Wahrscheinlich errötete ich, doch mein Gesicht war ohnehin schon so rot, dass es wohl nicht auffiel. Ich knöpfte mein Hemd auf – ein altes von Duncan – und wand mich aus dem Ärmel heraus. Dabei drückte ich den Stoff fest an mich; weniger aus Schamhaftigkeit, wenn ich ehrlich bin, als deshalb, weil mein BH nicht gerade das blütenweiße Spitzendessous war, das ich für diese Gelegenheit aller Voraussicht nach ausgewählt hätte.
    Gifford fing an, meinen Arm zu säubern, und ich drehte den Kopf, um die Verletzung zu begutachten. Der größte Teil meines Oberarms begann bereits blau anzulaufen, und ich erkannte eine hässliche, blutende Schramme, doch ich fand, dass sie nicht allzu
tief aussah. Ich hatte keinerlei Erinnerung daran, wie das passiert war, aber jetzt, da ich nicht länger unter Adrenalin stand, tat es höllisch weh.
    Gifford verband die Wunde und verabreichte mir eine Tetanusspritze. Schließlich bot er mir zwei kleine weiße Tabletten an. Es war ein Schmerzmittel, stärker als das, was man ohne Rezept in der Apotheke bekommt, und ich nahm sie dankbar an.
    Er schaute auf seine Uhr. »In zwanzig Minuten habe ich eine OP.« Damit begann er, seine Sachen zusammenzupacken.
    Â»Was hatten Sie eigentlich hier zu suchen?«
    Er lachte. »Vielen Dank, Mr. Gifford, dass Sie mir das Leben gerettet haben, vom Leben meines Pferdes ganz zu schweigen, und dafür, dass Sie mir sofortige und höchst effiziente Erste Hilfe geleistet haben.« Er machte seine Tasche zu. »Ich wollte ja eigentlich den Tierarzt für Sie anrufen, aber die Mühe werde ich mir jetzt wohl nicht mehr machen.«
    Â»Schreiben Sie mein schlechtes Benehmen dem Schock zu. Warum sind Sie hier?«
    Â»Ich wollte mit Ihnen reden, außerhalb der Klinik.«
    Und wieder trat mein Herzschlag seine eigene Achterbahnfahrt an. Ich wusste, dass mir schlechte Nachrichten bevorstanden.
    Â»Ach?«
    Â»Es hat Beschwerden gegeben.«
    Â»Ãœber mich?«
    Er nickte.
    Â»Von wem?«
    Â»Ist das wichtig?«
    Â»Für mich schon.«
    Â»Ich habe gesagt, ich sei sehr beeindruckt von dem, was ich bis jetzt gesehen habe, dass Sie absolut akzeptable Leistungen bringen und ich auf jeden Fall beabsichtige, Sie als Mitarbeiterin zu behalten. Dass Sie sich aber in einer neuen Umgebung befinden, dass Ihnen einiges eine Zeit lang fremd vorkommen wird und man Ihnen das eine oder andere nachsehen muss.«
    Â»Danke«, sagte ich und fühlte mich kein bisschen besser. Es ist
niemals genug, einen Freund zu haben; nicht, wenn alle anderen einen nicht ausstehen können.
    Â»Keine Ursache.« Er nahm seine

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