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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Hintertür war offen, und die kalte Nachtluft drang in den Raum. Ich rannte hin, knallte die Tür zu, drehte den Schlüssel und schob beide Riegel vor.
    Als ich mich zum Telefon umdrehte, bemerkte ich, dass die Kellertür offen stand und das Licht brannte. Mit drei Schritten war ich an der Kellertreppe.
    Ich hatte ganz bestimmt nicht die Absicht, in den Keller hinunterzugehen. Die Räumlichkeiten unter unserem Haus sind ohnehin schon unheimlich genug. Doch irgendetwas lag am Fuß der Treppe, etwas, das definitiv nicht dorthin gehörte.

    Es war ein Stück Stoff, um einen Gegenstand von der Größe einer Grapefruit gewickelt. Ich war noch ein paar Meter entfernt, und das Licht im Keller nicht besonders gut. Trotzdem hätte ich schwören können, dass es sich um Leinen handelte, elfenbeinfarbenes Leinen – außer dort, wo der Inhalt es leuchtend rot färbte.
    Mein Gehirn befahl mir, die Polizei zu rufen; die würden sich darum kümmern, ganz gleich, was es war. Doch Schritt für Schritt ging ich die Treppe hinunter. Es waren nur acht Stufen, und bald war ich nahe genug, um den Stoff zu berühren. Ich hockte mich daneben.
    Der Fleck war noch nass. Rote Flüssigkeit sickerte hervor, tropfte auf den Steinfußboden des Kellers. Ich streckte die Hand aus, erwartete Wärme unter meinen Fingern zu spüren. Das Paket war kalt und roch … völlig überraschend. Ich hob es auf. Zog das Leinen auseinander. Ein Teil des Inhalts fiel zu Boden. Der Rest lag in meinen Händen.
    Es waren Erdbeeren.
    Keine wilden Walderdbeeren – dafür war nicht die richtige Jahreszeit  –, sondern ganz gewöhnliche Garten- oder Treibhauserdbeeren, wie man sie überall kaufen konnte. Die meisten sahen zerquetscht aus, daher der rote Fleck, der durch das Leinen drang, und der süße, angenehme sommerliche Geruch. Auf den Knien im trüben Licht des Kellers stellte ich fest, dass ich stinkwütend war, weil ich mich deswegen so ins Bockshorn hatte jagen lassen. Nicht einmal mehr annähernd ängstlich, sondern kochend vor Zorn, sammelte ich die heruntergefallenen Beeren ein und stieg in die Küche hinauf, das Bolzenschussgerät unter den Arm geklemmt. Ich erreichte die oberste Stufe, schloss die Tür hinter mir und wollte zum Telefon gehen.
    Jäh hielt ich mitten in der Bewegung inne, hörte sogar auf zu atmen. Die Küche um mich herum wurde dunkler, doch ich konnte beim besten Willen den Blick nicht von dem abwenden, was dort lag. Eine oder zwei Sekunden lang dachte ich sogar, ich hätte den Verstand verloren. Was ich da vor mir sah, war unmöglich. Ich war vor nicht einmal zwei Minuten in diesem Raum gewesen, und
auf gar keinen Fall hätte ich … das da  … auf dem Küchentisch übersehen können.
    Die Erdbeeren fielen zu Boden, und das Bolzenschussgerät wäre ihnen um ein Haar gefolgt, doch ich bekam es gerade noch zu fassen. Ich machte kehrt, fiel beinahe hin und schnappte mir das Telefon. Dann rannte ich los, aus der Küche hinaus, über den Flur und auf die Gästetoilette im Erdgeschoss. Ich knallte die Tür hinter mir zu, schob den lächerlichen Riegel vor und sank zu Boden. Dort lehnte ich den Rücken an die Tür und stemmte die Füße gegen die gegenüberliegende Wand. Während ich die Übelkeit niederkämpfte, rief ich die Polizei an.

12
    Während der zwanzig Minuten, die es dauerte, bis sie eintrafen, rührte ich mich nicht von der Stelle. Mir wurde kalt, doch das hielt ich nicht für den einzigen Grund, weshalb ich nicht aufhören konnte zu zittern. Alle paar Minuten wallte Übelkeit in mir auf, wurde jedoch dankenswerterweise nie so schlimm, dass ich mich übergeben musste. Ich wählte Duncans Handynummer, doch er hatte sein Telefon abgeschaltet. Ich hinterließ keine Nachricht. Was zum Teufel sollte ich denn sagen?
    Mehr als alles andere wollte ich meinen Vater anrufen. Ihm erzählen, was passiert war, ihn sagen hören, dass alles gut werden würde. Viermal, glaube ich, wählte ich die Nummer meiner Eltern, brachte es jedoch nicht über mich, die letzte Ziffer zu drücken. Was in aller Welt konnte er schon tun, mein armer Dad? Er war doch Hunderte von Kilometern entfernt.
    Schließlich hörte ich die Autos auf den Hof fahren und zwang mich aufzustehen und zur Tür zu gehen. Andy Dunn warf einen Blick auf mich und schickte mich zusammen mit

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